Transnistrien: Rätselhafte Anschläge in der Republik Moldau an der Grenze zur Ukraine
Die Republik Moldau hat mit Anschlägen zu kämpfen. Diese drohen in der Konfliktregion Transnistrien an der Grenze zur Ukraine die Lage weiter zu verschärfen.
Tiraspol/Chisinau – Schüsse auf ein Regierungsgebäude, gesprengte Sendemasten und Explosionen in einer Kaserne: Die Republik Moldau hat seit einigen Tagen mit rätselhaften Anschlägen zu kämpfen. Bislang war es in dem osteuropäischen Land ruhig geblieben, auf dessen Staatsgebiet die Separatistenregion Transnistrien liegt.
Bereits seit Jahrzehnten beherrschen pro-russische Separatisten den schmalen Landstreifen zwischen dem Fluss Dnister und der Grenze zur Ukraine, der etwas größer als Luxemburg ist. Dort soll seit Montag (25.04.2022) ein Regierungsgebäude beschossen und zwei Rundfunksendemasten gesprengt worden sein.
Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gab es seit Ausbruch des Ukraine-Konflikts offenbar auch Explosionen in einer Kaserne nahe dem Militärflugplatz von Tiraspol. Wadim Krasnoselski, Präsident des nicht erkannten Staates, sprach am Dienstag (26.04.2022) sogar von Terroranschlägen. Verletzt wurde ihm zufolge niemand.

Transnistrien: Droht Ausweitung des Kriegs zwischen Ukraine und Russland?
Die Ukraine und Russland werfen sich gegenseitig vor, den Krieg durch solche Provokationen ausweiten zu wollen. Die Anzeichen verdichten sich zumindest, dass Russland auch weitere Länder mit in den Konflikt ziehen könnte.
Maia Sandu, Präsidentin der Republik Moldau, deutete die Unruhen als Konsequenz der inneren Konflikte in dem seit 1992 abgespaltenen Separatistengebiet. „Wir sind daran interessiert, dass an den Ufern des Dnister Frieden und Ruhe herrschen“, sagte sie nach Beratungen ihres Sicherheitsrates. Unter Sandus Führung orientiert sich Moldau in Richtung der Europäischen Union (EU). Mitglied ist die ehemalige Sowjetrepublik in der EU nicht, auch nicht in der Nato.
Republik Moldau | |
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Hauptstadt | Chisinau |
Staatsoberhaupt | Maia Sandu |
Staats- und Regierungsform | parlamentarische Republik |
Moldua: „Russland will die Region Transnistrien destabilisieren“
Rückhalt bekommen die Separatisten in Transnistrien durch noch dort rund 1500 stationierte russische Soldaten. Der Waffenstillstand mit Moldau wird von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) überwacht. Diese rief nach den Anschlägen alle beteiligten Seiten zu Zurückhaltung und Ruhe auf.
„Russland will die Region Transnistrien destabilisieren“, schrieb der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Poldoljak auf Telegram. „Die schlechte Nachricht: Wenn die Ukraine fällt, werden russische Truppen morgen vor Chisinau stehen.“ Chisinau ist die Hauptstadt der Republik. Laut dpa-Informationen erinnerte Kiew in diesem Zusammenhang an eine Äußerung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, wonach Moskau die ganze Südukraine bis nach Transnistrien unter Kontrolle bringen wolle.
Auch Moskau sei beunruhigt wegen der Vorfälle aus Transnistrien, bestätigte Kremlsprecher Dmitri Peskow. „Die Vorgänge in Transnistrien sind eine Provokation mit dem Ziel, Russland noch tiefer in die Kriegshandlungen in der Region hineinzuziehen“, wurde der russische Parlamentarier Leonid Kalaschnikow von der dpa zitiert. Separatistenführer Krasnoselski vermutete, dass die Spuren der Anschläge in die Ukraine führten. (kas/dpa)