Türkei: Roter Halbmond verkauft Zelte im großen Umfang an Bedürftige
In der Türkei hat der Rote Halbmond nach dem Erdbeben Bedürftigen in einem größeren Ausmaß Zelte verkauft. Einen Rücktritt lehnt die Führung nach den Skandalen aber ab.
Ankara – Die Kritik am Türkischen Roten Halbmond nimmt nicht ab. Offenbar verkaufte die Organisation 2050 Zelte an die Hilfsorganisation Ahbap für umgerechnet knapp 2,3 Millionen Euro, die dann im Erdbebengebiet in der Türkei an Bedürftige verteilt wurden. Auch Konserven soll der Türkische Rote Halbmond an die Hilfsorganisation verkauft haben, teilte der Gründer von Ahbap, Haluk Levent mit.
Nach einem Bericht der türkischen Zeitung Cumhuriyet hat der türkische Halbmond auch Zelte an den Türkischen Apothekerverband TEB (Türk Eczacılar Birliği) verkauft. Die TEB hatte versucht, sich schon am ersten Tag des verheerenden Erdbebens in der Gegend niederzulassen und zu helfen. Zelte und Container konnte die türkischen Apotheker allerdings nicht helfen. Für fünf Zelte mit einer Größe von 76 Quadratmeter soll die TEB umgerechnet 7983 Euro (160.000 TL)/Stück bezahlt haben.

HDP fordert nach Pannen bei Erdbeben-Hilfen Konsequenzen
„Schaut, da will eine Organisation im Katastrophengebiet kostenlos Medikamente an Bedürftige verteilen und muss für ein Zelt 160.000 TL an den Türkischen Roten Halbmond bezahlen“, schreibt die Cumhuriyet. Auch Unternehmen wie der französischen Reifenhersteller Michelin, OPET und mussten für Zelte Geld bezahlen. Der Elektronikhersteller Arcelik hat Zelte von der Organisation gekauft und musste für 100 Zelte rund 112.000 Euro (2.242 Millionen TL) bezahlen. Arcelik war mit ihrem Mutterkonzern BEKO mit 530 Helfern im Katastrophengebiet und konnte 117 Personen unter den Trümmern retten.
Aus Protest haben die Co-Vorsitzenden der pro-kurdischen HDP, Pervin Buldan und Mithar Sancar, vor der Zentrale der Organisation eine Demonstration abgehalten und die Führung des türkischen Roten Halbmondes zum Rücktritt aufgefordert. „Der Rote Halbmond hat seine Zelte und Blutkonserven verkauft. Das ist ein Bild der Schande“, sagte Buldan.
Inzwischen hat sich der Präsident des Türkischen Roten Halbmondes zu den Rücktrittsforderungen geäußert. „Solange wir so erfolgreich sind, werde ich mich nicht den Schwätzern beugen“, sagte Kerem Kinik im Gespräch mit der Zeitung Hürriyet. Er sei schließlich rechtmäßig gewählt worden. (Erkan Pehlivan)