Türkische Söldner kämpfen angeblich für Russland – Video sät jedoch Zweifel

Im Ukraine-Krieg sollen sich türkische Freiwillige gemeldet haben, um für Russland zu kämpfen. Einer der Bewegungsgründe sei der Hass auf die USA.
Melitopol – Freiwillige Kämpfer aus der Türkei sollen sich für den Ukraine-Krieg gemeldet haben. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti. Im Gegensatz zu anderen ausländischen Freiwilligen, haben sich die Türken dem Bericht zufolge aber nicht der ukrainischen Armee, sondern den russischen Truppen angeschlossen.
Einer der Männer habe jahrelang an einer Universität in Moskau studiert, die russische Kultur kennen und schätzen gelernt sowie viele enge Freunde gewonnen. „Kuzon“, wie der Kämpfer von Ria Novosti genannt wird, habe in seinem Heimatland in der Armee gedient, sei jedoch nicht in bewaffneten Konflikten verwickelt gewesen.
Ein weiterer Freiwilliger aus der Türkei, Rufname „Laz“, soll zudem „die Ähnlichkeiten zwischen der Situation im Nahen Osten und der postsowjetischen Republik“ zum Kampf in der Ukraine bewegt haben. „Jeder weiß, dass Terroristen von den USA gesponsert werden, nicht von Ukrainern oder Syrern, aber sie sponsern Terroristen, um überall Unheil anzurichten. Sie verdienen damit Geld, und das tun sie auch hier“, wird der Mann zitiert.
Sudoplatow-Bataillon: Türkische Kämpfer sollen im Osten der Ukraine eingesetzt werden
Laz zufolge unterstützte seine gesamte Familie seine Entscheidung, sich freiwillig zu melden. Darüber hinaus seien viele seiner Freunde bereit, ihm in den Krieg zu folgen. Er und andere türkische Kämpfer seien schon dabei, zu trainieren und sich an die russischen Armeestandards zu gewöhnen. „Die Beziehungen zu meinen Mitsoldaten sind sehr gut. Es war ein sehr herzlicher Empfang“, sagte der Mann.
Laut dem Bericht werden die türkischen Kämpfer aktuell auf einen Einsatz im Sudoplatow-Bataillon in Melitopol in der Oblast Saporischschja vorbereitet. Benannt ist die militärische Einheit nach Pawel Anatoljewitsch Sudoplatow. Der russische General wurde in Melitopol, damals noch Teil des Russischen Reiches, geboren. Als Mitarbeiter des sowjetischen Geheimdienstes war Sudoplatow unter anderem an den Ermordungen des ukrainischen Nationalisten Jewhen Konowalez sowie des russischen Revolutionärs Leo Trotzki involviert.
Schon im Oktober hieß es aus Russland, dass Türken am Ukraine-Krieg teilnehmen
Was tatsächlich an der vom Kreml-nahen Agentur verbreiteten Geschichte dran ist, ist ungewiss. Schließlich postete ein pro-russischer Telegram-Kanal bereits im Oktober einen Videoclip, in dem behauptet wurde, dass „türkische Legionäre sich der russischen Armee angeschlossen haben und an Kampfhandlungen in der Ukraine teilnehmen werden“. Kurz darauf wurde der Ausschnitt von dem belarussischen Medienprojekt Nexta verbreitet, welches sich gegen den Ukraine-Krieg und den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko positioniert.
Was bei dem Video auffällt: die Männer sprechen Türkisch, allerdings mit einem ausgeprägtem Akzent. Euronews äußerte den Verdacht, dass es sich bei den Soldaten um Ahiska, beziehungsweise Meschetische Türken handelt. Darauf würde die Mischung aus dem Ahiska-Dialekt sowie einige russischen Wörter hindeuten, argumentierten auch türkische Journalist:innen im Gespräch mit Euronews.
Freiwillig in Putins Krieg: Mutmaßliche Türken könnten Mescheten sein
Die Meschet:innen lebten bis zu der von Josef Stalin verordneten Zwangsumsiedlung im Jahr 1944 größtenteils in Südgeorgien, nahe der türkischen Grenze. Heute lebt ein Großteil in früheren Sowjet-Staaten wie Kasachstan, Aserbaidschan oder auch Russland.
Ein Meschete, der mit Euronews sprach, bestätigte, dass die Kämpfer in dem Video den Dialekt der Ahiska sprechen. Weiter sagte er, dass es sich seiner Meinung nach um Männer handelt, die in Russland leben und deshalb für den Krieg in der Ukraine mobilisiert werden. Ob es sich auch bei den mutmaßlich türkischen Freiwilligen um Mescheten handelt, ist unklar. Auch von ihnen wurde auf Telegram ein Videoausschnitt veröffentlicht, der die Söldner bei Schießübungen zeigt. Im Gegensatz zu dem im Oktober veröffentlichten Video ist in diesem Fall aber kein Mescheten-Dialekt zu erkennen. (nak)