Sudan-Konflikt: Siebentägige Waffenruhe gleich zu Beginn gebrochen
Bomben, Explosionen, Schüsse: Im Sudan ist auch die vereinbarte siebentägige Waffenruhe gebrochen worden - gleich am Morgen. Der News-Ticker.
- Waffenruhe im Sudan-Konflikt angekündigt: Feuerpause soll sieben Tage dauern
- Berge von Leichen in Khartum: Helfer berichten Erschreckendes, Krankheiten breiten sich aus
- Waffenruhe ist brüchig: Konflikt im Sudan verläuft weiterhin blutig
Update vom 4. Mai, 17.15 Uhr: Die Menschen im Sudan hofften auf eine Atempause im Konflikt, wurden aber enttäuscht. In dem Krisenland ist eine am Donnerstag in Kraft getretene Waffenruhe erneut gebrochen worden. Sie sollte sieben Tage lang anhalten. Bereits am Morgen wurde die Hauptstadt Khartum laut dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira nahe dem Präsidentenpalast heftig unter Beschuss genommen. Auch aus der benachbarten Stadt Omdurman gab es Augenzeugenberichten zufolge Artilleriefeuer.
Die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) unter der Führung von Mohammed Hamdan Daglo beschuldigte am Donnerstag das Militär, die neue Feuerpause gebrochen zu haben. Die Armee habe RSF Standpunkte sowie Wohngebiete bombardiert, hieß es in einer Mitteilung der paramilitärischen Gruppe.
Die Armee sagte, Kämpfer der RSF hätten am frühen Donnerstagmorgen einen Angriff auf Soldaten gestartet. Die Behauptungen beider Seiten konnten von der Deutschen Presse-Agentur nicht unabhängig überprüft werden.
Sudan-Konflikt: Waffenruhe angekündigt – Hoffnung auf weitere Verhandlungen
Update vom 2. Mai, 18.50 Uhr: Die Anführer der sudanesischen Armee und paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) haben einem siebentägigen Waffenstillstand vom 4. Mai bis 11. Mai zugestimmt. Das teilte das Außenministerium des benachbarten Südsudan am Dienstag mit. Der Präsident des Südsudan, Salva Kiir, vermittelt seit wenigen Tagen als Vertreter des nordostafrikanischen Regionalverbunds IGAD zwischen den beiden Konfliktparteien.
Al-Burhan und Daglo hätten sich bereit erklärt, Vertreter für Verhandlungen zu nennen, die in Südsudans Hauptstadt Juba stattfinden sollen. Ein Datum für den Beginn der Verhandlungen müsse noch gesetzt werden, sagte das Außenministerium des Südsudan. Die sich rapide verschlechternde humanitäre Situation mache eine Deeskalation des Konflikts zwingend erforderlich, hieß es.

Sudan-Konflikt: Helfer berichten von Leichenbergen in Khartum
Erstmeldung vom 2. Mai: Khartum – Der Krieg zwischen zwei nach Macht strebenden Generälen im Sudan hat immer verheerendere Konsequenzen für die Menschen im Land. Helfer vor Ort schildern laut dem britischen Guardian, dass in den Straßen der Hauptstadt Khartum Berge von Leichen liegen. Menschen seien gezwungen, verunreinigtes Wasser direkt aus dem Nil zu trinken, schwere Krankheiten breiteten sich aus.
Trotz Waffenruhe: Explosionen und Schüsse im Sudan
Offenbar werden die Kämpfe trotz eines noch andauernden Waffenstillstands fortgesetzt. Es seien immer noch heftige Explosionen und Schüsse zu hören, heißt es in dem Bericht. Im Süden des Sudans berichteten Anwohner über den Einsatz von Flugabwehrraketen als Reaktion auf die Bombardierungen. Die beiden rivalisierenden Gruppen geben sich für die anhaltenden Kämpfe trotz des verlängerten Waffenstillstands offenbar gegenseitig die Schuld.
Die USA haben US-Bürger, die sich noch im Sudan befinden, dazu aufgerufen, das Land mit Handelsschiffen zu verlassen. Darüber berichtet das US-Magazin Newsweek. Viele Länder haben nach Beginn der Kämpfe Evakuierungsmissionen durchgeführt, auch die deutsche Bundesregierung. Dafür gibt es aber auch Kritik: Eine Ärztin aus dem Sudan kritisiert, dass die internationale Gemeinschaft die Sudanesen hilflos zurück lässt und heuchlerisch agiert.
Kämpfe im Sudan: 330.000 Binnenflüchtlinge
Seit Ausbruch der Kämpfe mussten mindestens 334.000 Binnenflüchtlinge ihren Wohnort verlassen, berichtet die UN-Organisation für Migration. Mindestens 100.000 weitere Menschen flüchteten in Nachbarländer wie den Tschad, Ägypten oder Südsudan. Das UN-Flüchtlingswerk stellt sich darauf ein, dass mehr als 800.000 Menschen fliehen könnten, sollten die Kämpfe nicht aufhören.
In dem nordostafrikanischen Land mit rund 46 Millionen Einwohnern kämpft der De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan mithilfe der Armee seit Mitte April gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, der die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) anführt. Ende vergangener Woche wurden rund 530 Tote und gut 4600 Verletzte durch die Kämpfe gemeldet. Die Behörden gehen aber davon aus, dass die wahren Zahlen deutlich höher liegen. (smu/nak mit dpa)