Erdogans Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu: Das ist der Präsidentschaftskandidat der Opposition
CHP-Chef Kilicdaroglu ist der Präsidentschaftskandidat der Opposition bei der Türkei-Wahl. Er verspricht, das Land wieder zu „versöhnen“.
Ankara – Kemal Kılıçdaroğlu wurde 1948 im Landkreis Nazımiye von Tunceli (ehemals Dersim) geboren. Danach wuchs er in verschiedenen Teilen des Landes auf und begann neben seiner beruflichen auch seine politische Karriere. Heute ist er der Präsidentschaftskandidat der Opposition bei der anstehenden Türkei-Wahl am 14. Mai.
Name | Kemal Kılıçdaroğlu |
Geboren | 17. Dezember 1948 |
Geburtsort | Ballıca, Türkei |
Partei | Cumhuriyet Halk Partisi |
Ehepartnerin | Selvi Kılıçdaroğlu (verh. 1974) |
Kinder | Kerem Kılıçdaroğlu, Zeynep Kılıçdaroğlu, Aslı Kılıçdaroğlu Nadir |
Kemal Kılıçdaroğlu: Ausbildung und Karriere
Seine Grund- und Sekundarschulausbildung absolvierte er in verschiedenen Teilen Anatoliens wie Erciş, Tunceli, Genç und Elazığ. Im Jahr 1971 schloss er sein Wirtschaftsstudium an der Akademie für Wirtschafts- und Handelswissenschaften in Ankara ab. Nach Abschluss seines Studiums ging er für ein Jahr nach Frankreich und begann seine Tätigkeit im Finanzministerium. Kılıçdaroğlu, der später Buchhaltungsexperte wurde, verbrachte ein Jahr in Frankreich. Er arbeitete bis 1983 als Buchhaltungsexperte und wurde im selben Jahr in die Generaldirektion für Einnahmen berufen. Dort arbeitete er zunächst als Abteilungsleiter und dann als stellvertretender Generaldirektor.
Kemal Kılıçdaroğlu wechselte 1991 zur Sozialversicherung „Bag-Kur“. Nach seiner Tätigkeit als Generaldirektor von Bağ-Kur im Jahr 1991 wechselte er 1992 in die Generaldirektion der Sozialversicherungsanstalten. Anschließend war er für kurze Zeit stellvertretender Unterstaatssekretär im Sozialministerium. Im Jahr 1994 wurde er vom Wirtschaftsmagazin Ekonomik Trend zum „Bürokraten des Jahres“ ernannt. Kemal Kılıçdaroğlu schied im Januar 1999 aus der Generaldirektion der Sozialversicherungsanstalt aus. Später hatte er andere Posten, unter anderem war er Mitglied des Verwaltungsrats der „Türkiye İş Bank“.

Chef der türkischen Opposition: Politische Laufbahn von Kılıçdaroğlu
Bei den 22. Parlamentswahlen am 3. November 2002 zog Kemal Kılıçdaroğlu als Istanbuler Abgeordneter der CHP (Republikanische Volkspartei) ins Parlament ein. Kemal Kılıçdaroğlu, der dem CHP-Zentralvorstand angehörte, wurde bei den Parlamentswahlen am 22. Juli 2007 erneut als Abgeordneter gewählt und war bis zur Bekanntgabe seiner Kandidatur für das Präsidentenamt stellvertretender Vorsitzender der CHP-Fraktion. Auf dem 33. Ordentlichen CHP-Kongress am 22. Mai 2010 wurde er zum Vorsitzenden seiner Partei gewählt und löste damit seinen Vorgänger Deniz Baykal ab. Baykal musste nach dem Bekanntwerden seiner Affäre mit einer CHP-Abgeordneten zurücktreten.
Anschlag auf Kemal Kılıçdaroğlu
Am 25. August 2016 wurde in Ardanuc bei Artvin der Konvoi von Kılıçdaroğlu angegriffen. Dabei kam ein Gendarm ums Leben und zwei weitere Soldaten wurden dabei verletzt. Die in der Türkei verbotene Arbeiterpartei PKK übernahm die Verantwortung für den Anschlag, gab aber auch bekannt, dass Kılıçdaroğlu nicht das Ziel gewesen sei. Im Mai 2018 soll der Verantwortliche für den Angriff nach Informationen des Innenministeriums bei einer Militäroperation getötet worden sein.
Präsidentschaftskandidat der Opposition bei der Türkei-Wahl 2023
Das Oppositionsbündnis „Sechser Tisch“ (CHP, Iyi Parti, Saadet Partisi, DEVA Partisi, Gelecek Partisi und Demokrat Parti) hat am 6. März 2023 Kılıçdaroğlu als gemeinsamen Kandidaten für die Wahlen in der Türkei am 14. Mai gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nominiert. Kılıçdaroğlu wird auch vom linken Parteienbündnis „Bündnis für Arbeit und Freiheit“ unterstützt, zu der auch die pro-kurdische HDP angehört.
Welche Positionen vertritt Kemal Kilicdaroglu?
Kemal Kılıçdaroğlu möchte die Abschaffung des Präsidialsystems und die Rückkehr ins parlamentarische System. Kılıçdaroğlu versprach zudem eine Politik der „Versöhnung“. Er werde alle gesellschaftlichen Gruppen umarmen, versprach der CHP-Politiker, unabhängig davon, wem die Menschen ihre Stimme gegeben haben. Auch sollen die sogenannten KHK’ler (per Dekret Entlassene) ihre Rechte zurückerhalten. Das sind bis zu 200.000 Beamte, die Staatspräsident Erdogan nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 entlassen und viele von ihnen wegen Terrordelikte verhaften ließ.