Sturgeon lockt Brexit-Gegner nach Schottland

Der Streit zwischen britischer Regierung und Schottland verschärft sich. Die schottische Regierungschefin Sturgeon ruft Brexit-Gegner zum Umzug auf.
Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon hat britische Brexit-Gegner zu einem Umzug nach Schottland aufgerufen. «Kommt hierher, um zu leben, zu arbeiten, zu investieren oder zu studieren», sagte sie unter großem Beifall auf dem Frühlingsparteitag der Schottischen Nationalpartei SNP am Samstag in Aberdeen. An ihren Plänen für ein Unabhängigkeitsreferendum hält sie fest.
Ex-Premierminister heizt Streit an
Beim Austritt Großbritanniens aus der EU will Schottland im Europäischen Binnenmarkt bleiben. Das lehnt die britische Premierministerin Theresa May strikt ab. Sturgeon strebt daher das Referendum an und will das Parlament in Edinburgh nächste Woche dafür um ein Mandat bitten. Das Unabhängigkeitsreferendum soll zwischen Herbst 2018 und Frühjahr 2019 stattfinden - also vor dem Brexit.
Der britische Ex-Premierminister Gordon Brown heizte unterdessen mit einem als Kompromiss gemeinten Vorschlag den Streit an. Seine Idee: Schottland sollte weiter dem Königreich angehören und trotzt Brexits eigene Verträge mit anderen Ländern der Europäischen Union abschließen dürfen. Schottland müsse die Kontrolle etwa über Landwirtschaft und Fischerei bekommen, sagte der Labour-Politiker.
Die Trennung vom Vereinigten Königreich wäre ein zu großes Risiko für den Arbeitsmarkt und Handel. «65 Prozent unseres Handels ist mit dem Rest von Großbritannien - und nur 15 Prozent mit der Europäischen Union», sagte Brown am Samstag bei einer Veranstaltung in Kirkcaldy bei Edinburgh. Der Schotte war von 2007 bis 2010 Premierminister.
Der Vize-Chef der Schottischen Nationalpartei, Angus Robertson, wies diesen Vorschlag umgehend zurück. Er nehme die Äußerungen nicht ernst. «Die Labour-Partei ist derzeit noch nicht einmal in der Lage, eine Pizza zu liefern», sagte er dem Nachrichtensender BBC.
Schottland votierte bei dem Brexit-Referendum im Juni 2016 für den Verbleib in der EU, war aber von England und Wales überstimmt worden.