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Wer Angehörige retten will, muss für Baumaschinen von AFAD zahlen

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Von: Erkan Pehlivan

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Offenbar werden Baumaschinen, die der türkischen Katastrophenschutzbehörde AFAD unterstellt waren, nach dem Erdbeben gegen Geld angeboten.

Ankara - Auf die Skandale des roten Halbmondes nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei folgen Skandale der türkischen Katastrophenschutzbehörde AFAD. In einer emotionalen Rede hat die Abgeordnete Suzan Sahin (CHP) ihr Martyrium in Hatay erzählt. „Acht Tage lang ist niemand gekommen. Die Rettungskräfte sind zu vielen eingestürzten Gebäuden nicht gegangen“, sagte die Abgeordnete in einer emotionalen Rede vor dem türkischen Parlament am vergangenen Mittwoch. „Wo war AFAD, wo war der Rote Halbmond?“, fragte die Oppositionspolitikerin in ihrer Rede.

UN-Zelte für Erdbebenopfer sollen Logo von AFAD bekommen

In den elf Unglücksprovinzen hatte die Menschen auch Wochen nach dem Erdbeben keine Zelte. Gründe dafür seien hausgemacht, so der Journalist Akif Beki in einer Sendung auf KRT TV. „Damit die UN Zelte in die Unglücksregion schicken kann, musste sie AFAD überzeugen. Die AFAD habe aber darauf bestanden, dass ihr Logo auf die Zelte kommt. Am Ende wurden zwar diese Probleme beseitigt, aber die UN musste dafür kämpfen“, so Beki.

Auch bei der Bergung ihrer Angehörigen unter den Trümmern hatten die Menschen zahlreiche Probleme. „Damit ihre Angehörigen geborgen werden können, mussten die Menschen 10.000 TL (495 Euro) pro Stunde für die Bagger bezahlen“, schreibt die Zeitung Cumhuriyet. „Während wir auf Maschinen gewartet haben, um Leben zu retten, haben die Eigentümer der Maschinen, die der AFAD unterstellt sind, Geld von uns verlangt. Warum ist die AFAD dem nicht nachgegangen?“, zitiert die Zeitung einen Geschädigten aus der Unglücksregion.

Nach dem Erdbeben in der Türkei wurden offenbar Baumaschinen, die der Katastrophenschutzbehörde AFAD unterstellt waren, vermietet.
Nach dem Erdbeben in Kahramanmaras versuchen die Menschen mit Bauschinen Verschüttete zu bergen. © Mustafa Kaya/IMAGO

Überlebende müssen nach Erdbeben für Wasser und Suppe bezahlen

Diese Praxis bestätigt auch der Schauspieler Orhan Aydin gegenüber der Cumhuriyet. „In den ersten vier Tagen haben sie Wasser, Suppe, alles gegen Geld verkauft. Ich habe die Betreiber der Baumaschinen, die am Straßenrand gewartet haben, angefleht. Sie wollten 10.000 TL für eine Stunde. Ich habe versucht, an meine Tochter zu kommen“, so Aydin gegenüber der Zeitung. Dutzende Baumaschinen stünden still. „Warum hat die AFAD es erlaubt, dass Geld für die Baumaschinen genommen werden, die unter ihrer Kontrolle stehen?“

Ähnliche Skandale wurden auch beim türkischen Roten Halbmond bekannt. Die Hilfsorganisation hatte Bedürftigen in der Erdbebenregion Zelte und Lebensmittelkonserven verkauft und damit für eine Welle der Empörung gesorgt. Die Rückendeckung durch das Deutsche Rote Kreuz mittels einer Stellungnahme für ihre türkische Schwesterorganisation hatte ebenfalls für Verwirrung gesorgt. In einer Stellungnahme weist die türkische Katastrophenschutzbehörde alles von sich. „Bis heute haben wir keinerlei Beschwerden, Anzeigen, Informationen dazu erhalten“, schreibt die Behörde.

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