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Ex-Chef von Türkischem Roten Halbmond bleibt Chef von elf Firmen der Hilfsorganisation

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Von: Erkan Pehlivan

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Kemal Kinik musste als Chef der Hilfsorganisation türkischer Roter Halbmond zurücktreten. Doch kurz vor der Stichwahl sorgt er für einen neuen Skandal.

Ankara - Die Skandale um den Türkischen Roten Halbmond (Kızılay) halten an. Der zurückgetretene Vorsitzende der Schwesterorganisation des Deutschen Roten Kreuzes, Kemal Kinik, musste seinen Posten räumen. Grund dafür waren Zeltverkäufe nach der verheerenden Erdbebenkatastrophe vom 6. Februar an die private Hilfsorganisation „AHBAP“ und den türkischen Apothekerverband (Türk Eczacıları Birliği). Der Türkische Halbmond soll auch Lebensmittelkonserven an Bedürftige verkauft haben und war dafür von Präsident Recep Tayyip Erdogan kritisiert worden.

Doch Kinik scheint weiterhin Gehälter von der Hilfsorganisation und zu ihr gehörenden Unternehmen zu erhalten. Nach einem Bericht der türkischen Zeitung „Sözcü“ unter Berufung auf Einträge in der Handelskammer von Istanbul (İstanbul Ticaret Odası) ist Kinik Vorstandsvorsitzender von ganzen elf Firmen, die dem Türkischen Halbmond gehören gehören. Diese sind:

Wie das Blatt weiter berichtet, bekleidet Kinik in drei anderen Unternehmen ebenfalls Leitungspositionen. Zudem sei er an der „UG Medical Services“ beteiligt. Das Unternehmen betreibt unter anderem Kliniken, Labore und Zahnprotesezentren.

Zurückgetretener Chef vom türkischen Roten Halbmond, Kemal Kinik, soll weiterhin 11 Unternehmen der Hilfsorganisationen leiten.
Die Skandale um den türkischen Roten Halbmond gehen weiter. © Rami Alsayed/Imago

82 Direktoren sollen 35-Fache des Mindestlohns an Gehalt beziehen

Die Hilfsorganisation Türkischer Halbmond ist seit längerem ein umstrittenes Unternehmen in der Türkei. Tekin Kücükali, ein ehemaliger Generaldirektor des Türkischen Halbmondes, kritisierte in einer TV-Sendung die neue Organisationsstruktur der Organisation. „Der Rote Halbmond hat zwölf Firmen. Es ist eine Holding. In meiner Zeit gab es elf Leiter, einen Direktor und drei stellvertretende Direktoren. Jetzt gibt es 82 Leitungspersonen“, kritisierte Kücükali im TV-Kanal TV100. „Jeder von ihnen bekommt vom Roten Halbmond 300.000 TL Gehalt im Monat“, hatte Kücükali in einer TV-Sendung erzählt. Das sind mehr als das 35-Fache des Mindestlohns.

Blankoscheck des DRK sorgt für Empörung

Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) sorgte für ein Eklat, weil es nach dem Skandal um die verkauften Zelte für Bedürftige im Erdbebengebiet die Schwesterorganisation in einer Mitteilung verteidigt hatte. Diese Zeltverkäufe stammten nicht von dem „philanthropischen Zweig“, sondern von einem „Unternehmenssegment bzw. Sozialunternehmen“. Warum die türkische Schwesterorganisation Zelte verkaufe, während Hunderttausende Überlebende auf den Straßen leben mussten, konnte der DRK nicht erklären.

Der Blankoscheck für den Kizilay führte nach der Erklärung aus Deutschland zu heftiger Kritik – vor allem aber, weil das DRK die Erklärung offensichtlich abgegeben hat, ohne unabhängige Untersuchungen bei dem Schwesterunternehmen in der Türkei geführt zu haben.

DRK verteidigt grobe Fahrlässigkeit und schlechtes Krisenmanagement

Der Essener Politikwissenschaftler und Türkeiexperte Prof. Burak Copur hatte damals im Gespräch mit unserer Redaktion die Stellungnahme des DRK einen „politischen Skandal“ genannt, der ein „verheerendes Signal“ aussende. „Das Deutsche Rote Kreuz verteidigt hier die grobe Fahrlässigkeit und das schlechte Krisenmanagement des Kizilay. Es ist höchst irritierend, wie das DRK völlig unreflektiert und unkritisch die Position des Kizilay übernimmt“. Mögliche private und persönliche Verquickungen des DRK mit dem Türkischen Roten Halbmond müssten noch näher untersucht werden.

Erdogan hatte offenbar den Kızılay aus politischem Kalkül kritisiert. Bei der Türkei-Wahl hatte der Amtsinhaber nur knapp die absolute Mehrheit verfehlt und muss sich am 28. Mai gegen seinen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu (CHP) stellen.

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