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Die Folgen des Erdbebens sind für die türkische Wirtschaft verheerend

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Von: Erkan Pehlivan

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Das Jahrhundertbeben vom Februar hat für die Türkei weitreichende Folgen. Auch auf den Arbeitsmarkt wirkt es sich verheerend aus.

Ankara - Die Folgen des verheerenden Erdbebens in der Türkei am 6. Februar haben auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in dem Land. In den elf betroffenen Erdbeben-Provinzen ist die Zahl der Sozialversicherungspflichtigen um rund 33 Prozent gesunken. Das geht aus Untersuchungen der „Türkiye Ekonomi Politikaları Araştırma Vakfı“ (TEPAV, Stiftung für Wirtschaftspolitik der Türkei) hervor. Insgesamt gibt es dadurch 614.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte weniger. Dabei sieht der Rückgang Sozialversicherungspflichtiger in den einzelnen Provinzen unterschiedlich aus.

ProvinzRückgang
Kahramanmaras- 68,1 %
Hatay- 57,9 %
Gaziantep- 25,8 %
Malatya- 45,9 %
Adiyaman- 46,7 %
Adana- 6,5 %
Osmaniye- 29 %
Sanliurfa- 10,4 %
Elazig- 4,9 %
Kilis- 11,2 %

Das Jahrhundertbeben hat für die Türkei weitreichende Folgen. Nach Berechnungen des Präsidialamtes liegt der Schaden durch die Naturkatastrophe bei 103,6 Milliarden US-Dollar. Die Zahl der dabei Getöteten liegt offiziellen Angaben zufolge bei rund 50.000. Allerdings sieht die Opposition die Zahlen für unrealistisch an. Die CHP geht von bis zu 280.000 Toten bei der Naturkatastrophe aus.

Verbleib von Spendengeldern für Erdbebenopfer unklar

Bis heute sind die Folgen des Erdbebens nicht vollständig aufgeklärt. Auch ist der Verbleib an Milliarden von Spendengeldern nicht ganz aufgeklärt. Alleine in der TV-Sendung „Türkiye Tek Yürek“ (übersetzt: Türkei ist ein Herz) wurden für die Erdbebenopfer wurden über 115,146 Milliarden TL (5,7 Milliarden Euro) eingesammelt. Für den Wiederaufbau der Erdbebengebiete in der Türkei und Syrien wollten Staaten und internationale Organisationen 7 Milliarden Euro bereitstellen – davon das meiste für die Türkei.

Zehntausende Gebäude wurde bei dem verheerenden Erdbeben in der Türkei zerstört.
Zehntausende Gebäude wurde bei dem verheerenden Erdbeben in der Türkei zerstört. © Johannes Sadek/dpa

Dennoch hatte der Türkische Rote Halbmond Erdbebenopfern Zelte und Lebensmittelkonserven an Überlebende verkauft und damit für eine Welle der Empörung gesorgt. Auch die Partnerorganisation Deutsches Rotes Kreuz musste dem Türkischen Roten Halbmond zur Seite springen. Wochen nach dem Erdbeben hatten viele Überlebende weder Zelte noch Wohncontainer erhalten. Allerdings naht der Sommer. Dann herrschen vor allem in Gebieten wie Hatay Temperaturen von 40 Grad und mehr. In den Zelten und Wohncontainern ist dann ein Leben kaum möglich.

Katastrophales Krisenmanagement nach Erdbeben

Für Präsident Recep Tayyip Erdogan ist das Thema nicht erledigt. Erst am Wochenende war Erdogan in der Erdbebenregion in Sanliurfa. Dort versprach er den Menschen schnellen Aufbau ihrer Stadt und neue Wohnhäuser. Bei den Umfragen zur Türkei-Wahl scheinen die Versprechen des Staatsoberhauptes allerdings noch keinen Vorsprung zu seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu zu bringen. Das katastrophale Krisenmanagement nach dem Erdbeben hat bislang negative Auswirkungen in den Umfragen für Erdogan gehabt. (Erkan Pehlivan)

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