Erdogan meldet sich zurück – an der Seite von Wladimir Putin
Nach der gestrigen Eröffnungsfeier des ersten türkischen AKW wollen Russland und die Türkei ihre Beziehung noch weiter ausbauen.
Akkuyu - Die Türkei bringt seinen ersten Atomreaktor in Stellung. Am Donnerstag haben der russische Präsident Wladimir Putin und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdogan das von Russland gebaute Kernkraftwerk eröffnet. Beide Staatschef nahmen an der Eröffnungsfeier durch eine Videoschaltung teil.
Erdogan spricht von „Kernkraftnation“
Der sichtlich angeschlagene Erdogan zeigte sich damit an der Seite des russischen Machthabers. „Unser Land ist in die Liga der Kernkraftnationen aufgestiegen, wenn auch mit 60-jähriger Verspätung“, sagte Erdogan in seiner Rede beim ersten Auftritt nach einer zweitägigen Abwesenheit aufgrund gesundheitlicher Probleme.
Am Mittwoch hatte Erdogan krankheitsbedingt mehrere Wahlkampftermine abgesagt. Am Donnerstag folgte dann die Absage des Wahlkampfauftritts zur Einweihung des Atomkraftwerks. Erdogan werde der Zeremonie „online beiwohnen“, teilte der stellvertretende Vorsitzende der regierenden AKP, Erkan Kandemir, am Mittwochabend auf Twitter mit.

Laut Pution „grundlegend wichtige Vereinbarungen“ mit Erdogan getroffen
Die Zusammenarbeit zwischen Russland und der Türkei soll auch nach dem Atom-Deal weiter ausgebaut werden, kündigte Putin an. „Neben der Zusammenarbeit im Bereich des friedlichen Atoms haben wir natürlich auch andere Fragen der Entwicklung des gesamten Spektrums der russisch-türkischen Beziehungen erörtert. Und in dieser Hinsicht wurde eine Reihe von grundlegend wichtigen gemeinsamen Vereinbarungen getroffen“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur TASS Putin.
Neue Allianz zwischen Ankara und Moskau?
Erdogan gehört zu den wenigen Regierungschefs in der Welt, die weiterhin gute Beziehungen zu Russland pflegen. Die AKP-Regierung beteiligt sich nicht an den westlichen Sanktionen gegen das Riesenreich. Und das wurde von Putin lobend betont. „Der Präsident schenkt dem Ausbau der russisch-türkischen Beziehungen persönlich große Aufmerksamkeit“, sagte er bei der Eröffnungszeremonie und fügte hinzu: „Wir unterstützen diese Neigung und sind überzeugt, dass eine enge Zusammenarbeit und Partnerschaft zwischen Russland und der Türkei für beide Seiten von Vorteil ist“.
Beziehungen der Türkei zum Westen weiter angespannt
Erdogans Beziehung zum Westen ist angespannt. Seit Jahren versucht der türkische Staatschef etwa seine Luftwaffe zu modernisieren. Die USA haben die Türkei aus dem modernen F-35 Programm rausgeschmissen. Auch gestaltet es sich für die Türkei schwierig, zumindest neuere Modelle des Kampfflugzeugs F-16 von Washington zu kaufen. Die Drohgebärden gegen Griechenland hatten auch zu Verstimmungen in den USA geführt. In der Türkei freut die Annäherung an Moskau vor allem den faschistischen Partner Vatan Partisi und ihren Führer Dogu Perincek. Diese fordert ein Ende der Zusammenarbeit zum Westen und eine Annäherung an Russland, China und den Iran.
Für Erdogan ist der Auftritt mit Putin auch die Rückkehr in den Wahlkampf vor den Wahlen in der Türkei am 14. Mai 2023. Das Bündnis seiner AKP liegt bei Umfragen in der Türkei aktuell hinter dem Oppositionsbündnis. (erpe/AFP)