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Kilicdaroglu kämpft um Stimmen der Nationalisten: Doch Bündnispartner sind nicht einverstanden

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Von: Bedrettin Bölükbasi

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Oppositionskandidat Kemal Kilicdaroglu (r.) und Chef der nationalistischen Zafer-Partei, Ümit Özdag.
Oppositionskandidat Kemal Kilicdaroglu (r.) und Chef der nationalistischen Zafer-Partei, Ümit Özdag. © Twitter/@umitozdag

Die Stimmen der Nationalisten könnten bei der Türkei-Stichwahl entscheidend sein. Kilicdaroglu will sich mit dem Nationalist Ümit Özdag einigen, doch Bündispartner leisten Widerstand.

Frankfurt – Der Erfolg der Nationalisten bei der Türkei-Wahl 2023 am 14. Mai kam überraschend für alle. Entgegen allen Umfragen erreichten sie 5,2 Prozent der Stimmen. Damit gelten sie bereits als das Zünglein an der Waage. Sowohl die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan als auch das Oppositionsbündnis von Kemal Kilicdaroglu wollen diese Stimmen an sich reißen, um in der zweiten Runde triumphieren zu können.

Türkei-Stichwahl: Erdogan und Kilicdaroglu ringen um Stimmen der Nationalisten

Erdogan hat bereits Unterstützung vom nationalistischen Präsidentschaftskandidaten der ersten Runde, Sinan Ogan, erhalten. Damit hat sich die Sache allerdings keineswegs erledigt. Denn es gibt noch Ümit Özdag, Chef der nationalistischen Zafer-Partei, der Sinan Ogan als Kandidat aufgestellt hatte. Özdag und Ogan haben ihr Bündnis vor der zweiten Runde inzwischen aufgelöst. Oppositionschef Kemal Kilicdaroglu will zumindest einen Teil der nationalistischen Stimmen über ein Bündnis mit Özdag ergattern.

Dafür hat er sich bereits zweimal mit Özdag zusammengesetzt und ein Protokoll ausgearbeitet. Gleiches taten auch Erdogan und Ogan. Der Unterschied: Die Abmachung zwischen Erdogan und Ogan zur Rückführung von Flüchtlingen und zum „Kampf gegen Terror“ wurde vom türkischen Machthaber, der sich um seine Wiederwahl sorgen muss, sofort unterzeichnet. Bei der türkischen Opposition hingegen sieht es anders aus, denn im Gegensatz zu Erdogan will sich Kilicdaroglu zuerst mit seinen Bündnispartnern beraten.

Türkei-Stichwahl: Kilicdaroglu-Partner will kein Bündnis mit Nationalist

Genau an dieser Stelle hakt es jedoch nun offenbar. Türkischen Medienberichten zufolge leisten zwei Parteien im Bündnis von Kilicdaroglu Widerstand gegen ein ausgefeiltes Bündnis mit dem Nationalisten Özdag. Ahmet Davutoglu, Vorsitzender der Gelecek-Partei, und Ali Babacan, Chef der DEVA-Partei, wollen Özdag wohl nicht am Bündnis teilhaben lassen. Dies berichtete unter anderem die oppositionsnahe Zeitung Cumhuriyet. Demnach stemmen sich die DEVA- und Gelecek-Parteien gegen das von Kilicdaroglu vorgelegte Protokoll.

Die Parteien, dessen Vorsitzende ehemalige Weggefährten und Minister von Erdogan sind, sollen ihre Widersprüche offen zum Ausdruck gebracht haben. Der türkische Journalist Ismail Saymaz berichtete im Sender Sözcü TV, ein Vertreter der Gelecek-Partei habe den Oppositionskandidaten angerufen und mitgeteilt, dass sie nur eine mündliche Einigung mit Özdag einwilligen würden. Mit einer schriftlichen Einigung seien sie aber nicht einverstanden, so Saymaz.

Türkei-Stichwahl: Gespräche zwischen Opposition und Nationalist Ümit Özdag

Am Dienstag (22. Mai) hatte Özdag im Kurznachrichtendienst Twitter eine Pressekonferenz für den nächsten Tag angekündigt und dazu ein Foto mit Kilicdaroglu veröffentlicht. Bis zu dieser Ansprache hatte er der Opposition Zeit gegeben, positiv auf seine Forderungen zu antworten. Allerdings wurde die Pressekonferenz um zwei Stunden verschoben und dennoch reichte die Zeit wohl nicht für eine finale Einigung.

Der Zafer-Chef gab an, man habe große Fortschritte erzielt, aber kein endgültiges Ergebnis erreicht. „Wir werden uns heute Abend nochmal mit Herrn Kilicdaroglu treffen“, erklärte er. Außerdem werde es in der Nacht weitere persönliche Gespräche geben, so Özdag. Dabei könnte es sich um Gespräche innerhalb des Oppositionsbündnisses einigen. Zu Ogans Entscheidung, Erdogan zu unterstützen, wollte sich der Nationalist nicht groß äußern. Er sagte lediglich, es sei eine persönliche Entscheidung seines ehemaligen Partners. „Das Leben läuft weiter“, betonte er. (bb)

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