Deutsche Waffen mit Steuergeld bei US-„Shot Show“: Habecks Ministerium zieht Schlussstrich

Auf der größten Waffenmesse der Welt stellen auch deutsche Unternehmen aus - mit der Hilfe der Bundesregierung. Damit soll nun Schluss ein.
Las Vegas - Jedes Jahr findet in Las Vegas in den USA die „Shot Show“ statt. Auf der weltweit größten Schusswaffenmesse stellen Waffenproduzenten vor einem Publikum von circa 60.000 Besuchern ihre neusten Produkte vor. Lange Zeit war auch das Bundeswirtschaftsministerium beteiligt. Damit soll jetzt jedoch Schluss sein.
Es werde bei der „Shot Show“ „keinen erneuten Messestand des Bundes geben“, teilte eine Ministeriumssprecherin dem Berliner Tagesspiegel mit. Das Ministerium reagierte damit auf gemeinsame Recherchen der Zeitung und des ZDF-„Magazin Royale“ zur Unterstützung des Bundes für deutsche Aussteller auf der Waffenmesse. Diese währte nach Angaben des Ministeriums seit 1998, mit einer Unterbrechung im Jahr 2021.
„Shot Show“ in Las Vegas: Deutsche Unternehmen tummelten sich auf Waffenmesse
In Deutschland sind mehrere große Waffen- und Rüstungsunternehmen ansässig. Offenbar zählten etwa Walther Arms Inc., die US-Tochterfirma von Carl Walther aus Ulm, die Firma Umarex aus Arnsberg im Sauerland und Heckler & Koch aus Oberndorf am Neckar zu den Ausstellern bei der letzten „Shot Show“. Wohl auch, weil der amerikanische Markt deutlich lukrativer ist, als der in großen Teilen stark regulierte europäische.
Die Auswahl der ausstellenden Unternehmen erfolgte den Recherchen zufolge über den Messeverband der deutschen Wirtschaft, AUMA, das operative Geschäft vor Ort ging an einen externen Dienstleister, an den die Aussteller eine Teilnahmegebühr zahlen mussten. Die finale Abrechnung übernahmen nach Tagesspiegel-Informationen aber das Wirtschaftsministerium sowie das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Dabei sollen die Aussteller nur eine Teilsumme an den Dienstleister überwiesen haben, das Ministerium wird mit dem Wording „Beteiligungspreis“ zitiert. Den Rest beglichen die Bundesbehörden, wie die Zeitung unter Berufung auf mehrere mit den Vorgängen vertrauten Personen schreibt.
Waffengewalt in den USA: 45 Prozent der Schulmassaker werden mit europäischen Waffen begangen
Nach Informationen des Bundeswirtschaftsministeriums werden Entscheidungen, wie die Teilnahme an derartigen Veranstaltungen bereits weit im Voraus getroffen. So soll die diesjährige Teilnahme noch vom ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) unter der ehemaligen Kanzlerin Angela Merkel getroffen worden sein. Mittlerweile führt der Grüne Robert Habeck das Ressort.
Die Recherche des Blattes und der ZDF-Sendung befasste sich vor allem mit den Geschäften europäischer Waffenhersteller auf dem US-Markt. Einer der größten Pistolenproduzenten der USA ist demnach die Firma Sig Sauer, deren Holding im münsterländischen Emsdetten ansässig ist und die dem US-Waffenlobbyverband NSSF 2020 nach eigenen Angaben eine halbe Million Dollar gespendet hatte. Dem Bericht zufolge wurden bei 45 Prozent der Schulmassaker in den USA Waffen europäischer Firmen eingesetzt.
Allerdings ist der US-Markt nicht die einzige lukrative Einnahmequelle deutscher Waffenproduzenten: Auch im Ukraine-Krieg machen sie Milliarden-Umsätze, wie FR.de bereits berichtete. (dpa/lp)