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„Ernsthafte Schwierigkeiten“: Verschiebt Erdogan die Türkei-Wahl wegen des Erdbebens?

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Von: Bedrettin Bölükbasi

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Die Stadt Antakya an der syrischen Grenze ist mit am stärksten von der Zerstörung durch die Erdbeben betroffen.
Die Stadt Antakya an der syrischen Grenze ist mit am stärksten von der Zerstörung durch die Erdbeben betroffen. © Ibrahim Oner/imago

Das Erdbeben in der Türkei kommt nur Monate vor einer kritischen Wahl. Nun gibt es bereits erste Stimmen, die auf eine Verschiebung deuten.

München/Kahramanmaraş – Bei dem verheerenden Erdbeben in der Türkei sind bislang mehr als 18.000 Menschen gestorben. Die Todeszahl schnellt dabei weiter in die Höhe und könnte noch schlimmere Ausmaße annehmen. Schließlich gibt es noch tausende eingestürzte Gebäude, wo Bergungsarbeiten laufen. Die Katastrophe dürfte auch politische Konsequenzen haben, in erster Linie für die Wahl am 14. Mai: Sie könnte nun verschoben werden.

Erdbeben in der Türkei: Wird die Wahl von Erdogan jetzt verschoben?

„Es ist wirklich noch zu früh, um über die Wahl zu sprechen“, sagte ein anonymer türkischer Beamter dazu gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Zugleich betonte er aber, man sei durch das Erdbeben aus der Wahlperiode herausgekommen, in die man eigentlich gerade eingetreten sei. „Wir werden auf die Entwicklungen schauen, aber im Moment gibt es ernsthafte Schwierigkeiten, die Wahl am 14. Mai durchzuführen“, unterstrich er.

Die Doppel-Erdbeben mit jeweils einer Stärke von 7.7 und 7.6 auf der Richter-Skala haben zu einer riesigen Zerstörung in zehn Städten geführt. Orte wie Antakya und Iskenderun in der Provinz Hatay oder Elbistan in Kahramanmaraş wurden teilweise vollständig zerstört. Mit Blick auf die Wahl verwies der Beamte auf den Ausnahmezustand, der in den 10 Städten drei Monate lang gelten soll. Außerdem würden 15 Prozent der türkischen Bevölkerung in dem betroffenen Gebiet leben, das nahezu zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschafte.

Logistisch dürfte es tatsächlich schwer werden, in diesen Gebieten eine Wahl zu organisieren. Fraglich ist daneben auch, ob Menschen, die beim Erdbeben teilweise mehrere Familienmitglieder verloren haben, überhaupt zur Urne gehen werden.

Erdbeben könnte Erdogan bei der Türkei-Wahl zusätzlich belasten

Dem Beamten zufolge wollen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogans islamisch-konservative AKP und dessen nationalistischer Bündnispartner MHP über eine Verschiebung beraten. Dennoch sei es direkt nach der Katastrophe noch zu früh, um eine Entscheidung zu treffen.

Dabei wird das Erdbeben die Wahl für Erdogan sicherlich nicht erleichtern. Seine Zustimmungswerte und Popularität haben in den letzten Jahren inmitten wirtschaftlicher Probleme immer mehr abgenommen. Nun wird seiner Regierung eine langsame Reaktion auf das Erdbeben sowie Korruption mit Bauunternehmern vorgeworfen. Dies wiederum führe dazu, dass es keine ausreichenden Sicherheitskontrollen bei den meisten Gebäuden gebe, heißt es in der Öffentlichkeit. (bb)

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