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„Das FBI ist gleich hier“ - US-Leaks-Maulwurf wartet gelassen auf der Veranda auf seine Verhaftung

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Von: Andreas Schmid

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Jack Teixeira wartet auf seine Verhaftung.
Dieses Bild aus einem von WCVB-TV zur Verfügung gestellten Video zeigt Jack Teixeira in T-Shirt und Shorts, wie e rauf der Veranda sitzend auf seine Verhaftung wartet. © Screenshot Twitter

Brisante Wende in den US-Leaks: Das FBI scheint den Maulwurf geschnappt zu haben – einen 21-jährigen Waffenfan, der ruhig auf seine Verhaftung wartete.

Dighton/Washington – Online-Freunde beschreiben Jack Teixeira als einen Mann „wie im Film“. Konkret: „Er ist fit. Er ist stark. Er ist bewaffnet. Er ist trainiert.“ Und seit Donnerstag auch ziemlich populär. Der 21-Jährige soll für die Ukraine-Leaks verantwortlich sein und zuletzt etliche US-Geheimdokumente im Internet veröffentlicht haben. Nun nahm ihn das FBI fest.

„Das FBI ist gleich hier“: Maulwur der US-Leaks wartet auf Veranda

Nachrichtensender zeigten Aufnahmen davon, wie der Verdächtige in seiner Heimat in Dighton (Bundesstaat Massachusetts) von schwer bewaffneten Sicherheitskräften zu einem Wagen geführt wird – in T-Shirt und Shorts. Zuvor saß er auf seiner Veranda und las ein Buch. Dabei schien im bereits bewusst zu sein, dass es gleich verhaftet wird. Sein Elternhaus war von Reportern belagert worden. Journalisten der New York Times hatten abfotografierte Bilder der Geheimdokumente auf Teixeira zurückführen können. Als Medien ihn mit den Vorwürfen konfrontierten, meinte der mutmaßliche Maulwurf: „Das FBI ist gleich hier.“

Laut Justizminister Merrick Garland erfolgte die Festnahme des Verdächtigen „im Zusammenhang mit einer Untersuchung über die mutmaßliche unbefugte Entfernung, Aufbewahrung und Weitergabe von Verschlusssachen der nationalen Verteidigung“. Der Mann sollte am Freitag am zuständigen US-Bezirksgericht in Massachusetts einem Richter vorgeführt werden.

Jack Teixeira: Das ist über den mutmaßlichen Maulwurf der Ukraine-Leaks bekannt – Deckname „OG“

Der New York Times zufolge hatte eine „Spur digitaler Beweise“ zu dem Verdächtigen geführt. Teixeira sei der Kopf einer privaten Chatgruppe im Online-Netzwerk Discord gewesen, die sich Thug Shaker Central nannte und in der die Dokumente auftauchten. Ein Mann mit dem Spitznamen „OG“ veröffentlichte der Washington Post zufolge über Monate hunderte Dokumente auf der Plattform, die besonders für den Austausch über Videospiele genutzt wird. Demnach erhielt die Redaktion Hinweise auf den Mann von zwei Mitgliedern einer Gruppe auf der Online-Plattform Discord.

Die Discord-Gruppe, welcher der mutmaßliche Verbreiter der Geheiminformationen angehört haben soll, umfasse etwa 24 Mitglieder, darunter auch Menschen aus Russland und der Ukraine, berichtete die Washington Post. Was sie vereine, sei ihre „Liebe zu Waffen, militärischer Ausrüstung und Gott“.

Laut Washington Post hat Teixeira eine „schlechte Meinung von der Regierung“ in Washington. Ein Gruppenmitglied sagte demnach, „OG“ habe die Vereinigten Staaten und besonders die Strafverfolgungsbehörden und die Geheimdienste als „dunkle Macht“ bezeichnet, die versuche, die Bürger zu unterdrücken und „im Dunkeln zu halten“.

„OG“ soll dem Bericht zufolge Gruppenmitgliedern berichtet haben, dass er „stundenlang geschuftet“ habe, um die vertraulichen Dokumente abzuschreiben und sie dann mit der Discord-Gruppe zu teilen. Um sich die Arbeit zu erleichtern, sei er schließlich dazu übergegangen, die Dokumente abzufotografieren und anschließend zu posten. Er war Angehöriger der Luft-Nationalgarde, also des Militärs. Dadurch hatte er offenbar Zugang zu Geheimdokumenten.

Ukraine-Leaks zeigen brisante Geheimdienstinformationen – ein Überblick

In den vergangenen Tagen waren zahlreiche zuvor auf Online-Plattformen verbreitete geheime US-Regierungsunterlagen durch Medienberichte einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Ein Großteil der Dokumente bezieht sich auf den Ukraine-Krieg. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums hatte das Durchsickern der Dokumente als „sehr große Bedrohung“ für die nationale Sicherheit eingestuft.

Die Veröffentlichung der Dokumente hat erhebliche Sorgen in den westlichen Staaten ausgelöst. Die inzwischen zum großen Teil nicht mehr im Internet verfügbaren Dokumente sollen unter anderem brisante Informationen über den Kampf der Ukraine gegen die russischen Invasionstruppen enthalten.

So sollen einem der Dokumente zufolge die US-Geheimdienste Zweifel am Erfolg einer möglichen Gegenoffensive der ukrainischen Armee hegen, berichtete die Washington Post. Es gebe „fortdauernde ukrainische Rückstände“ bei der Ausbildung der Soldaten und bei der Munitionsversorgung. Die Schriftstücke sollen auch Informationen darüber enthalten, dass die US-Geheimdienste verbündete Regierungen ausgespäht haben. Auch von Putins Kerbs-Krankheit war die Rede. Die Echtheit der Dokumente ist aber nicht zweifelsfrei belegt. (as/afp)

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