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Putins Plan: Das ist der wahre Grund für die Bachmut-Eroberung

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Von: Andreas Schmid

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Bachmut steht offenbar kurz vor der Eroberung durch Russland. Was will Wladimir Putin mit der Kleinstadt, in der nur noch 4000 Menschen leben?

Bachmut – Von den vor Kriegsbeginn rund 75.000 Einwohnern sind weniger als 5000 übrig geblieben. Seit Monaten wird erbittert um die ostukrainische Stadt Bachmut gekämpft. Zuletzt meldete die russische Seite mehrere Erfolge in Bachmut. Die vor Ort eingesetzte Söldnertruppe Wagner hat die Stadt inzwischen von Osten, Norden und Süden eingekreist. Nach eigenen Angaben haben die Kämpfer um Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin den gesamten Ostteil von Bachmut erobert. Von ukrainischer Seite gibt es bislang aber keine Bestätigung für diesen Teilrückzug. Klar ist derweil: Kremlchef Wladimir Putin will die Eroberung unbedingt. Das hat mehrere Gründe.

Strategische Bedeutung von Bachmut

Bachmut ist strategisch bedeutend. Für beide Seiten. Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj lässt seine Truppen weiter um Bachmut kämpfen, weil er sich der Wichtigkeit der ostukrainischen Stadt bewusst ist. „Nach Bachmut könnten sie weitergehen“, sagte Selenskyj in einem Interview mit dem US-Sender CNN. Die russischen Truppen hätten dann „freie Bahn in andere ukrainische Städte“, gerade in Richtung Donezk. „Sie könnten nach Kramatorsk gehen, nach Slowjansk.“ Sollte Bachmut fallen, sei den Russen der Weg in andere Landesteile offen, sagte der Präsident. „Deswegen stehen unsere Jungs dort.“

Ukrainische Soldaten feuern eine Pion (M-1975) Kanonenhaubitze auf russische Stellungen in der Nähe von Bachmut
Ukrainische Soldaten feuern auf russische Stellungen in der Nähe von Bachmut. Bald könnte die Stadt in russische Hände fallen. © Libkos/AP/dpa (Archivfoto)

Aus dem Kreml hörte man ähnliche Töne. Auch Russen-Verteidigungsminister Sergej Schoigu bezeichnete eine mögliche Bachmut-Eroberung als entscheidend. Bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen mit Verantwortlichen seines Ministeriums sagte Schoigu, die Kontrolle über Bachmut werde „neue offensive Einsätze in der Tiefe gegen die Verteidigung der Streitkräfte der Ukraine ermöglichen“.

Symbolische Bedeutung von Bachmut

Neben der strategischen Bedeutung geht es auch um Symbolik. Seit Sommer 2022 dauern die Gefechte an. Sie vertreiben die Menschen vor Ort, von denen nach ukrainische Angaben nur noch 4000 Zivilisten vor Ort sind. Um Bachmut tobt der längste Kampf im mittlerweile 378 Tage andauernden Ukraine-Krieg.

Im Falle Russlands geht es bei der Eroberung obendrein um ein internes Duell Putin gegen Prigoschin. Die berüchtigte Wagner-Gruppe reklamiert in sozialen Medien den Sieg für sich, ist sich sicher, dass die „nicht gut ausgebildete russische Armee“ ohne Wagner-Hilfe verloren wäre. Der Kreml widersprach teils öffentlich, was den Zwist zwischen Söldnern und Soldaten, zwischen Prigoschin und Putin, anheizte. Im Falle einer Eroberung könnte der Streit weitergehen.

Putin geht es Beobachtern zufolge vor allem um persönliche Profilierung. „Er will unbedingt einen Sieg erringen“, schrieb etwa der britische Economist. „Putin ist bereit, die Soldaten dafür durch den Fleischwolf zu drehen.“ Schließlich sterben jeden Tag russische – wie ukrainische – Kämpfer.

„Russischer Angriff wird höchstwahrscheinlich Höhepunkt erreichen“

Analysten des Institute of Study of War messen Bachmut per se keinen allzu großen Stellenwert ein. Die Stadt sei zwar für weitere russische Vorstöße im Gebiet Donezk relevant. Ansonsten könne man Bachmut aber wenig nutzen. Zudem schreiben die US-Experten in ihrer Analyse vom 6. März: „Die russischen Streitkräfte haben im Kampf um die Stadt bereits so schwere Verluste erlitten, dass ihr Angriff höchstwahrscheinlich nach der Einnahme der Stadt – wenn nicht schon vorher – seinen Höhepunkt erreichen wird.“ Wladimir Putin und Russland werden eine mögliche Einnahme dennoch als großen Erfolg verkaufen. (as)

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