„Dann werden wir nicht gewinnen“: Selenskyj warnt vor Machtwechsel in den USA

Donald Trump oder Ron DeSantis? Wolodymyr Selenskyj blickt auf die US-Wahl 2024. Bei einem Sieg der Republikaner fürchtet er Ungemach für die Ukraine.
München/Kiew - Kein anderes Land unterstützt Kiew im Ukraine-Krieg so stark wie die USA. HIMARS-Raketenwerfer, Abrams-Kampfpanzer, Javelin-Panzerabwehrwaffen - das Waffen-Portfolio, das Washington den ukrainischen Streitkräften zur Verfügung stellt, ist riesig und wuchtig.
Ukraine-Krieg: Wolodymyr Selenskyj warnt vor politischem Kurswechsel in den USA
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Dienstag (28. März) sowohl vor einem politischen Machtwechsel in den USA von den Demokraten hin zu den Republikanern als auch vor einer militärischen Niederlage der ukrainischen Truppen in Bachmut gewarnt.
„Die Vereinigten Staaten verstehen wirklich, dass wir nicht gewinnen werden, wenn sie aufhören, uns zu helfen“, sagte der 45-jährige Politiker in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Associated Press (AP).
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Die Hilfe aus Übersee kommt vor allem bei der ukrainischen Armee an. Bei einem Rückzug aus Bachmut könnte Russland damit beginnen, internationale Unterstützung für ein Abkommen aufzubauen. Dieses könne die Ukraine dazu zwingen, inakzeptable Kompromisse einzugehen, erklärte Selenskyj. Das Gespräch fand auf einer Zugfahrt zwischen Sumy im Nordosten des Landes und der Millionen-Metropole Kiew statt.
Ukraine-Krieg: Wolodymyr Selenskyj will Bachmut nicht aufgeben
Falle Bachmut nach sieben Monaten blutiger Kämpfe, würde Machthaber Wladimir Putin „diesen Sieg an den Westen, an seine Gesellschaft, an China, an den Iran verkaufen“, sagte Selenskyj: „Wenn er etwas Blut spürt, wenn er riecht, dass wir schwach sind, wird er drücken, drücken, drücken.“
Unsere Gesellschaft wird sich müde fühlen. Unsere Gesellschaft wird mich dazu drängen, Kompromisse mit ihnen einzugehen.
Militärische Rückschläge an einzelnen Frontabschnitten seien deshalb nicht möglich. „Weil der Krieg ein Kuchen ist - Stücke von Siegen. Kleine Siege, kleine Schritte“, erklärte Selenskyj. Er warnte erneut vor einem Rückzug aus Bachmut und resultierendem Druck zu Verhandlungen mit Russland: „Unsere Gesellschaft wird sich müde fühlen. Unsere Gesellschaft wird mich dazu drängen, Kompromisse mit ihnen einzugehen.“
Ukraine-Krieg: Druck aus den USA bei Wahlsieg der Republikaner?
Wäre derselbe Druck aus den USA wahrscheinlich, würden die Republikaner die Präsidentschaftswahl 2024 für sich entscheiden? Der ehemalige amerikanische Regierungschef Donald Trump, der 2024 ein weiteres Mal für die Republikaner kandidieren will, hatte wiederholt in Frage gestellt, ob Washington die Ukraine weiterhin mit Milliarden von Dollar an Militärhilfen unterstützen soll.
Auch Trumps mutmaßlicher republikanischer Rivale, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, hatte angedeutet, dass die Verteidigung der Ukraine keine nationale Sicherheitspriorität der USA sei. Diese Aussage musste der 44-jährige konservative Politiker nach Kritik aus dem eigenen Lager jedoch wieder zurücknehmen.
Ukraine-News: USA sind der wichtigste Unterstützer Kiews
Wie die AP schreibt, hatten die USA - Stand Dezember - laut dem Instituts „Ukraine Support Tracker“ Waffen und Munition im Wert von 73,1 Milliarden Euro an Kiew geschickt. Die Militärhilfen aus der Europäischen Union (EU) beliefen sich zum selben Zeitpunkt auf 54,9 Milliarden Euro.
Als Geldgeber folgten den Vereinigten Staaten Ende 2022 Großbritannien und Deutschland. Die Bundesrepublik hatte laut den Erhebungen des Instituts die Ukraine seit Beginn der russischen Invasion bis damals mit 6,15 Milliarden Euro unterstützt. Was im Vergleich die Dimensionen der amerikanischen Hilfe zeigt.
Ukraine-Krieg: US-Regierung von Joe Biden unterstützt Kiew mit vielen Waffen
Ende Januar hatte die US-Regierung von Präsident Joe Biden ein weiteres Militärhilfepaket über 2,5 Milliarden Dollar angekündigt. Anfang März folgte das Versprechen, Munition - etwa für Mehrfachraketenwerfer des Typs HIRMARS - im Wert von 400 Millionen US-Dollar (rund 377 Millionen Euro) zu liefern. (pm)