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Mafiaboss Yakut enthüllt in seinen Videos Machenschaften von Erdogan

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Von: Erkan Pehlivan

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Muhammet Yakut gehört zu den Mafia-Größen in der Türkei. Jetzt ist er geflohen und berichtet Brisantes über Präsident Erdogan und die AKP-Regierung.

Ankara - Die Enthüllungen des ehemaligen Mafia-Paten Sedat Peker in seinen YouTube-Videos haben Präsident Recep Erdogan und seine Regierung in der Vergangenheit in massive Bedrängnis gebracht. In seinen Videos berichtete Peker immer wieder über Korruptionsfälle in der Türkei und Waffenlieferung an Dschihadisten in Syrien, in die Geschäftsleute aus dem Umfeld von Erdogan und Regierungsmitglieder verstrickt sein sollen. Allerdings ist der im Exil in den Vereinigten Arabischen Emiraten lebende Peker inzwischen untergetaucht.

Jetzt wird Erdogan wieder belastet – diesmal von dem kurdischen Geschäftsmann und Mafioso Muhammet Yakut. In einem seiner Videos schießt er sich sofort auf Erdogan ein. „Ich werde dich nicht mehr Präsident Erdogan nennen. Ich werde dich König Tayyip nennen. Ich werde dich nackter König Tayyip nennen“, sagt Yakut zu Beginn seines Videos in Anspielung auf das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ von Hans Christian Andersen. Seine Videos veröffentlicht Yakut vor allem auf seinem Twitterkonto „Delilerin Delisi“ (auf Deutsch: Der Verrückte unter den Verrückten).

Enthüllungen über Erdogan vor Türkei-Wahl 2023: Putschversuch ein Theaterspiel?

In einem Interview mit dem türkischen Journalisten Serdar Akinan sprach Yakut erst kürzlich über die Hintergründe des Putschversuchs vom 15. Juli 2016. „Der Putschversuch war ein Theaterspiel. Wussten die AKP-Abgeordneten das nicht?“ Auch Abgeordnete aus der Oppositionspartei wüssten, dass dem so gewesen sei, so Yakut. Akinan wurde nach der Ausstrahlung des Videos am Mittwoch (19. April) festgenommen und nach 20 Stunden wieder frei gelassen. Zuvor hatte es in den sozialen Medien Solidaritätskundgebungen mit dem Journalisten gegeben.

Türkei-Wahl 2023: Yakut belastet Außenminister Cavusoglu

In einem eigenen Video belastet Yakut Außenminister Mevlüt Cavusoglu. Der türkische Diplomat habe in London gemeinsam mit dem regierungsnahen Oligarchen Cemal Kalyoncu aus der sogenannten „Fünferbande“ Wohnungen gekauft. „Metin Günes, Mevlüt Çavusoglu, Cemal Kalyoncu haben mit dem gestohlenen Geld in London Wohnungen gekauft“, schreibt Yakut auf Twitter. Auch die Adressen der Wohnungen veröffentlichte er in seinem Video.

Die Fünferbande, die praktisch alle staatlichen Großaufträge unter sich aufteilen soll, ist auch im Visier des Präsidentschaftskandidaten der Opposition, Kemal Kilicdaroglu. „Wir haben es von Experten ausrechnen lassen. Sie haben 418 Milliarden US-Dollar aus dem Staatshaushalt in dieser Regierungszeit gestohlen“, hatte Kilicdaroglu in einer Rede vor der CHP-Fraktion im Januar gesagt. „Ich werde dieses Geld von euch einziehen, sobald wir an die Regierung kommen“, versprach Kilicdaroglu.

Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine AKP-Regierung sollen unter anderem auch in Korruptionsfälle verstrickt sein.
Präsident Recep Tayyip Erdogan wird jetzt erneut von einem Mafiaboss belastet. © Geert Vanden Wijngaert/dpa

Auch der ehemalige Bürgermeister von Ankara, Melih Gökcek, wird von Yakut belastet. Er habe Beziehungen zu einer transsexuellen Prostituierten, die als „Travesti Okşan“ bekannt sei. Okşan ließ sich laut Yakut beim Sex mit Personen filmen, die dadurch dann aus dem Weg geräumt werden können. „Wenn ich die Beziehungen zwischen deinem Vater und Travesti Okşan öffentlich mache, werden weder deine Mutter noch dein Vater auf die Straße gehen können“, warnt der Mafiaboss Osman Gökcek, den Sohn des ehemaligen Bürgermeisters von Ankara und Abgeordnetenkandidaten für Erdogans AKP. Dieser hatte zuvor dem Mafioso gedroht.

Wer ist Muhammet Yakut?

Muhammet Yakut gibt sich zwar als Geschäftsmann, allerdings gehört er zu den ehemaligen Untergrundgrößen, mit engen Verbindungen zu Erdogan und seiner AKP-Regierung. „Yakut hat den Präsidentenpalast besucht. Dort hat er sich auch mit Vertretern des Geheimdienstes MIT getroffen“, erklärt der Investigativjournalist Cevheri Güven im Gespräch mit FR.de von IPPEN.MEDIA. „Der Bruch zwischen Yakut und Erdogan kam ähnlich wie bei Sedat Peker. Andere Mafia-Gruppen wurden von der Erdogan-Regierung bevorzugt, die jetzt ihre Konkurrenz aus dem Weg räumen wollen,“ so Güven.

Enthüllungen vor Türkei-Wahl 2023 für Erdogan ein Problem

Bei der anstehenden Türkei-Wahl am 14. Mai könnten die Enthüllungen von Yakut zum Problem für Erdogan werden. In seinen Videos gibt der inzwischen ins deutsche Exil geflüchtete Mafioso zwar die Machenschaften der AKP-Regierung und Erdogan bekannt, doch viele Punkte schneidet er nur an. Es gilt als sicher, dass Yakut weitere brisante Informationen veröffentlichen wird. Allerdings hat es Erdogan geschafft, Peker in seinem Exil zum Schweigen zu bringen. Ob er auch Yakut zum Schweigen bringen kann, ist abzuwarten. (Erkan Pehlivan)

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