Ukraine-Konflikt: Zahl der zivilen Opfer steigt, Gaspipeline getroffen – das geschah in der Nacht

Aus der ganzen Ukraine werden schwere Kämpfe gemeldet. Ein Öldepot brennt. Menschen suchen Schutz in U-Bahn-Höfen.
Kiew - Russische Truppe sind weiter in die Ukraine vormarschiert. Den Streitkräften sei befohlen worden, „die Offensive aus allen Richtungen zu erweitern“, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Sie stießen dabei weiter auf heftigen Widerstand. Ein Überblick über die Lage in der Nacht zum Sonntag (27. Februar):
- Ein Öllager in Wassylkiw - etwa 30 km südwestlich von Kiew - wurde bei den Kämpfen getroffen. Das löste ein riesiges Feuer aus.
- Auch eine Gaspipeline in Charkiw wurde getroffen.
- In der Umgebung von Hostomel haben ukrainische Truppen eine aus Russland kommende tschetschenische Sondereinheit zerschlagen. Dabei sollen sie laut einem Medienbericht größere Mengen an Waffen erbeutet haben.
- In der ukrainischen Hauptstadt Kiew warnten die Sirenen erneut vor russischen Luftangriffen.
- In die Stadt verhinderte die ukrainische Armee einen Einmarsch der russischen Truppen.
- Es gebe aber Kämpfe mit russischen „Sabotagegruppen“. All dies meldet laut Nachrichtenagenturen die ukrainische Seite.
- Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat eine vollständige Ausgangsssperre bis zunächst Montagmorgen verhängt. Zivilisten, die dennoch auf den Straßen seien, würden „als Mitglieder von Sabotagegruppen des Feindes betrachtet“.
- Der U-Bahn-Verkehr in Kiew wurde vollständig eingestellt, die U-Bahnhöfe dienen nun als Schutzräume für die Einwohner.
Nach ukrainischen Angaben wurden seit Beginn des russischen Angriffskriegs 198 Zivilisten getötet, darunter drei Kinder. Mehr als 1100 weitere Menschen wurden demnach verletzt. Viele Angaben zu den Kämpfen lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.
Ukraine-Konflikt: Russische Truppen laut Pentagon „frustriert“
Nach US-Angaben kommen die Russen aber langsamer voran, als erwartet. Die westlichen Staaten beschlossen indes weitere Sanktionen, etwa einen Swift-Ausschluss, um Russland wirtschaftlich erheblich zu schaden.
Die Bundesregierung hatte zuvor nach langem Zögern auch Waffenlieferungen an die Ukraine zugestimmt: Deutschland schickt 1000 Panzerabwehrwaffen und 500 Boden-Luft-Raketen aus Bundeswehr-Beständen. Auch Belgien*, die Niederlande* und Tschechien* kündigten Waffenlieferungen an.
Russlands Großangriff auf die Ukraine hatte am Donnerstagmorgen (24. Februar) begonnen und weltweit für Entsetzen gesorgt. Die EU, Großbritannien und die USA* verhängten neue Sanktionen gegen Russland - auch gegen Kreml-Chef Wladimir Putin* und seinen Außenminister Sergej Lawrow persönlich. Die Nato beschloss einen deutlichen Ausbau ihrer Präsenz an der Ostflanke.
Polen hat nach Regierungsangaben seither bereits 115.000 Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Zehntausende weitere Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht. (AFP/dpa/frs) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA