Russland feiert 9. Mai fast allein – nur ein ausländischer Staatschef leistet Putin Gesellschaft
Russland feiert den 9. Mai mit einer Militärparade. Nur ein Auslandsgast will dem Event im Ukraine-Krieg beiwohnen - und Gespräche mit Putin führen.
Moskau - Der 9. Mai hat in Russland eine gewaltige historische Bedeutung: Der Tag markiert für Russland das Ende des Zweiten Weltkriegs. Den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland begeht das Land alljährlich mit einer pompösen Militärparade: Kolonnen von Panzern und Waffen werden durch Moskaus Straßen gekarrt. Kampfjet-Staffeln der Luftwaffe donnern über den Roten Platz, Zehntausende Menschen stehen dicht gedrängt an den Straßenrändern und winken mit russischen Fahnen.

Paraden in Russland am 9. Mai: Mehrere Städte sagten Veranstaltung ab
Normalerweise finden nicht nur in Moskau, sondern auch in anderen großen russischen Städten solche Militärparaden statt. Doch 2023 läuft alles ein wenig anders. Mehrere Gouverneure haben die Paraden schon abgesagt, vor allem in grenznahen Regionen sowie auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim.
Offiziell sind Sicherheitsbedenken der Grund. Ein Gouverneur erklärte, man wolle den „Feind“ Ukraine nicht mit Panzern und Soldaten „provozieren“. Spekuliert wird aber, ob der eigentliche Grund ist, dass für die Parade schlichtweg die Panzer fehlen - weil sie massenweise im Ukraine-Krieg an der Front im Einsatz oder bereits zerstört sind.
Putin sagt Gedenkmarsch ab - und empfängt nur einen Staatschef aus dem Ausland
Auch in der Hauptstadt Moskau fallen die Feiern eine Nummer kleiner aus: Russland Präsident Wladimir Putin sagte den traditionellen Gedenkmarsch „Unsterbliches Regiment“ ab, der normalerweise im Anschluss an die Siegesparade stattfindet. Angehörige von Soldaten der Roten Armee, die im Zweiten Weltkrieg fielen, ziehen dabei mit deren Porträts durch die Straßen. Diesmal sollen sich die Menschen die Fotos ihrer toten Angehörigen lieber ans Autofenster kleben oder an die Kleidung heften.
Auch die Gästeliste ausländischer Vertreter gerät bei der diesjährigen Feier des 9. Mai in Moskau denkbar schmal. Nur ein ausländischer Staatschef will bei der Militärparade dabei sein, berichtet die Zeitung Ukrainska Pravda mit Berufung auf die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Es ist Sadyr Dschaparow, der Präsident von Kirgistan. Er führt offenbar schon am Vorabend des Feiertags Gespräche mit dem russischen Präsidenten und habe sich entschieden, „für die Parade zu bleiben und unseren Stolz auf den Tag des Sieges zu teilen“, habe der Kreml mitgeteilt.
Laut Kreml gab es keine Einladungen zur Militärparade
Allerdings ergingen nach Angaben des Kreml auch keine Einladungen an ausländische Vertreter, wie es in dem Bericht heißt. „In diesem Jahr gab es keine besonderen Einladungen – es ist kein runder Jahrestag“, wird Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zitiert. Im Jahr 2022 - wenige Wochen nach Beginn des Ukraine-Kriegs - sei gar kein ausländischer Regierungschef bei der Militärparade in Moskau vertreten gewesen, schreibt außerdem das Nachrichtenportal The New Voice of Ukraine.
Putin will am 9. Mai Rede halten
Fester Programmpunkt bei der Feier zum 9. Mai sei aber eine Rede von Wladimir Putin, sagte dessen Sprecher Dmitri Peskow laut Ria Nowosti: „Er wird natürlich auftreten, ein Auftritt bei der Parade ist obligatorisch.“ Möglicherweise gibt es dann auch wieder Gerüchte, dass Putin sich bei öffentlichen Auftritten durch einen Doppelgänger vertreten lässt, wie zuletzt bei einem Besuch des Kremlchefs in den ukrainischen Kriegsgebieten.
In mehreren russischen Orten steht den Menschen der Sinn unterdessen nicht nach Feiern: Offenbar haben dort aus dem Ukraine-Krieg zurückgekehrte Wagner-Söldner brutal gewütet. Es handelt sich dabei angeblich um verurteilte Mörder, die die Söldnertruppe aus dem Gefängnis heraus rekrutierte und die nun wieder auf freiem Fuß sind. (smu mit Material von dpa)