Tucker Carlson über Donald Trump: „Ich hasse ihn leidenschaftlich“
In der Öffentlichkeit ist Tucker Carlson ein enger Unterstützer Donald Trumps. Im Privaten spricht der Fox-News-Moderator ganz anders über den Ex-Präsidenten.
Update vom 08. März 2023: Weitere Textnachrichten, die Tucker Carlson Kolleginnen und Kollegen bei TV-Sender Fox News geschickt hatte, sind veröffentlicht worden. Die Nachrichten stammen aus den Gerichtsunterlagen im Prozess zwischen der Firma Dominion, die Wahlmaschinen herstellt, und dem konservativen Fernsehsender, der Dominion monatelang Wahlmanipulation unterstellt haben soll.
Was Tucker Carlson dort schreibt, gibt einen tiefen Einblick in die Beziehungen zwischen dem erfolgreichsten Fernsehmoderator in den USA und Donald Trump. „Ich hasse ihn leidenschaftlich“, schreibt Carlson einem unbekannten Kollegen und weiter: „Ich kann nicht mehr viel davon ertragen.“ Die eigenen Inhalte nannte Carlson „schwer zu verdauen“ und stellte klar: „Es gibt nicht wirklich eine positive Seite an Trump.“
Die nun veröffentlichten Textnachrichten entsprechen dem Gegenteil der Meinung, die Tucker Carlson fast täglich in seiner Show verbreitet. Dort gibt sich der 53 Jahre alte Moderator als Verbündeter von Donald Trump und Sympathisant der von ihm ins Leben gerufenen Maga-Bewegung.

Trumps Lügen verbreitet - Moderatoren von Fox News geben privat alles zu
Erstmeldung vom 19. Februar 2023: New York - Das größte Medienimperium der USA steckt tief in einer Glaubwürdigkeitskrise. Wie nun veröffentlichte Gerichtsdokumente zeigen, wussten die Protagonistinnen und Protagonisten des rechtskonservativen Nachrichtensenders Fox News sehr genau, dass Donald Trumps Vorwürfe des Wahlbetrugs 2020 Unsinn waren - dennoch boten sie den Verschwörungstheorien eine Plattform und verbreiteten die Lügen weiter.
Textnachrichten, die sich Stars von Fox News hin und hergeschrieben haben, werfen kein gutes Licht auf den Umgang mit der Wahrheit bei dem konservativen Sender. Star-Moderator Tucker Carlson beispielsweise schrieb seiner Kollegin Laura Ingraham, dass er wisse, welchen Unsinn Donald Trumps Anwältin Sydney Powell in Sachen Wahlbetrug erzählen würde. „Sidney Powell lügt übrigens“, schrieb Carlson. „Ich habe sie erwischt. Es ist wahnsinnig.“ Ingraham antwortete: „Sidney ist eine totale Spinnerin. Niemand wird mit ihr arbeiten. Das Gleiche gilt für Rudy.“ Gemeint ist dabei Rudy Giuliani. Der ehemalige Bürgermeister New Yorks galt als Trumps Rechtsberater und enger Vertrauter. Er war sowohl bei Tucker Carlson als auch bei Laura Ingraham gern gesehener Gast. Das gilt auch für Powell. Doch kritische Fragen wurden dort weder ihr noch Giulianui gestellt.
Name | Fox News Channel |
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Sitz | New York City (USA) |
Gründungsdatum | 7. Oktober 1996 |
Medienkonzern | Fox Corporation |
Gründer | Rupert Murdoch, Roger Ailes |
Fox News am Pranger: Dominion verklagt Medienunternehmen in den USA
Die veröffentlichten Nachrichten und Dokumente stammen aus einem 192 Seiten starken Bericht, den das Unternehmen Dominion im Zuge einer Verleumdungsklage gegen Fox News und Personen aus dem Umfeld Donald Trumps hat anfertigen lassen. Dominion stellt Wahlmaschinen her und wurde nach der Niederlage Donald Trumps gegen Joe Biden zum Symbol der Verschwörungsmythen für Giuliani, Powell und viele mehr, die alle eine Plattform auf Fox News fanden - obwohl die dort zuständigen Menschen offensichtlich wussten, dass die Vorwürfe aus der Luft gegriffen waren. Dominion hat allein Fox News auf 1,6 Milliarden Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro) Schadenersatz verklagt.
