Tod von Antje Vollmer: Eine lautstarke Leise

Die Grünen-Politikerin Antje Vollmer ist mit 79 Jahren gestorben. Sie galt als Pazifistin und war Gegnerin des Kosovo- , Irak- und Afghanistan-Krieges.
Ihren letzten Essay wollte sie als politisches Vermächtnis verstanden wissen. Am 23. Februar 2023, einen Tag vor dem Jahrestag des russischen Überfalls der Ukraine, schrieb Antje Vollmer über ihr Lebensthema - den Pazifismus. Wenige Monate vor ihrem 80. Geburtstag ist Vollmer nun nach langer schwerer Krankheit gestorben.
In dem Text, der in der „Berliner Zeitung“ erschienen ist, beklagte sie, dass in der öffentlichen Debatte über den Krieg eine Art „Kotau“, eine „Schwurformel“ eingefordert werde, „um überhaupt weiter mitreden zu dürfen“. Demütig müsse man „bekennen, wie sehr man sich geirrt habe im Vertrauen auf eine Phase der Entspannung und Versöhnung mit Russland nach 1989/90“.
Die Worte hallen nach, nicht nur weil sie Wut widerspiegeln, sondern auch Mahnung: Mitnichten habe es nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine stabile Friedensordnung gegeben. Der Hang des Westens, „sich zum Sieger zu erklären,“ sei eine „alte westliche Hybris“.
Vollmers Vermächtnis ist nicht frei von Bitterkeit. Es aber darauf zu reduzieren, wäre zu kurz gesprungen. Die Theologin mit dem Pagenkopf hat die Grünen früh für eine bürgerliche Klientel wählbar gemacht. Über die oft bemühte Kluft zwischen „Fundis“ und „Realos“ konnte sie mühelos springen. Nun ist die leise Stimme, der man gerne zugehört hat, für immer verstummt.