Grausame Waffen in Butscha: Zivilisten offenbar mit Metallpfeilen getötet

In der Ukraine soll Russland mit besonders grausamen Metallpfeilen getötet haben, die seit dem Ersten Weltkrieg als ausgemustert galten.
Butscha - Die schlechten Nachrichten aus dem Ukraine-Konflikt hören nicht auf. Dutzende Menschen sind in Butscha offenbar durch winzige Metallpfeile von Granaten getötet worden. Das legen Recherchen von Washington Post und Guardian nahe. Demnach haben russische Streitkräfte in Butscha, einer Kleinstadt im Norden der Ukraine, sogenannte „Flechette-Artillerie“ eingesetzt. Den Berichten zufolge sind zahlreiche Zivilisten Opfer dieser archaischen Waffengattung geworden.
Ukraine-Konflikt: Metallpfeile sorgen für schwere Verletzungen
Die „Flechette-Artillerie“ wurde bereits im Ersten Weltkrieg eingesetzt und gilt als besonders grausam. Eine einzelne Artilleriegranate kann bis zu 8000 der kleinen Flechette-Pfeile enthalten. Bei der Explosion lösen sich die vielen kleinen Pfeile und verteilten sich dann auf einem bis zu 300 Meter breiten und 100 Meter langen Gebiet. Wenn die Pfeile einen Menschen treffen, zerbrechen sie in zwei Teile und sorgen somit gleich für zwei Wunden. Die Folge: Schwere und kaum vorhersagbare Verletzungsbilder.
Der Guardian bezieht sich in seinem Bericht unter anderem auf die Aussagen von Pathologen, welche die Opfer aus Massengräbern nördlich von Kiew obduziert hätten. „Wir fanden mehrere wirklich dünne, nagelartige Objekte in den Körpern von Männern und Frauen und auch andere meiner Kollegen in der Region“, wird ukrainischen Gerichtsmediziner Vladyslav Pirovskyi zitiert. „Die Mehrheit dieser Körper kommt aus der Region Bucha-Irpin.“ Dazu haben laut dem Bericht mehrere unabhängige Waffenexperten die Bilder der Munition überprüft.
Menschenrechtsorganisationen wollen Metallpfeile verbieten
Im Gegensatz zu Streubomben und Streumunition ist der Einsatz von Flechette völkerrechtlich nicht per se untersagt. Doch Menschenrechtsgruppen bemühen sich schon lange um ein Verbot der Waffengattung. Seit dem Einsatz im Ersten Weltkrieg ist sie weitgehend verschwunden, bis sie von den USA im Vietnamkrieg eingesetzt worden ist, schreibt der Guardian. Amnesty International wirft Israel zudem vor, die Munition 2009 im Gazastreifen eingesetzt zu haben.
In Butscha wurden nach dem russischen Abzug Dutzende tote Zivilisten gefunden, teils gefesselt und mit Kopfschüssen. Bilder dokumentieren das Ausmaß der grausigen Kriegsverbrechen. Human Rights Watch prangerte an, dass russische Armeeangehörige offenbar Vergewaltigungen, Massenerschießungen, Plünderungen und exzessive Gewalt verübt hätten. (Max Müller)