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Taliban erweitern Übergangsregierung - weiter keine Frauen vertreten

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Von: Sonja Thomaser

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Kämpfer der Taliban sitzen auf der Ladefläche eines Pickups, während sie auf einem Hügel anhalten.
Kämpfer der Taliban sitzen auf der Ladefläche eines Pickups, während sie auf einem Hügel anhalten. © Felipe Dana/dpa

Die Taliban erfüllen die Forderung westlicher Staaten nach einer inklusiven Regierung in Afghanistan weiterhin nicht.

Kabul – Rund fünf Wochen nach der Machtübernahme in Afghanistan haben die militant-islamistischen Taliban neue Mitglieder ihrer Übergangsregierung vorgestellt - Frauen sind aber weiterhin nicht darunter. Die militanten Islamisten hatten bereits vor zwei Wochen rund 30 Regierungsmitglieder vorgestellt, darunter keine einzige Frau und niemand aus einer anderen politischen Gruppierung.

Damit wurde die Forderung westlicher Staaten nach einer sogenannten inklusiven Regierung, der nicht nur Taliban angehören, nicht erfüllt. Die gesamte Europäische Union hat dies zur Bedingung für weiteres Engagement gemacht, etwa für die Zahlung von Entwicklungshilfe.

Taliban-Regierung mit Aufruf zu diplomatischen Beziehungen

Insgesamt seien per Dekret 17 weitere Personen ins Kabinett berufen worden, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Kabul. Einer der Stellvertreter im Gesundheitsministerium gehöre der Hazara-Minderheit an. Bei der Auswahl sei vor allem auf die professionelle Eignung geachtet worden.

Ein Taliban-Kämpfer fährt einen Autoscooter in einem Vergnügungspark.
Ein Taliban-Kämpfer fährt einen Autoscooter in einem Vergnügungspark. © Oliver Weiken/dpa

Mudschahid rief dazu auf, die Taliban-Regierung anzuerkennen. Es sei die Pflicht der internationalen Gemeinschaft und der Länder in der Region, mit der neuen afghanischen Führung diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Er hoffe darauf, dass dies in naher Zukunft geschehen werde.

Taliban: Weiterführende Schulen für Mädchen möglich

Des Weiteren haben die Taliban eine Wiedereröffnung weiterführender Schulen für Mädchen ab der 7. Klasse in Aussicht gestellt. Das Bildungsministerium arbeite an einem neuen Verfahren, um es Schülerinnen zu erlauben, ihre Ausbildung fortzusetzen, sagte Mudschahid.

Seit der Machtübernahme der Islamisten Mitte August ist der Schulbesuch für Mädchen ab der 7. Klasse untersagt. Die künftigen Regeln zielen nach seiner Darstellung darauf ab, das Bildungsumfeld für Mädchen und Frauen sowie deren täglichen Weg zum Unterricht abzusichern. Die Regierung hoffe, sich so bald wie möglich dieser „wichtigen Angelegenheit“ widmen zu können.
Wann genau dies geschehen werde, sagte Mudschahid allerdings nicht: „Wir können kein Datum nennen, aber diese Angelegenheit wird in der nahen Zukunft gelöst werden, so Gott will.“

Universitäten in Afghanistan: Frauen nur in Verschleierung

Die Taliban hatten weiterführende Schulen vergangene Woche aufgerufen, für Jungen wieder zu öffnen. Alle öffentlichen, privaten und offiziellen religiösen Schulen sowie andere Bildungseinrichtungen im Land sollten den Schulbetrieb wieder aufnehmen. Schülerinnen waren in der Erklärung nicht erwähnt worden.

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Auch für Universitäten gelten seit der Machtübernahme der Taliban neue Regeln. Es hieß, Frauen könnten ihre Ausbildung fortsetzen, allerdings nur in von Männern getrennten Klassen und in Verschleierung. Davor wurden Studentinnen und Studenten in gemeinsamen Klassen unterrichtet, es gab keine Kleidungsvorschriften. Die neuen Maßnahmen stießen international und auch im Land selbst auf harsche Kritik.

Taliban-Herrschaft und die Unterdrückung der Frauen

Die Taliban-Herrschaft zwischen 1996 und 2001 zeichnete sich insbesondere durch die Unterdrückung der Frauen aus. Sie mussten sich in der Öffentlichkeit unter einer Burka verhüllen, durften nicht arbeiten, Mädchen war der Schulbesuch verboten. Die Religionspolizei war dafür bekannt, Frauen auszupeitschen oder zu verprügeln, die sich nicht an die Regeln hielten. Viele Frauen befürchten seit der erneuten Machtübernahme der Islamisten, dass diese wieder ähnliche Regeln für sie einführen werden. (sot mit dpa)

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