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Nach Fake-Video: Kilicdaroglu verklagt Erdogan vor Stichwahl

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Von: Jens Kiffmeier

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Ein gefälschtes Wahlkampfvideo bringt Erdogan in Bedrängnis: Vor der Stichwahl hat Herausforderer Kilicdaroglu den Präsidenten angezeigt. Was steckt dahinter?

Ankara - Der Schlussspurt im Wahlkampf der Türkei wird turbulent: Kurz vor der Stichwahl hat Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu alle Register gezogen - und den amtierenden Präsidenten verklagt. So soll Recep Tyyip Erdogan die Ausstrahlung eines gefälschten Wahlkampfvideos gebilligt haben. Dafür soll der Amtsinhaber nun 50.000 US-Dollar zahlen, berichtete der Spiegel am Donnerstag (25. Mai). Wird der Vorgang Erdogan die Wiederwahl kosten?

Vor Stichwahl in der Türkei: Kilicdaroglu verklagt Erdogan wegen Fake-Video

Kilicdaroglu und Erdogan wetteifern in der Türkei um das Präsidentenamt. Nachdem keiner der beiden Kandidaten in der ersten Runde der Türkei-Wahl eine erforderliche Mehrheit auf sich vereinen konnten, müssen sich beide am kommenden Sonntag einer Stichwahl stellen - zum ersten Mal in der Geschichte des Landes. Das Fake-Video könnte nun für zusätzlichen Wirbel sorgen.

Verklagt Erdogan vor der Türkei-Stichwahl: Herausforderer Kemal Kilidaroglu.
Verklagt Erdogan vor der Türkei-Stichwahl: Herausforderer Kemal Kilidaroglu. © Umit Bektas/dpa

Gefälschtes Wahlkampfvideo bringt Opposition in Verbindung mit PKK

Im Wahlkampf der vergangenen Wochen und Monate hatte Erdogan bei seinen Auftritten mehrfach ein Video gezeigt. Dass das Oppositionsbündnis von Kilicdaroglu in Verbindung mit kurdischen Kämpfern brachte. Darin soll scheinbar zu sehen sein, wie ein Kommandeur der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zur Wahl der Opposition aufruft. Die PKK gilt in der Türkei und in einigen westlichen Ländern als Terrororganisation. Dass es sich bei dem Video um eine Montage handelt, musste Erdogan bereits einräumen. Zuvor hatte er immer angedeutet, dass es sich um ein offizielles Wahlkampfvideo seines Herausforderers handele.

Trotz Klage gegen Erdogan: Kilicdaroglu hinkt vor Türkei-Stichwahl in den Umfragen hinterher

Inwieweit die Klage Erdogan bei der Türkei-Stichwahl zum Verhängnis wird, bleibt abzuwarten. In der ersten Runde verfehlte Erdogan die Mehrheit nur knapp. Kilicdaroglu lag fünf Prozent hinter ihm. Laut den neuesten Umfragen zur Stichwahl in der Türkei hat sich der Abstand zwischen den beiden Kandidaten vergrößert. Denn der Drittplazierte im Rennen um das Präsidentenamt, Sinan Ogan, rief seine Anhänger bereits zur Unterstützung für den Amtsinhaber aus. Zwar änderte der Herausforderer bereits seine Strategie und versucht jetzt, verstärkt zusätzliche Stimmen im rechten Wählerspektrum zu erschließen. Erdogan kann aber wohl mit Stimmen von mehr als zwei Millionen zusätzlichen Wählerinnen und Wählern aus dem Ogan-Lager rechnen.

Doch Kilicdaroglu will nicht vorschnell aufgeben. Seine Klage gegen Erdogan nutzt er geschickt. So kündigte er an, die geforderten 50.000 Euro spenden zu wollen - und zwar für die Ausbildung von Kindern getöteter türkischer Soldaten. (jkf)

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