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Taliban erlassen neue Regeln und verbieten Frauen im Fernsehen

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Von: Sonja Thomaser

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Anisa Schahid, eine der bekanntesten afghanischen Journalistinnen, steht im Newsroom des TV-Senders Tolonews in Kabul. (Archivbild)
Anisa Schahid, eine der bekanntesten afghanischen Journalistinnen, steht im Newsroom des TV-Senders Tolonews in Kabul. (Archivbild) © Arne Immanuel Bänsch/dpa

Die in Afghanistan regierenden Taliban verbieten Filme mit Frauen und „unmoralische“ Fernsehinhalte.

Kabul - In Afghanistan haben die regierenden militant-islamistischen Taliban weitreichende Einschränkungen für Fernsehinhalte verhängt. TV-Sender dürften keine Filme oder Serien mehr zeigen, in denen Frauen eine Rolle spielten oder die der islamischen Scharia oder afghanischen Werten widersprächen, heißt es in einer Anweisung des Ministeriums für die Förderung der Tugend und Verhütung des Lasters, die am Sonntag (21.11.2021) an Fernsehsender ausgegeben wurde. Der Sprecher des Ministeriums, Mohammed Sadik Asif, bestätigte einen Tag später die Direktive.

Die Ausstrahlung heimischer oder ausländischer Filme, die fremde Kulturen und Traditionen in der afghanischen Gesellschaft verbreiteten und Sittenlosigkeit verursachten, müssten gestoppt werden, heißt es in der Anweisung. Comedy- und Unterhaltungsshows, die die Religion beleidigen oder als beleidigend für Afghanen angesehen werden können, sind ebenfalls verboten.

Taliban-Regelung: Fernseh-Journalistinnen in Afghanistan nur noch mit Kopfbedeckung

Moderatorinnen oder Reporterinnen wurden angewiesen, bei ihren Auftritten im Fernsehen ein Kopftuch zu tragen, obwohl die Richtlinien nicht sagen, welche Art von Bedeckung verwendet werden soll. Afghanische Reporter bemängeln, dass einige der Regeln vage sind und Interpretationen unterliegen.

Ein Mitglied einer Organisation, die Journalisten in Afghanistan vertritt, Hujjatullah Mujaddedi, sagte, die Ankündigung neuer Beschränkungen sei unerwartet gewesen. Er sagte der BBC, dass einige der Regeln nicht praktikabel seien und dass die Sender bei ihrer Umsetzung möglicherweise gezwungen sein könnten, zu schließen.

Afghanistan: Kritik an Programmen, in denen Frauen ihre Ehepartner selbst wählen

In Afghanistan sind vor allem türkische, indische und iranische Seifenopern beliebt, seltener wurden US-Serien oder Filme gezeigt. Bereits zuvor gab es von Konservativen oder Klerikern in dem Land immer wieder Kritik an diesen Programmen, in denen etwa Frauen ihre Ehepartner selbst wählten. Die Serien verführten die Jugend, hieß es. Auch Satireprogramme sind in Afghanistan sehr beliebt. Wöchentliche Sendungen etwa verunglimpften die ehemalige Regierung von Aschraf Ghani, korrupte Beamte oder das Militär. (sot mit dpa)

Die Menschen in Afghanistan haben nach der Machtübernahme der Taliban Angst vor Gewalt. Erst Anfang November 2021 wurden vier Frauen in Afghanistan ermordet. Eine von ihnen war die Aktivistin Frozan Safi. (Sonja Thomaser)

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