Millionengewinne: Erdogans Schwiegersohn verkauft Kampfdrohnen an beide Konfliktparteien
Die Türkei entwickelt sich zu einem führenden Lieferanten von Kampfdrohnen und verfolgt bei dem Verkauf der Drohnen ihre eigenen Interessen. Hersteller der Kampfdrohnen ist Erdogans Schwiegersohn.
Ankara - Die Türkei entwickelt sich der britischen Zeitung The Independent zufolge zu einem starken Waffenlieferanten. Das Land habe unter Präsident Erdogan China als weltgrößten Exporteur von bewaffneten Drohnen abgelöst und das Kräfteverhältnis in mehreren Konflikten ins Wanken gebracht. Ankara scheut demnach auch nicht davor zurück, an zwei sich bekämpfende Konfliktparteien gleichzeitig Kampfdrohnen zu liefern.
Menschenrechtsexpert:innen und Militärstrateg:innen sehen den Einsatz von bewaffneten Drohnen aus der Türkei deshalb teilweise kritisch. Zumal die Kampfdrohne vom Schwiegersohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und seiner Familie entwickelt und hergestellt wird. Selcuk Bayraktars Vater war Ozdemir Bayraktar, ehemaliger, mittlerweile verstorbener Vorstandsvorsitzender des türkischen Drohnenbauers Baykar, der auch die Bayraktar TB2 produziert. Mittlerweile ist dessen Sohn Haluk Bayraktar CEO des Unternehmens und Erdogans Schwiegersohn zum technischen Leiter aufgestiegen.
Türkei: Erdogans Schwiegersohn macht mit Waffenverkäufen Millionen
Insbesondere die Drohne Bayraktar TB2 finde eine häufige Verwendung in Konflikten, darunter in Libyen, Äthiopien, Bergkarabach und Syrien. Der Verkauf von Kampfdrohnen soll der türkischen Wirtschaft Millionen einbringen. Abnehmer seien u.a. auch Marokko, Nigeria, Saudi-Arabien, Kasachstan, Turkmenistan und Katar – Länder, die immer wieder für ihren Umgang mit Menschenrechten in der Kritik stehen. Die bewaffnete Drohne wird auch im Grenzstreit zwischen Kirgistan und Taschikistan eingesetzt, bei dem 2021 Hunderte Zivilisten, darunter auch Kinder, starben. Dem Independent zufolge habe die Türkei die Drohne sowohl an Kirgistan als auch an Taschikistan - also an beide Konfliktparteien - verkauft.

Erdogan: Schwiegersohn produziert Kampfdrohne und verkauft sie an mehrere Parteien in Krisengebieten
Die Drohne könne Berichten zufolge Radarsysteme umfliegen und bis zu vier 500-Pfund-Raketen abschießen. Da sie im Vergleich zu anderen Waffen recht preiswert sei, sei die Kampfdrohne auch für Entwicklungsländer erschwinglich, wo das Risiko für das Aufflammen von Konflikten teilweise hoch ist.
Ihre Ausfuhr unterliege zwar gewissen gesetzlichen Kontrollen – so müsse der Verkauf durch das Verteidigungsministerium und das Büro des türkischen Präsidenten Erdogan genehmigt werden – welche genauen Kriterien die Abnehmerländer erfüllen müssten, ist jedoch nicht genau bekannt.
Türkei verkauft Kampfdrohnen - und hält an russischem Raketenabwehrsystem fest
Unbekannt sei The Independent zufolge auch, wie viele Kampfdrohnen das Unternehmen Baykar und wohin genau ins Ausland verkauft hat. Die Exporte der türkischen Rüstungsindustrie sind von etwa 250 Mio. US-Dollar im Jahr 2002 auf über 3 Mrd. US-Dollar im letzten Jahr gestiegen und könnten im Jahr 2022 4 Mrd. US-Dollar erreichen, sagte Ismail Demir, Leiter des Direktorats der türkischen Verteidigungsindustrie (SSB) kürzlich im türkischen Fernsehen. Letzterer wurde wegen des Einsatzes des russischen Raketenabwehrsystems S-400 bereits 2020 auf die Sanktionsliste der USA gesetzt. Das Vorhaben will die Türkei laut n-tv auch nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine nicht einstellen. Die USA fürchten, dass Russland über das Raketenabwehrsystem an Daten der NATO gelangen könnte. (df)
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