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Wagner-Söldner schilderte Mord an Kindern in der Ukraine - folgt nun Prigoschins Rache?

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Von: Stephanie Munk

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Ein Wagner-Söldner packte über grausame Ukraine-Kriegsverbrechen an Kindern aus. Nun wurde er verhaftet. Will die Söldnertruppe Rache an ihm nehmen?

Saratow - Dass die Wagner-Gruppe im Ukraine-Krieg nicht zimperlich agiert, wurde schon vielfach berichtet. Ein Wagner-Kommandant hat aber offenbar gegenüber einer russischen Menschenrechtsorganisation besonders starken Tobak ausgepackt: Der Mann soll in einem Videointerview die Ermordung von Kindern und anderen Zivilisten in der Ukraine geschildert haben.

Nun bekam er dafür wohl die Quittung: Der Mann wurde von einem Untersuchungsausschuss im russischen Bezirk Saratow festgenommen. Darüber berichten die US-amerikanische Denkfabrik „Institute for the Study on War“ und das unabhängige russische Exil-Nachrichtenportal Meduza. Es scheint aber, als ob der Mann nicht für seine Gräueltaten im Ukraine-Krieg zur Verantwortung gezogen werden soll - sondern dafür, Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin diskreditiert zu haben.

Ein Wagner-Kommandant packte über Gräueltaten an Zivilisten in der Ukraine aus. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (l.) habe dies persönlich befohlen.
Ein Wagner-Kommandant packte über Gräueltaten an Zivilisten in der Ukraine aus. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (l.) habe dies persönlich befohlen. © Imago (Montage)

Ermordung von Zivilisten im Ukraine-Krieg auf Prigoschins Befehl?

Zur Vorgeschichte: Der Wagner-Kommandeur schilderte der Menschenrechts-Initiative Gulagu.net Gräueltaten der Wagner-Truppe, inklusive seiner eigenen Verbrechen. Er berichtete, auf Befehl von Wagner-Chef Prigoschin in der ukrainischen Stadt Soledar Kinder erschossen und eigenhändig begraben zu haben. Selbst vor der Ermordung von Fünf- und Sechsjährigen sei er nicht zurückgeschreckt. Ihm und seinen Männern sei aufgetragen worden, jeden Ukrainer umzubringen, auch unbewaffnete Zivilisten. Prigoschin persönlich habe befohlen: „Lasst niemanden entkommen.“

Für seine Geständnisse wurde der Mann nun offenbar von russischen Behörden festgenommen. Darüber berichtete am Montag (24. April) Wladimir Osetschkin, der Gründer von Gulagu.net.

Wagner-Söldner beschimpften Kommandanten bei seiner Verhaftung

Osetschkin schilderte dabei ein auffälliges Detail: Die örtlichen Beamten seien bei der Verhaftung des geständigen Kommandanten von vier Wagner-Kämpfern begleitet worden, die den Verhafteten beschimpften und ihm mit dem Tod drohten, weil er Prigoschin hintergangen habe. Das deute darauf hin, dass Wagner mit lokalen Behörden und Sicherheitsorganen kooperiere und Prigoschin Einfluss auf sie nehme.

Des Weiteren liefere der Fall Hinweise darauf, dass Wagner grausame Taten an Zivilisten in der Ukraine nicht nur hinnehme, sondern sogar aktiv fördere, schreibt das „Institute for the Study of War“. Das solle wohl den sozialen Zusammenhalt innerhalb der Söldnertruppe stärken.

Wagner-Truppe von Prigoschin: Wer nicht mitspielt, wird niedergemacht

Dass der Kommandant, der über Prigoschin auspackte, von anderen Wagner-Soldaten beschimpft wurde, zeige zudem, dass abweichende Haltungen in der Truppe mit Vergeltung bestraft würden. Wer sich nicht einfüge, müsse damit rechnen, erniedrigt zu werden, heißt es. Laut Recherchen eines russischen Medienportals verdient Prigoschin mit seinen Grausamkeiten im Ukraine-Krieg auch noch ein Vermögen.

Indessen droht auch Russlands Präsident Wladimir Putin die Verhaftung, sollte er Russland verlassen: Gegen ihn läuft ein internationaler Haftbefehl wegen der Verschleppung von Kindern im Ukraine-Krieg. Ein Beamter des Kreml schildert nun, wie die russische Elite dies aufnimmt. (smu)

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