Wahlkampf in der Türkei: Steine fliegen auf Oppositionspolitiker – mehrere Verletzte
Der Vorfall verdeutlicht die aufgeheizte Atmosphäre vor der Türkei-Wahl: Der Oppositionspolitiker Ekrem Imamoglu musste regelrecht fliehen.
Erzurum – Der türkische Oppositionspolitiker Ekrem Imamoglu ist im Wahlkampf attackiert worden – und musste seinen Auftritt deshalb abbrechen. Der Vorfall ereignete sich exakt eine Woche vor der Türkei-Wahl 2023. Imagmolu ist Bürgermeister der Metropole Istanbul.
Sein Büro veröffentlichte Aufnahmen von dem Angriff in der osttürkischen Stadt Erzurum, wo der Politiker am Sonntag eine Wahlkampfrede hielt. Wütende Demonstranten schleuderten Steine gegen seinen Wahlkampfbus und zwangen Imamoglu, den Auftritt abzubrechen und den Ort zu verlassen.

Erdogans Herausforderer Imamoglu im Wahlkampf von Mob verfolgt
Aufnahmen in Onlinenetzwerken zeigten, wie die Polizei die Demonstranten mit Wasserwerfern auseinander trieb und daran hinderte, den Bus weiterzuverfolgen. Laut Medienberichten aus der Türkei wurden sieben Menschen leicht verletzt. Imamoglu sprach von einer Provokation und verlangte eine Erklärung von den örtlichen Verantwortlichen.
Die Provinz wird von der islamisch-konservativen Partei AKP von Staatschef Recep Tayyip Erdoğan kontrolliert. Ein Bericht der Oppositionspartei CHP legte vergangenen Herbst übrigens die Zusammenarbeit zwischen Mitgliedern der AKP-Regierung und der Mafia offen. Mehrere AKP-Abgeordnete schwören außerdem die Auslandstürken in Deutschland auf die Wahlen ein. Dazu dienen vor allem Moscheen der Ditib und IGMG (Milli Görüş).
Erdogan sieht „Schicksalswahl – und Umfragen Kilicdaroglu dichtauf
Der Vorfall verdeutlichte, wie angespannt die Lage in der Türkei vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl ist. Imamoglu unterstützt in seinem Wahlkampf den Oppositionspolitiker Kemal Kilicdaroglu. Der populäre Bürgermeister von Istanbul hat im Falle eines Wahlsieges der Opposition Aussicht auf den Posten eines Vizepräsidenten.
Erdoğan, der seit 20 Jahren an der Macht ist, spricht von einer „Schicksalswahl“. Erstmals gilt er nicht als klarer Favorit – das zeigen aktuelle Umfragen zur Türkei-Wahl. Es zeichnet sich stattdessen ein enges Rennen zwischen ihm und Kilicdaroglu ab. (AFP/frs)