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Regierung redet Wirtschaftszahlen schön: Erdogan sieht Türkei vor der Wahl auf dem richtigen Weg

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Von: Erkan Pehlivan

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Das staatliche Statistikinstitut TÜIK senkt die Inflationszahlen vor der Türkei-Wahl auf 50,51 Prozent. Unabhängige Wirtschaftsinstitute gehen von mehr als dem Doppelten aus.
Die Inflation ist in der Türkei weiterhin sehr hoch. © Tolga Ildun/IMAGO

Das staatliche Statistikinstitut TÜIK senkt die Inflationszahlen vor der Türkei-Wahl auf 50,51 Prozent. Unabhängige Wirtschaftsinstitute gehen von mehr als dem Doppelten aus.

Ankara - Kurz vor der Türkei-Wahl am 14. Mai senkt das staatliche Statistikinstitut TÜIK die jährliche Inflationszahl von 55,18 Prozent auf 50,51 Prozent. Zum Vormonat ist laut TÜIK die Inflation zudem nur um 2,29 Prozent gestiegen. Unabhängige Wirtschaftsforschende gehen allerdings von weitaus höheren Teuerungsraten aus.

Fleisch, Schuhe und Kleidung über 10 Prozent teurer geworden

Laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut ENA Grup liegt die jährliche Inflation bei 112,51 Prozent. Zum Vormonat sei die Teuerungsrate um 5,08 Prozent gestiegen. So sei alleine der Preis für Rindfleisch um 12,93 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Auch die Preise für Kleidung und Schuhe sind demnach um 11,62 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Die Handelskammer Istanbul (İstanbul Ticaret Odası) kommt ebenfalls auf höhere Teuerungsraten als das staatliche Statistikinstitut TÜIK. So seien die Preise um 73, 01 Prozent gestiegen. „Ein Kilogramm Hackfleisch kostet 350 Türkische Lira (TL), 1 Kilogramm Käse 200 TL und 1 kg Zwiebeln kosten 20 TL. Die Menschen haben angefangen, einzeln und mit Gramm zu kaufen“, kommentiert der Abgeordnete Murat Emir (CHP) auf Twitter.

Euro und US-Dollar steigen um 30 Prozent in 12 Monaten

Auch der anhaltende Währungsverfall setzt den Menschen in der Türkei weiterhin zu. Ein Euro kostet derzeit mehr als 20,9 TL und der US-Dollar über 19,2 TL. Der Euro ist binnen 12 Monaten damit um 29,7 Prozent gestiegen und der US-Dollar um 30,6 Prozent. Gerade für ein Land, dass vieles aus dem Ausland importieren muss, ist ein Währungsverfall ein großes Problem, das sich in allen Bereichen bemerkbar macht. Gerade Geringverdiener haben es sehr schwer in der Türkei. Der Mindestlohn beträgt hier nur 8.500 TL (407 Euro).

Erdogan spricht von „Jahrhundert der Türkei“

Präsident Recep Tayyip Erdogan sieht dagegen sein Land auf dem richtigen Weg. „Bis heute sind wir im Lichte unsere Ziele für 2023 vorangekommen. Von nun an werden wir uns auf die Vision des türkischen Jahrhunderts zubewegen“, teilte das türkische Staatsoberhaupt auf Twitter mit. Auch sein Finanzminister Nureddin Nebati äußerte sich trotz katastrophaler Wirtschaftszahlen optimistisch. „Das Wichtigste ist jedoch, dass die Türkei während dieses Rückgangs der Inflation keine Einbußen bei den Investitionen, der Beschäftigung und der Produktion hinnehmen musste; im Gegenteil, in diesem Zeitraum wurden gleichzeitig die Beschäftigungs- und Exportrekorde in der Geschichte der Republik gebrochen“. (Erkan Pehlivan)

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