Schießbefehl gegen Protestierende: Lage in Sri Lanka eskaliert weiter
Massive Proteste haben am Montag zum Rücktritt von Sri Lankas Ministerpräsident geführt. Doch die Lage wird noch dramatischer.
Colombo – Um Nach den tödlichen Ausschreitungen in Sri Lanka weitere Unruhen zu unterdrücken, hat das Verteidigungsministerium in Sri Lanka einen Schießbefehl erteilt. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, seien die Sicherheitskräfte am Dienstag (10. Mai) angewiesen worden, auf jede und jeden zu schießen, der öffentliches Eigentum plündert oder Menschenleben gefährdet. Am Vortag war bereits eine landesweite Ausgangssperre bis Mittwoch verhängt worden, der sich die Menschen vielerorts jedoch widersetzten.
So schoss die Polizei an zwei Orten in die Luft, um Gruppen von Menschen auseinanderzutreiben, die Fahrzeuge anzünden wollten. Zuvor hatte eine wütende Menschenmenge ein Fahrzeug angegriffen und in Brand gesetzt, in dem der ranghöchste Polizist der Hauptstadt Colombo saß. Am Dienstag wurde außerdem ein Luxushotel in Brand gesetzt, das einem Verwandten des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Mahinda Rajapaksa gehören soll.

Nach Rücktritt von Ministerpräsident Rajapaksa: Proteste in Sri Lanka halten an
Die seit Wochen andauernden Proteste im von einer schweren Wirtschaftskrise erschütterten Sri Lanka waren am Montag (9. Mai) gewaltsam eskaliert. Mit Bussen nach Colombo gefahrene Anhänger:innen Rajapaksas griffen demonstrierende Regierungsgegnerinnen und -gegner mit Stöcken und Knüppeln an, die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein. Bei den Protesten wurden mindestens acht Menschen getötet, hunderte wurden verletzt.
Als Reaktion auf die schweren Ausschreitungen traten Rajapaksa und sein gesamtes Kabinett am Montag zurück. Dagegen bleibt der Bruder des Ex-Regierungschefs, Präsident Gotabaya Rajapaksa, im Amt. Er verfügt über weitreichende Befugnisse. Viele der Protestierenden forderten auch ihn auf, sein Amt niederzulegen.
Gewaltsame Proteste in Sri Lanka: EU verurteilt Waffengewalt gegen Zivilisten
Die EU verurteilte die Gewalt gegen Zivilist:innen und rief zu Ruhe auf. Brüssel forderte die sri-lankischen Behörden auf, „eine Untersuchung der Ereignisse einzuleiten und diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die zur Gewalt angestiftet oder sie verübt haben“. (ska mit AFP)