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Trauer nach tödlichen Schüssen bei Zeugen Jehovas

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Schüsse in Hamburg
Polizisten und Helfer am Tatort in Hamburg. © Jonas Walzberg/dpa

Die Ermittlungen zu der Gewalttat gehen weiter: Mehrere Menschen sterben oder werden verletzt, als bei einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas in Hamburg plötzlich Schüsse fallen.

Nach den tödlichen Schüssen während einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas in Hamburg gehen am Freitag die Ermittlungen zu der Bluttat weiter. Innensenator Andy Grote (SPD) kündigte für den Mittag eine Pressekonferenz an, bei der Details zu der Tat und zum Stand der Ermittlungen bekanntgegeben werden sollen.

Während der Veranstaltung am Donnerstagabend waren mehrere Menschen durch Schüsse getötet oder verletzt worden. Medienberichten zufolge starben sechs oder sieben Menschen, mindestens acht weitere seien verletzt worden. Der Täter ist möglicherweise tot, seine Tat stuft die Polizei nach Informationen aus Sicherheitskreisen als Amoklauf ein. Die Hintergründe waren auch rund sieben Stunden nach der Tat zunächst unklar.

Einem Medienbericht zufolge soll der mutmaßliche Todesschütze der Gemeinde früher selbst angehört haben. Es handle sich um einen Mann zwischen 30 und 40 Jahren, berichtete der „Spiegel“ am Freitag. Er sei den Behörden nicht als Extremist bekannt gewesen. Die Tatwaffe soll demnach eine Pistole gewesen sein.

Die Polizei richtete ein Hinweisportal ein. Auf der Webseite https://hh.hinweisportal.de/ könnten „Fotos und Videos zur Tat oder relevanten Ereignissen in diesem Zusammenhang hochgeladen werden“, teilte die Polizei Hamburg auf Twitter mit.

Anteilnahme für die Angehörigen der Opfer

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Opfern und Angehörigen der Gewalttat seine „tiefe Anteilnahme an diesem Tag des Schmerzes“ ausgesprochen. Er habe mit großem Entsetzen die Nachricht erhalten, erklärte Steinmeier am Freitagmorgen in Berlin. Seine Gedanken seien bei den Toten und ihren Familien. Der Bundespräsident sagte weiter: „Ich bin sicher, viele Menschen in Deutschland empfinden in diesen Stunden aufrichtiges Mitgefühl.“ Er wünschte den Verletzten baldige Genesung und dankte den Einsatzkräften vor Ort.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf Twitter: „Schlimme Nachrichten aus Hamburg“. Er nannte das Verbrechen eine „brutale Gewalttat“, der mehrere Gemeindemitglieder zum Opfer gefallen seien. Seine Gedanken seien bei den Opfern, deren Angehörigen und den Sicherheitskräften, „die einen schweren Einsatz hinter sich haben“, schrieb Scholz, der bis 2018 Erster Bürgermeister von Hamburg war.

Einsatzfahrzeuge der Polizei und der Spurensicherung stehen am Freitag vor dem Versammlungsgebäude der Zeugen Jehovas in Hamburg.
Einsatzfahrzeuge der Polizei und der Spurensicherung stehen am Freitag vor dem Versammlungsgebäude der Zeugen Jehovas in Hamburg. © Christian Charisius/dpa

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigte sich „erschüttert“ über die Tat im Hamburger Stadtteil Alsterdorf. „Meine Gedanken sind in dieser schweren Stunde bei den Opfern und ihren Angehörigen, bei den Gemeindemitgliedern und auch bei den Einsatzkräften“, sagte Faeser der Deutschen Presse-Agentur. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zeigte sich ebenfalls bestürzt. „Die Meldungen aus Alsterdorf / Groß Borstel sind erschütternd“, schrieb Tschentscher bei Twitter. „Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl.“

Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, sagte: „Die brutale Gewalttat in Hamburg entsetzt und erschüttert mich zutiefst. Mit Trauer und Mitgefühl denke ich an die Menschen, die in dieser Nacht aus dem Leben gerissen wurden.“ Ihre Anteilnahme gelte den Angehörigen und Freunden. „Ich bete für sie alle und für die, die verletzt wurden oder miterlebt haben, was geschehen ist.“ Sie sei allen dankbar, die jetzt helfen und den Menschen beistehen.

Hinweise auf einen zweiten Täter liegen nicht vor

Zur genauen Zahl der Toten äußerte sich die Polizei zunächst nicht. „Es ist nach ersten Erkenntnissen so, dass mehrere Tote unter den Opfern zu beklagen sind“, sagte ein Polizeisprecher. Unter den Toten soll möglicherweise auch der Täter sein: „Es gibt Hinweise darauf, dass es der Täter sein könnte. Aber ob es wirklich der Täter gewesen ist, das ist noch unklar.“ Es gebe keinen Hinweis auf einen anderen oder einen flüchtigen Täter.

Eine Nachbarin berichtete von mehreren Schüssen bei der Veranstaltung der Zeugen Jehovas. „Es waren ungefähr vier Schussperioden. In diesen Perioden fielen immer mehrere Schüsse, etwa im Abstand von 20 Sekunden bis einer Minute“, berichtete Studentin Lara Bauch. Später seien Menschen von Polizisten an Händen und Füßen auf die Straße getragen worden.

Vier Stunden nach den tödlichen Schüssen betrat schließlich die Spurensicherung in der Nacht den Tatort. Auch um 4.15 Uhr morgens waren sie am Freitag noch in dem dreistöckigen Gewerbegebäude unterwegs. Streifenwagen hatten den Tatort zuvor weiträumig abgesperrt. Beamte mit Maschinenpistolen sicherten den Bereich zusätzlich ab.

Welche Art von Veranstaltung in der Kirchengemeinde der Zeugen Jehovas abgehalten wurde, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Zeugen Jehovas war für den Donnerstagabend eine von zwei wöchentlichen Zusammenkünften angekündigt. Polizeiangaben zufolge hatten mehrere Menschen die Veranstaltung besucht.

Die Zeugen Jehovas haben sich „tief betroffen“ zu den tödlichen Schüssen in einer ihrer Gemeinden in Hamburg geäußert. „Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer sowie den traumatisierten Augenzeugen“, heißt es in einer Stellungnahme von Jehovas Zeugen in Deutschland auf der Website der Glaubensgemeinschaft. Die Seelsorger der örtlichen Gemeinde täten ihr Bestes, um in dieser schweren Stunde Beistand zu leisten. (dpa/epd/afp)

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