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Keine schnelle Lösung im Sudan: Erste Gespräche der Konfliktparteien ohne Durchbruch

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Von: Johannes Dieterich

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Bewohner des südlichen Teils von Khartum, nachdem sie eine Gruppe Plünderer vertrieben haben. afp
Bewohner des südlichen Teils von Khartum, nachdem sie eine Gruppe Plünderer vertrieben haben. afp © afp

Bei Gesprächen der Konfliktparteien im Sudan bleibt der Durchbruch aus – es geht weder um Waffenstillstand noch um den Friedensschluss. Die Kämpfe gehen indes weiter.

Khartum - Drei Wochen nach dem Ausbruch schwerer Gefechte im Sudan ist es am Wochenende erstmals zu „Vorgesprächen“ über die Einrichtung humanitärer Korridore zwischen Abgesandten des Streitkräftechefs Abdel Fattah al-Burhan und des Milizenführers Mohamed Hamdan Dagalo (alias Hemeti) in der saudi-arabischen Hafenstadt Dschidda gekommen. Über den genauen Ort, die Teilnehmer sowie die Modalitäten der Vorgespräche wurde nichts bekannt.

Weder Waffenstillstand noch Friedensschluss: Darum geht es bei den Gesprächen der Konfliktparteien

Beide Seiten bestätigten lediglich, Repräsentanten nach Dschidda entsandt zu haben. Sie sollen weder einen Waffenstillstand noch eine friedliche Beilegung des Konflikts aushandeln, hieß es. Zur Debatte stehe nur die Frage, wie der Zivilbevölkerung humanitäre Hilfe geleistet werden könnte. Die Begegnung kam auf eine gemeinsame Initiative der saudi-arabischen und US-amerikanischen Regierung zustande. Anstrengungen des ostafrikanischen Staatenbundes IGAD, Sudans Konfliktparteien zu weitergehenden Verhandlungen in der südsudanesischen Hauptstadt Juba zu bewegen, seien davon nicht beeinträchtigt, hieß es in Juba.

Trotz des diplomatischen Teilerfolgs kam es in Khartum auch am Sonntag wieder zu Gefechten. Augenzeugen berichteten über Zusammenstöße zwischen den Regierungstruppen und der „Rapid Support Forces“ (RSF) genannten Miliz vor allem im Norden der Hauptstadt. Sudan-Fachleute sind überzeugt davon, dass mit einem baldigen Ende der Kämpfe nicht zu rechnen ist. „Beide Seiten denken noch immer, den Konflikt militärisch gewinnen zu können“, teilte Alan Boswell, Sudan-Experte bei der Internationalen Krisengruppe (ICG), mit.

Machtkämpfe im Sudan: Kräfteverhältnis der Konfliktparteien ausgeglichen

Einem Bericht der Washington Post zufolge ist das Kräfteverhältnis zwischen der Armee und der Miliz weitgehend ausgeglichen. Die rund 100.000 Kämpfer der RSF-Miliz seien von ihren Einsätzen im Jemen und in Libyen kampferfahren und mit ihren „Technicals“ (Pick-ups, auf deren Ladeflächen schwere Maschinengewehre montiert sind) für den Straßenkampf in Khartum bestens gerüstet.

Dagegen setzen die Streitkräfte sowohl Panzer als auch Jagdflugzeuge ein, die zwar größere Verheerung anrichten, aber weniger präzise sind. Auch nach dreiwöchigen Kämpfen ist es der Armee nicht gelungen, die RSF-Miliz aus zentralen Teilen der Stadt einschließlich des Präsidentenpalastes und der staatlichen Fernsehanstalt in Omdurman zu vertreiben. Umgekehrt kontrollieren die rund 150.000 Soldaten zählenden Streitkräfte noch immer das zentral gelegene Hauptquartier der Armee, den Flughafen sowie vor allem den Süden Khartums. Außerdem beherrschen die Militärs die am Roten Meer gelegene Hafenstadt Port Sudan und damit die Versorgung aus dem Ausland sowie das Terminal für den Export des aus dem Südsudan stammenden Erdöls.

RSF-Miliz und Armee haben offenbar Zugang zu Waffennachschub

Im Gegenzug wird die RSF-Miliz von dem libyschen General Khalifa Haftar mit Treibstoff und möglicherweise auch mit Munition versorgt. Allerdings kontrolliert die Miliz auch zwei Waffenfabriken im Osten und im Norden von Khartum. Dagegen verfügt die Armee über die Yarmouk genannte Waffenschmiede im Südan Khartums. Beide Seiten haben zumindest derzeit noch keinen Mangel an Waffen.

Allerdings hat die RSF-Miliz Probleme, ihre Kämpfer mit Nahrungsmitteln zu versorgen und Verletzte zu behandeln. Aus diesem Grund kommt es in den von der RSF kontrollierten Stadtteilen regelmäßig zu Plünderungen und der Beschlagnahme von Krankenhäusern, was dem Verhältnis der ohnehin verhassten Miliz zur Bevölkerung zusätzlich schadet. Ob es den vornehmlich aus der Provinz stammenden RSF-Kämpfern auf diese Weise gelingen wird, sich dauerhaft in der Hauptstadt zu etablieren, ist deshalb fraglich.

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