Staats-TV in Russland sucht neuen US-Liebling: Kann Taylor Greene tatsächlich Trump ersetzen?

Donald Trump hat ausgespielt. Das glaubt zumindest ein in den USA lebender russischer Journalist, der sich im Staats-TV äußert. Er bringt zwei Namen als Präsidentschaftskandidaten ins Spiel.
Moskau – Auch wenn es manchmal so scheinen mag: Russland interessiert sich nur dafür, wie der Ukraine-Krieg irgendwie noch zu einem Erfolg geführt werden kann – koste es, was es wolle. Nein, in Moskau wird auch über den Atlantik geschaut. In die USA, wo sich derzeit alles um die Anklage gegen Donald Trump wegen der finanziellen Folgen einer Affäre mit der Pornodarstellerin Stormy Daniels zu drehen scheint.
Um einen Eindruck aus den Vereinigten Staaten selbst zu bekommen, lud sich der als glühender Anhänger von Kreml-Chef Wladimir Putin bekannte TV-Moderator Wladimir Solowjew mit Walentin Bogdanow den New Yorker Büroleiter der staatlichen Medienholding-Gesellschaft WGTRK in seine Sendung ein. In einer Schalte, die als Clip mit englischen Untertiteln auf YouTube zu sehen ist, skizzierte Letzterer die Entwicklungen in den Vereinigten Staaten und malte dabei dramatische Bilder.
Russischer Journalist über Trump-Anhänger: „Das sind Freaks!“
Zum bevorstehenden Prozess sagte Bogdanow mit Blick auf den aufbrausenden Ex-Präsidenten: „Trump hat jeden attackiert. Er hat gezeigt, dass ihn dieser ‚freundschaftliche‘ Hinweis von Richter Juan Merchan nicht weniger kümmern könnte, der ihm empfohlen hatte, ihn und Staatsanwalt Alvin Bragg nicht anzugreifen. Darauf sch***t Trump.“
Auf seine Anhänger könne sich der Republikaner nach wie vor verlassen: „Man muss nur auf diese Trumpisten schauen. Sie haben allen Angst gemacht, dass sie sich zusammentun würden. Aber alle sind ängstlich.“ Allzu viel hat Bogdanow für dieses Lager nicht übrig, auch wenn es die USA auf Trab hält, was Moskau nur schmecken kann. „Ich habe mehrere Stunden in der Menge verbracht. Das sind Freaks!“, wetterte er.
Video: Die Akteure im Verfahren gegen Trump
Russisches Staats-TV zur Anklage gegen Trump: „Menschen hören auf, sich für Politik zu interessieren“
Um dann den Finger in die amerikanische Wunde zu legen: „Das Schlimme daran ist, dass sich normale Amerikaner nicht mehr für Politik interessieren. Direkte Demokratie, worauf Amerika immer stolz war, die Teilnahme am politischen Prozess, der Einfluss auf die politischen Vertreter, das bleibt jetzt allein den Freaks.“
Weiter sprach Bogdanow von einem „Zirkus“, der auf beiden Seiten veranstaltet werde. So würden normale Menschen abgeschreckt werden. Aber genau das würde den Oberen entgegenkommen. „Das ist das Ziel, die Leute von der Politik zu entfernen, die Politik zu marginalisieren, sodass die Menschen aufhören, sich dafür zu interessieren“, deutete Solowjews Gast die Entwicklung im Land auf seine Weise.
Schließlich ließ er doch durchblicken, dass er Trump als Opfer sieht und sich sorgt, wer dessen Platz einnehmen könnte. Bodganow zählte mehrere Punkte wie den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021, die in Trumps Anwesen in Mar-a-Lago gefundenen vertraulichen Dokumente und mögliche Untersuchungen in seinen Steuerangelegenheiten auf und kam zu dem Schluss: Der einst mächtigste Mann der Welt werde komplett eingekreist.
Putin-Propagandist über US-Wahl: „Alle haben die Nase voll von Trump und Biden“
Nach den langen Ausführungen hakte Solowjew nach: „Wessen beschuldigen sie ihn?“ Worauf der Journalist antwortete: „Trump wird etwas beschuldigt, was jeder tut.“ Eine recht exklusive Meinung, immerhin soll der Politiker in 34 Fällen Geschäftsunterlagen gefälscht haben.
Bevor Bogdanow seine Aussage aber weiter ausführen konnte, übernahm wieder Solowjew, der meinte: „Es wäre interessant, zu sehen, was passiert, wenn Trump im Gefängnis sitzen würde.“ Der Putin-Propagandist prophezeite bei der nächsten Präsidentenwahl ein „Schneckenrennen zwischen zwei Menschen in einem sehr seltsamen Zustand“. Gemeint waren Trump und der aktuelle Präsident Joe Biden. So schob er noch hinterher: „Alle haben die Nase voll von den beiden.“
Dem pflichtete Bogdanow bei, der den Widersachern der jüngsten Wahl „sehr schlechte Beliebtheitswerte“ bescheinigte. Worauf er sich dabei bezog, wurde nicht klar. Zugleich machte er sich aber auch Gedanken, wer bei den Republikanern in die erste Reihe aufrücken könnte, und lieferte zwei Namen.

Taylor Greene als Präsidentschaftskandidatin? Russland sucht neuen Polit-Liebling in den USA
„Das Problem ist, dass Trump diese Nische besetzt hat und jetzt kommen Ron DeSantis und einige andere, wie Marjorie Taylor Greene, die in gewisser Weise lustig ist“, offenbarte Bogdanow, auf wen er am ehesten setzt. Worauf Solowjew noch die Anmerkung zu Taylor Greene folgen ließ: „Aber sie existiert.“ Was an Taylor Greene lustig sein soll, blieb leider offen - womöglich der Fakt, dass sie die Worte Gestapo und Gazpacho schonmal durcheinanderbringt.
Während Floridas Gouverneur DeSantis bereits seit Monaten als Präsidentschaftskandidat gehandelt wird und gute Chancen eingeräumt bekommt, stand Taylor Greene bislang eher im Schatten von Trump. Schlagzeilen schrieb die für den Bundesstaat Georgia im Repräsentantenhaus sitzende 48-Jährige in erster Linie mit rechtsextremen Ansichten und Verschwörungstheorien, weshalb ihr Twitter-Account mehrmals gesperrt wurde. Als Trump in New York City zur Anklageverlesung vor Gericht erscheinen musste, war sie ebenfalls vor Ort, um inmitten der Massen vor dem Gebäude ihrer Unterstützung für den Parteifreund Ausdruck zu verleihen.
Sie dürfte also durchaus das Zeug haben, um zum neuen US-amerikanischen Polit-Liebling der Russen aufzusteigen. Bogdanow wird sie nicht ohne Hintergedanken ins Spiel gebracht haben. (mg)