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Pulverfass Transnistrien: Plant Putin hier seine nächste Offensive?

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Von: Nail Akkoyun

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Die abtrünnige Region Transnistrien in der Republik Moldau könnte eine weitere Kriegsfront im Ukraine-Krieg bilden – doch die Nato schätzt das Risiko gering ein.

Moskau/Chisinau/Tiraspol – Die Präsidentin der Ex-Sowjetrepublik Moldau, Maia Sandu, hat vor russischen Umsturzversuchen in ihrem Land gewarnt. Der Plan Moskaus beinhalte, gewalttätige Ausschreitungen sowie Angriffe auf staatliche moldauische Institutionen anzuzetteln und diese als Proteste zu tarnen, sagte Sandu am Montag (13. Februar). „Das Ziel ist es, die verfassungsmäßige und legitime Ordnung in eine illegitime umzuwandeln“, sodass „Russland Moldau in seinem Krieg gegen die Ukraine benutzen kann“, fügte die pro-europäische Staatschefin hinzu.

Erst vor wenigen Tagen reichte Ministerpräsidentin Natalia Gavrilița ihren Rücktritt ein. Russland hat traditionell einen großen Einfluss in Moldau – insbesondere in der abtrünnigen Region Transnistrien, wo seit den 1990er Jahren russische Soldaten stationiert sind. Eine Situation, die an die der ukrainischen Oblaste Luhansk und Donezk erinnert, in der teils pro-russische Separatistenbewegungen regieren und Wladimir Putins Krieg unterstützen.

Auch innerhalb der Nato macht man sich über dieses Risiko Gedanken, doch laut Mircea Geoana, dem stellvertretenden Nato-Generalsekretär, scheint eine weitere Kriegsfront unwahrscheinlich.

Die Staatsflaggen Russlands und Transnistriens wehen im Wind in der Nähe des Denkmals für den russischen Militärbefehlshaber Alexander Suworow in Tiraspol, der Hauptstadt der abtrünnigen pro-russischen Region Moldaus. (Archivfoto)
Die Staatsflaggen Russlands und Transnistriens wehen im Wind in der Nähe des Denkmals für den russischen Militärbefehlshaber Alexander Suworow in Tiraspol, der Hauptstadt der abtrünnigen pro-russischen Region Moldaus. (Archivfoto) © Sergei Gapon/AFP

Ukraine-Krieg: Nato hält Risiko in Transnistrien für überschaubar: „Haben genug Ärger in der Ukraine“

„Wir sehen nicht, dass Russland über genügend Kräfte verfügt, um das zu tun“, sagte Geoana bei einer Podiumsdiskussion vor der Eröffnung der Münchner Sicherheitskonferenz. „Heute verfügt Russland nicht über die Kräfte, um nach Transnistrien zu gelangen und die Ukraine von hinten einzukesseln, was immer noch der Plan ist, um dann Odessa einzunehmen und dann einen territorialen Landkorridor zum westlichen Transnistrien zu haben“, führte der Rumäne aus.

Dabei erklärte er, dass Russland plane, die Demokratie im rumänischen Nachbarland zu untergraben. Moskau versucht laut Geoana „die pro-westliche Richtung der Republik Moldau zu entmutigen. Sie versuchen, an den Spaltungen zu arbeiten, die es in der Bevölkerung des Landes gibt“. Für eine weitere Kriegsfront – insbesondere nahe der Nato-Grenze – hätte Russland aber schlichtweg keine Kapazitäten.

„Sie haben genug Ärger in der Ukraine“, sagte der stellvertretende Nato-Generalsekretär. Doch auch wenn man das Risiko für überschaubar halte, sollte man nach wie vor „sehr vorsichtig sein“, um eine „Eskalation zu vermeiden“. Erst in der vergangenen Woche verletzte eine russische Rakete den moldauischen Luftraum und sorgte für Irritationen.

Russland weist Vorwürfe von sich: „Keine Gefahr für die Republik Moldau“

Der Kreml hat hingegen die Vorwürfe aus Moldau bestritten, einen Sturz der dortigen Regierung zu planen. Die Vorwürfe seien „vollkommen unbegründet und gegenstandslos“, erklärte das Außenministerium am Dienstag (14. Februar). Neben der moldauischen Präsidentin Maia Sandu hatte auch der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj letzte Woche entsprechende Befürchtungen geäußert – Kiew habe Pläne des russischen Geheimdienstes zur „Zerstörung der Republik Moldau“ abgefangen.

Russland warf der Ukraine indes vor, „Falschinformation“ verbreitet zu haben, um Spannungen zwischen Moskau und Chisinau anzuheizen. Man mische sich, „anders als westliche Länder und die Ukraine“, nicht in die „inneren Angelegenheiten anderer Länder“ ein, erklärte das Ministerium. Russland sei „keine Gefahr für die Sicherheit der Republik Moldau“. Stattdessen könne man von „stabilen und freundschaftlichen Beziehungen“ zueinander profitieren.

Früherer Sowjetstaat Moldau: Seit 2022 EU-Beitrittskandidat

Das kleine Moldau hat 2,6 Millionen Einwohner:innen und liegt zwischen Rumänien und der Ukraine. Der ehemalige Sowjetstaat hat in den vergangenen Jahren eine pro-westliche Wende vollzogen und damit Moskau mehrfach erzürnt. 2022 wurde Moldau, ebenso wie der Ukraine, der Status eines EU-Beitrittskandidaten zugesprochen.

Chisinau beklagt seit Monaten eine „Erpressung“ durch Energielieferungen seitens Russlands, das seine Gaslieferungen um die Hälfte gekürzt hat. Verschärft werden die Sorgen durch die Präsenz russischer Truppen in der abtrünnigen Region Transnistrien an der Grenze zur Ukraine. (nak/dpa/AFP)

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