Putins neue Wunderwaffe soll Ukraine-Gegenoffensive stoppen – „Große Bedrohung“
Der Ukraine-Krieg ist auch Schauplatz neuer Waffen und Technologien. Eine Bombe aus Russland könnte den ukrainischen Streitkräften nun Probleme bereiten.
Kiew/Moskau – Über der nordöstlichen Grenze der Ukraine flogen in der Nacht zum 24. März zehn der modernsten Kampfjets, welche die russische Luftwaffe zu bieten hat. Sie erprobten den Einsatz einer Waffe, die es bislang im Ukraine-Krieg noch nicht gab: Gleitbomben. Wie die britische Tageszeitung The Daily Telegraph berichtet, soll die Abwurfwaffen das Potenzial haben, den Kriegsverlauf maßgeblich zu beeinflussen.
Russlands neue Waffe geriet in die Schlagzeilen, nachdem ein Kampfjet versehentlich eine Bombe über der russischen Grenzstadt Belgorod abwarf und dabei ein Gebäude sowie mindestens drei Menschen zu Schaden gekommen waren.
Russland setzt neue Waffe ein: Gleitbomben ermöglichen neue Kriegsführung im Ukraine-Krieg
Gleitbomben unterscheiden sich in einem entscheidenden Punkt von herkömmlichen „fallenden“ Bomben. Jeder Sprengkörper ist mit Antriebskomponenten – einer Art „Flügel“ – ausgestattet. Dadurch ist es möglich, die Bombe auch in horizontaler Richtung zu steuern und somit Ziele in größerer Entfernung zu treffen. Die effektive Reichweite der Gleitbombe liege schätzungsweise zwischen 50 und 70 Kilometern und ist daher deutlich höher als bei einer konventionellen Bombe.

Oberst Jurij Ihnat, der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, erklärte gegenüber dem Telegraph, die Bomben stellten eine „sehr große Bedrohung“ dar. Russische Kampfjets seien mithilfe der Gleittechnologie nun dazu imstande, riskante Einsätze in der Nähe der Frontlinie zu vermeiden. Aus ukrainischen Quellen geht hervor, dass die meisten Gleitbombenangriffe aus einer Entfernung von 40 bis 50 Kilometer innerhalb des russischen Territoriums erfolgen, woraufhin die Kampfflugzeuge abdrehen, um nicht in die Reichweite der Kiewer Luftabwehr zu gelangen.
Für die ukrainischen Streitkräfte bedeutet diese andersartige Kriegsführung einen Rückschlag. Aus veröffentlichen US-Geheimdokumenten ging hervor, dass die ukrainische Luftwaffe in einem mangelhaften Zustand sei. Zudem würden die Verteidiger an den Frontlinien nur über eine geringe Zahl an Luftabwehrsystemen mit großer Reichweite verfügen, da diese vor allem weit hinter der Front lägen, um die ukrainischen Städte zu beschützen.
Ukraine-Krieg: Gleitbomben könnten Gegenoffensive stören
Anwendung finden die neuen Gleitbomben derzeit wohl größtenteils an den Grenzen der Ost-Ukraine. „Zurzeit setzt der Feind die taktische Luftfahrt für Kampfeinsätze entlang der Grenze zu Russland, an der Frontlinie und an der Meeresküste ein. In all diesen Regionen setzt der Feind seit etwa einem Monat intensiv Gleitbomben ein“, so Oberst Ihnat. Täglich seien es mindestens 20 abgeworfene Sprengkörper.
Momentan habe man noch „Probleme“ beim Abfangen der gleitenden Sprengkörper, berichtet der Oberst. Grund dafür seien die Größe der Gleitbomben und deren integrierte Störsender, welche eine rechtzeitige Erkennung auf dem Radar erschweren. Wie The Telegraph berichtet, vermuten Kriegsexperten, dass die neue Waffe Kiew dazu zwingen könnte seine Pläne für die lang erwartete „Frühjahresgegenoffensive“ in letzter Minute zu ändern.
Rusische Gleitbomben anfällig gegen Kampfjets
Das beste Gegenmittel gegen die russische Gleitbombe seien, laut Oberst Ihnat, Kampfjets, welche über ein Radar- und Raketensystem mit großer Reichweite verfügen. Dazu gehört beispielsweise der F-16 Kampfjet. „Schon ein oder zwei F-16 würden ausreichen, um sie abzuschrecken, denn die Russen würden sehen, dass ein paar dieser Dinger in der Luft sind, und sie würden den Anflug vermeiden“, sagt Ihnat.
Damit wäre die Ukraine erneut auf Hilfe aus dem Westen angewiesen. US-Präsident Joe Biden zeigte sich zu Beginn des Jahres noch zögerlich bei der Lieferung von Kampfflugzeugen besagten Typs. (aa)