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Auch über Ukraine-Krieg hinaus: Bauern erwarten angespannte Getreidemärkte

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Von: Julius Fastnacht

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Wegen des Ukraine-Krieges ist der globale Getreidemarkt angespannt. Der Bauernverband geht aber davon aus, dass sich die Lage mittelfristig nicht ändern wird.

Berlin – Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas. Aufgrund der russischen Invasion können derzeit um die 20 Millionen Getreide aus der letzten Ernte nicht verschifft werden – Russland blockiert die für den Weizenexport wichtigen Schwarzmeer-Häfen. Die Politik wirft Putin deshalb vor, mit seiner Haltung eine globale Hungersnot in Kauf zu nehmen. Auch auf die Getreide-Produktion hierzulande hat der Ukraine-Konflikt massive Auswirkungen, die wohl keine Momentaufnahme sind.

So rechnet der deutsche Bauernverband noch für längere Zeit mit angespannten Märkten. „Wir gehen auch unabhängig von der Entwicklung in der Ukraine davon aus, dass das Preisniveau relativ hoch bleiben wird“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied. Denn Reaktionsmöglichkeiten seien im Moment begrenzt. „Wir haben eine Düngemittelknappheit und exorbitant hohe Düngerpreise.“ Es gebe Unterbrechungen in Lieferketten. „Insofern bleibt die schwierige Situation bestehen. Wir können wohl keinen relativ schnellen Anstieg der Produktion erwarten.“

Weizen-Getreide-Bauern
Erntereifer Weizen leuchtet auf einem Getreidefeld vor blauem Himmel. (zu dpa „Bauernverband erwartet noch länger angespannte Getreidemärkte“) © Arne Dedert/dpa

Wegen Ukraine-Konflikt: Weizenpreise enorm volatil

Rukwied erläuterte, die internationalen Weizenpreise hätten sich infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine auf relativ hohem Niveau eingependelt, schwankten aber auch stark. So führten Meldungen zur Entwicklung in der Ukraine oder zu Ernteaussichten in Nordamerika zu Ausschlägen. Bauern können generell Teile ihrer Getreidemengen zu vorab vereinbarten Preisen vermarkten. Zuletzt hätten Landwirte für etwa 380 Euro pro Tonne Weizen Vorverträge schließen können. „Einige Vorverträge sind aber schon bei 210 Euro vor dem Ukraine-Krieg gemacht worden (...).“

Aktuell dürften nur Teilmengen der diesjährigen Ernte vorab kontrahiert worden sein, sagte Rukwied. „Man kann jetzt schon für die Ernte 2023 Vorverträge zu 300 Euro pro Tonne Weizen schließen, also nach wie vor 100 Euro über dem Niveau von vor einem Jahr.“ 

Prognose: Diesjährige Weizenernte wird wohl durchschnittlich

Auf den Feldern seien Getreide und Raps in den nächsten Wochen in der Kornbildung, also einer ganz entscheidenden Phase für den Ertrag. „In manchen Regionen ist es nach wie vor zu trocken“, sagte Rukwied. In anderen Gebieten, die vor einigen Wochen noch sehr trocken waren, sei inzwischen Regen gefallen. „Es gibt Landwirte, die optimistisch auf die Ernte schauen. Und es gibt Landwirte, die große Sorgenfalten auf der Stirn haben und jetzt noch auf Regen hoffen.“ Es zeichneten sich aber insgesamt wohl keine gewaltigen Ausschläge nach oben oder unten von einem Durchschnittsergebnis ab.

Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die europäische Landwirtschaft gibt auch der Politik zu denken. So will sich Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) dafür starkmachen, Bauern über eine Anpassung von EU-Regeln mehr Weizenanbau zu ermöglichen. (juf mit dpa)

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