Waffen-Importe boomen – doch Kiew liegt trotz Ukraine-Krieg nur auf dem dritten Platz

Der Ukraine-Krieg machte Kiew zum drittgrößten Waffen-Abnehmer der Welt. Das zeigte ein SIPRI-Bericht. Auch künftig steigen Rüstungsimporte in Europa.
Stockholm – Der Ukraine-Krieg sorgte für einen Boom bei den Rüstungsimporten. Einfuhren schwerer Waffen nach Europa stiegen um knapp 50 Prozent an. Die Ukraine wurde durch die Militärhilfe aus dem Westen zur drittgrößten Waffen-Importeurin weltweit. Nur Katar und Indien importierten mehr, heißt es in einer Studie, den das Forschungsinstitut SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) am Montag (13. März 2023) veröffentlichte. Beim größten Waffenlieferant Russland ist hingegen ein anderer Trend zu beobachten.
Laut SIPRI-Bericht: Kiew wird durch Ukraine-Krieg zum drittgrößten Importeur für Waffen
Indien verzeichnete dem SIPRI-Bericht zufolge zwischen 2018 und 2022 weltweit die meisten Importe. Zudem habe das Land zwischen den Zeiträumen 2013-2017 und 2018-2022 die meisten Waffen aus Russland importiert. Katars Waffenimporte stiegen in demselben Zeitraum um 311 Prozent.
Vor dem russischen Angriffskrieg habe es kaum Waffenlieferungen an die Ukraine gegeben. „Sie lagen auf einem sehr niedrigen Niveau – vor allem, wenn man ihre Größe und die Tatsache bedenkt, dass sie sich seit 2014 im Krieg befindet“, sagte Pieter Wezeman, Forscher am SIPRI, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Doch insbesondere seit 2014 hätten die europäischen Länder auf die Bedrohung aus Russland reagiert: „Nach Russlands Einmarsch in der Ukraine wollen die europäischen Staaten mehr und schneller Waffen importieren“, sagte Wezeman. Wezeman rechnet damit, dass die zunehmende Nachfrage der europäischen Länder die Importzahlen stärker prägen könnten.
SIPRI-Bericht über Rüstungsimporte: USA und Deutschland zählen für Ukraine zu wichtigsten Lieferanten
Zu den wichtigsten Waffen-Lieferanten der Ukraine gehören laut dem SIPRI-Bericht die USA, Polen und Deutschland. Die Lieferungen seien von entscheidender Bedeutung für die Bemühungen gewesen, die russische Offensive zu stoppen, schrieb SIPRI. Deutschland bleibe zudem einer der fünf größten Lieferanten weltweit. Allerdings seien die deutschen Ausfuhren im Vergleich zu den fünf Jahren zuvor um 35 Prozent zurückgegangen.
Weiter heißt es im SIPRI-Bericht, dass die USA und Russland seit Jahren die wichtigsten Rüstungsexporteure sind. Die USA seien wie in den vergangenen Jahren mit einem Anteil von 40 Prozent der wichtigste Exporteur von Waffen gewesen. Mit einem Anteil von 16 Prozent stünde Russland auf Platz zwei. In dem von den Friedensforschern untersuchten Zeitraum habe sich der Abstand zwischen den beiden Ländern jedoch vergrößert. Während die Exporte aus den USA zwischen 2018 und 2022 im Vergleich zu den fünf Jahren zuvor um 14 Prozent stiegen, gingen die Ausfuhren aus Russland um 31 Prozent zurück.
SIPRI-Bericht: Putin gehen wegen Ukraine-Krieg wohl die Waffen aus – Moskau reduziert Exporte
Trotz des Rückgangs liefere Russland vermehrt nach China und Ägypten, erklärten die Friedensforscher. Auch in afrikanischen Ländern südlich der Sahara, etwa Angola, Nigeria und Mali, gebe es Abnehmer. Allerdings gehen die SIPRI-Friedensforscher davon aus, dass die russischen Exporte weiter schrumpfen werden.
Die Forscher glauben, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, weil Putins Streitkräfte die Waffen selbst brauchen und Russland ohnehin die Munition ausgeht. Zudem dürfte die Nachfrage aus anderen Ländern wegen der Sanktionen gegen Russland und des zunehmenden Drucks des Westens auf diese Staaten gering bleiben. Bislang hat Russland sich dagegen fast ausschließlich auf selbst hergestellte Waffen gestützt, aber auch unbemannte Luftfahrzeuge und fliegende Bomben aus dem Iran besorgt. (bohy)