Fox News reagierte auf den Bericht und warf wiederum Dominion vor, die „Zitate aus dem Kontext gerissen“ zu haben. Einen Kontext benötigt man aber kaum, wenn man liest, dass Tucker Carlson Donald Trump in Wahrheit für eine „dämonische Kraft“ hält. Oder dass der ehemalige Politiker der Republikaner und heutige Moderator Lou Dobbs in seinem Parteikollegen Rudy Giuliani nur einen Trottel sieht. Kaum falsch verstehen lässt sich auch Fox News-Gründer und Besitzer Rupert Murdoch. Der schrieb in einer E-Mail an Suzanne Scott, Chefin von Fox News Media, von „wirklich verrücktem und schädlichem Zeug“, das Teile der Republikaner verbreiten würden. Schon zuvor hatte der rechte Medienmogul an Scott geschrieben, sollte Trump sich als „schlechter Verlierer“ erweisen, müsse aufgepasst werden, dass Moderator Sean Hannity und andere „nicht genauso klingen“.
Tucker Carlson und Sean Hannity hetzen gegen Mitarbeiterin von Fox News
Ebenjener Hannity wiederum bemühte sich aber darum, dass Donald Trumps Lügen auf Fox News eine ihnen freundlich gesinnte Plattform finden. Laut den Dokumenten von Dominion soll der Moderator sich dafür eingesetzt haben, dass Jacqui Heinrich, eine Mitarbeiterin von Fox News, gefeuert wird, weil sie es gewagt hatte, Trumps Lügen einem Faktencheck zu unterziehen. Der hatte - wenig überraschend - ergeben, dass Trumps Vorwürfe an den Wahlmaschinen-Produzenten, Hunderttausende Stimmen Biden statt Trump zuzuschreiben, falsch gewesen ist.
Heinrich war zu besagtem Zeitpunkt Korrespondentin für Fox News im Weißen Haus und reagierte auf einen Tweet des damaligen US-Präsidenten Trump. „Es gibt keine Beweise dafür, dass ein Wahlsystem Stimmen gelöscht oder verloren hat, Stimmen verändert oder in irgendeiner Weise beeinträchtigte“, schrieb die Journalistin. Sowohl Hannity als auch Carlson und Ingraham setzten danach zur Jagd an. „Ich bin wirklich schockiert. Das muss sofort aufhören, und zwar heute Abend. Es schadet dem Unternehmen messbar. Der Aktienkurs ist gesunken. Das ist kein Scherz“, schrieb Carlson an Hannity und ergänzte, er habe bereits Kontakt zu Meade Cooper, Vizepräsidentin bei Fox News, aufgenommen. Hannity wiederum antwortete, auch er habe bei Suzanne Scott „die Bombe platzen“ lassen.
Fox News: nur noch ein „rechtes Propaganda-Netzwerk?“
Zwar sind Verleumdungsklagen gegen Medienunternehmen in den USA nur schwer zu gewinnen. Die Rede- und Meinungsfreiheit wird in den Vereinigten Staaten als hohes Gut eingestuft und gilt als entsprechend geschützt. Kläger müssen beweisen, dass ein Medium in seiner Berichterstattung in böser Absicht handelte oder ein messbarer Schaden für Dritte entstanden ist. Eine erste Hürde aber hat der Prozess gegen Fox News bereits genommen. Nun gilt abzuwarten, ob das Medienunternehmen wirklich auf Schadensersatz verklagt wird.
Für Oliver Darcy, Moderator beim großen Konkurrenzsender CNN, steht aber in Bezug auf Fox News eine Sache bereits fest. Der Prozess gegen Dominion würde „Fox News als Propaganda-Netzwerk“ enttarnen, das mit Journalismus nichts mehr zu tun habe. (Daniel Dillmann)