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Bau im Erdbebengebiet: Erdogan feiert Start für russisches AKW in der Türkei - Putin ist dabei

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Von: Lucas Maier

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Nach fünf Jahren Bauzeit soll das erste türkische Atomkraftwerk in Betrieb gehen. Mit an Bord ist Russland - und Putin kurz vor der Türkei-Wahl Stargast.

Ankara - Am 14. Mai (2023) wird in der Türkei zu den Wahlurnen gerufen. Obwohl seine Kandidatur rechtlich stark umstritten ist, tritt der amtierende Präsident Recep Tayyip Erdogan erneut an. Noch vor der Türkei-Wahl soll nun das erste Atomkraftwerk des Landes in Betrieb genommen werden.

Für die Fertigstellung des Megaprojektes hat sich der Präsident des Nato-Landes Unterstützung aus Russland geholt. Kremlchef Wladimir Putin wird bei der Einweihungsfeier des AKW Akkuyu per Video zugeschaltet sein, wie die russische Staatsagentur Tass schreibt. Das ist kein Zufall: Eine Tochter der russischen Konzerns Rosatom führt das Zepter in Akkuyu - auch mehr als ein Jahr nach Beginn des Ukraine-Kriegs. Für Erdogan dürfte die Inbetriebnahme einen innenpolitischen Push bedeuten.

AKW in der Türkei: Brennstoffe kommen aus Russland

Am 27. April (2023) soll es so weit sein. Denn dann soll der atomare Brennstoff für das AKW Akkuyu geliefert werden, wie Tass schreibt. Die Brennstoffreaktoren werden aus Russland geliefert. Insgesamt sollen vier Stück nach und nach ans Netz geschaltet werden.

Atomkraft in der Türkei: Wird die Putin Unterstützung dem Wahlkampf von Erdogan helfen?
Atomkraft in der Türkei: Wird die Putin Unterstützung dem Wahlkampf von Erdogan helfen? (Archivbild) © Mikhail Klimentyev/dpa

Zur Lieferung und in Inbetriebnahme am 27. April hat Recep Tayyip Erdoğan eine Zeremonie angekündigt. An dieser soll auch der russische Präsident teilnehmen. Nicht nur die Reaktoren für das Kraftwerk werden aus Russland geliefert, auch die Ausbildung der Fachkräfte fand laut Tass in Russland statt. Rosatom war beim Bau federführend, wie etwa der ORF 2018 berichtete - Putin war schon zum Baubeginn vor Ort.

Atom-Joker für Erdogan? Kraftwerk könnte die Finanzen der Türkei verbessern

Das Kraftwerk dürfte, wenn man den Tass-Angaben Glauben schenken darf, die Energiepolitik der Türkei grundlegend verändern. Das AKW soll eine thermische Nennleistung von 4.800 MW haben und rund 35 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr produzieren.

Zum Vergleich: Das Atomkraftwerk Isar 2, welches laut dem Verein Kerntechnik Deutschland die stärkste Nennleistung besaß, lieferte lediglich 3.950 MW (thermisch). Isar 2 wurde am 15. April 2023 vom Netz genommen. Das Kraftwerk Akkuyu soll in der Lage sein, rund zehn Prozent des Strombedarfs der Türkei zu decken. Der Verkauf des dadurch eingesparten Erdgases soll Ankara angeblich 6,5 Milliarden Dollar pro Jahr einbringen.

AKW unter russischer Führung in Erdbebenzone errichtet - Erdogan braucht Putins Energie-Hilfe

Zu Beginn des Jahres 2022 waren die Energiepreise in der Türkei stark gestiegen, da Ankara zuvor viele Rohstoffe aus der Ukraine und Russland bezogen hatte, wie die dpa schreibt. Die Türkei hat derzeit mit einer hohen Inflation von über 50 Prozent zu kämpfen. Hier dürfte das in Aussicht gestellten Devisen aus der Energiewirtschaft für Erdogan gerade recht kommen.

Endgültig abgeschlossen werden soll der Bau des - übrigens in einer Erdbebenzone gelegenen - Kraftwerks noch in diesem Jahr. Ohnehin spielt Putin aber eine gewisse Rolle beio Erdogans Wiederwahl-Plänen. (Lucas Maier)

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