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„Stadtluft macht frei“: Nach Kritik von Charlotte Knobloch - Landesausstellung bekommt neuen Namen

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Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus
Charlotte Knobloch fordert sofortige Umbenennung der Landesausstellung. © dpa / Peter Kneffel

Für Charlotte Knobloch klang der Titel „Stadtluft macht frei“ nach Vernichtungslager - nun bekommt die bayerische Landesausstellung einen neuen Namen.

Update vom 2. April: Die bayerische Landesausstellung 2020 wird nach Kritik an dem geplanten Titel umbenannt. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hatte eine sprachliche Nähe des Titels „Stadtluft macht frei“ zu dem menschenverachtenden Nazi-Spruch „Arbeit macht frei“ kritisiert.

Wie das bayerische Kunstministerium mitteilte, wird die im kommenden Jahr in den Städten Friedberg und Aichach geplante Schau nunmehr den Titel „Stadt befreit - Wittelsbacher Gründerstädte“ bekommen. Den zynischen Spruch „Arbeit macht frei“ hatten die Nationalsozialisten an mehrere Konzentrationslager geschrieben.

Knobloch sowie Kunstminister Bernd Sibler (CSU) und der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, Richard Loibl, hatten sich am Dienstag zu einem Gespräch über den Titel der Ausstellung getroffen. Loibl, der mit seiner Landesbehörde die Ausstellung verantwortet, betonte, dass der Slogan „Stadtluft macht frei“ die gegenüber der Landbevölkerung erheblich erweiterten Freiheitsrechte der Bürger in den mittelalterlichen Städten beschreibe. Es sei ein Rechtssatz, der aus aufklärerisch-liberaler Tradition stamme und aus einer dem Nationalsozialismus entgegengesetzten Philosophie komme. Dies soll in der Schau dann auch in einer eigenen Abteilung dargestellt werden.

In der Landesausstellung soll von Mai bis November 2020 dokumentiert werden, wie die Wittelsbacher ab dem 12. Jahrhundert Städte wie Ingolstadt, Kelheim, Straubing oder Landshut entwickelten.

Ausgangsmeldung - Charlotte Knobloch kritisiert: „Stadtluft macht frei“ klingt nach Vernichtungslager

München - Das Motiv der bayerischen Landesausstellung ist am Montag im Friedberger Schloss, in der Nähe von Augsburg, vorgestellt worden. Zwei Städte präsentieren die Landesausstellung 2020. Die Stadt Aichach wird vertreten durch seinen Bürgermeister Klaus Habermann. Friedberg durch Bürgermeister Roland Eichmann. Mit dabei ist auch der Landrat des Landkreises Aichach-Friedberg, Klaus Metzger. 

Das Motto „Stadtluft macht frei – Wittelsbacher Stadtgründer" entsetzt Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Sie stört die Nähe zu der Toraufschrift an nationalsozialistischen Konzentrationslagern, „Arbeit macht frei“. Unter anderem hatten die Nationalsozialisten den Spruch an dem Tor des Vernichtungslagers Auschwitz in Polen angebracht. Das Lager, 50 Kilometer außerhalb von Krakau, war das größte Vernichtungslager in der NS-Zeit. Dort sind zwischen 1940 und 1945 mehr als 1,2 Millionen Menschen getötet worden.

Charlotte Knobloch: Sehr schlechter Beigeschmack 

„Ohne großes Aufheben sollte das ganz schnell geändert werden. Weil das vergiftet Menschen, vergiftet junge Menschen und hat einen sehr schlechten Beigeschmack“, sagte Knobloch dem Bayerischen Rundfunk. Der Ausstellungstitel soll Assoziationen mit den Vernichtungslagern der NS-Zeit wecken. Knobloch kritisiere, dass der Ausdruck, „jedem wehtut, der damit zu tun hatte“, heißt es weiter. 

Erst im Januar hatte Knobloch in einem Interview mit der HNA darüber gesprochen, dass in Deutschland der Antisemitismus stark zugenommen habe. 

Rund 100.000 Besucher werden für die Ausstellung erwartet

Zwischen Mai und September 2020 werden für die Landesausstellung rund 100.000 Besucher in Friedberg und Aichach sowie im Landkreis erwartet. 

Bereits bei der Planung zu der Ausstellung habe es Schwierigkeiten gegeben, meldet der BR. Erst sei „Die frühen Wittelsbacher" als Motto geplant gewesen. Dann gab es aber an mehreren Spielorten Probleme. Das Wittelsbacher Schloss in Friedberg, das erst kürzlich für 20 Millionen Euro hergerichtet wurde, wurde Hauptspielort und das Motto wurde geändert. 

Assoziation mit Vernichtungslagern der NS-Zeit

„Stadtluft macht frei nach Jahr und Tag“ galt, laut BR, im Mittelalter als Weisheit, mit der beschrieben wurde, dass Siedlungen rund um Burgen und Klöster etwa ab dem 11. Jahrhundert von freigekauften Leibeigenen und anderen Angehörigen des 3. Standes, den Bauern, gegründet wurden. Das ist seit der veränderten Bedeutung durch die grausame Unmenschlichkeit im Nationalsozialismus aber vor allem unter Experten bekannt. Für den Großteil der Bevölkerung ist die Assoziation mit den Vernichtungslagern der NS-Zeit schlüssig.

nai

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