Kann Russland den Ukraine-Krieg gewinnen? Putin setzt Hoffnungen wohl auf Großoffensive
Russland verzeichnet kaum Erfolge im Ukraine-Krieg und erleidet herbe Verluste. Das könnte der Kreml mit einer möglichen Großoffensive ändern.
Kiew – Nach wie vor wüten heftige Kämpfe in der Ukraine. An der Front gibt es im Ukraine-Krieg seit Monaten kaum Veränderungen, beide Kriegsparteien erleiden Verluste. Doch die Angriffe, die auch die Leben von Zivilistinnen und Zivilisten fordern, gehen unvermittelt weiter.
Mit den versprochenen Kampfpanzern und neuen Waffensystemen aus dem Westen erhofft sich die Ukraine einen Vorteil gegenüber Russland. Für Konfliktforscher Hein Goemans könnten die Panzerlieferungen Deutschlands und der USA einen Wendepunkt im Ukraine-Konflikt darstellen. „Der Westen verfolgt nicht länger die Linie, dass die Ukraine nicht verlieren darf. Er verfolgt jetzt das Ziel, dass die Ukraine gewinnen muss“, sagte der Professor für internationale Politik an der Universität Rochester im US-Bundesstaat New York der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
News zum Ukraine-Krieg: Russlands Sieg bleibt bislang aus
Kremlchef Wladimir Putin und die Führung des russischen Militärs haben gezeigt, dass Russland zwar verschiedene Strategien im Ukraine-Krieg einsetzt, etwa Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur. Dennoch blieb ein russischer Sieg in der Ukraine bislang aus.
Die ukrainische Hauptstadt Kiew fiel nicht, wie vom Kreml geplant, innerhalb weniger Tage. Die ukrainischen Verteidiger leisten vehement Widerstand und konnten besetzte Teile ihres Landes zurückgewinnen, darunter die Gebietshauptstadt Cherson. Auch die internationale Unterstützung westlicher Staaten ist nach wie vor groß.
Ukraine-Krieg: Russland plant wohl Großoffensive
Einer der wenigen Siege, die Russland in den vergangenen Monaten errungen hat, war der Rückzug der ukrainischen Truppen aus Soledar in der Region Donezk, berichtete Politico. Auch rund um Bachmut macht das russische Militär kleine Fortschritte, erklärte das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) am Mittwoch (8. Februar).
Berichten zufolge plant Russland in den kommenden Monaten eine Großoffensive. Möglicherweise noch bevor die Kampfpanzer aus dem Westen eintreffen, prognostizierten Experten von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in einer Analyse für das ZDF. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte am Samstag (11. Februar), Russland werde „mehr und mehr seine Kräfte einsetzen, um unsere Verteidigung zu brechen.“

Russlands Ziel wird weiter die Donbass-Region im Osten des Landes sein. Bis Ende März sollen die russischen Truppen Donezk und Luhansk einnehmen, meinte Andriy Chernyak, Sprecher des ukrainischen Geheimdienstes, gegenüber Kyiv Post. „Wir haben beobachtet, dass die russischen Besatzungstruppen zusätzliche Angriffsgruppen, Einheiten, Waffen und militärische Ausrüstung in den Osten verlegen“, so Chernyak.
Ukraine-Krieg: Russland bereitet sich auf „längeren Krieg“ vor
Rund um die mögliche russische Offensive ranken einige Vermutungen. Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Reznikov geht davon aus, dass Russland in den besetzten Gebieten und entlang der Grenzen möglicherweise bis zu 500.000 Soldaten in Reserve hat, berichtete Politico. Igor Girkin, ehemaliger russischer Geheimdienstoffizier, ist der Ansicht, dass weitere Mobilisierungen notwendig seien, um die ukrainische Verteidigung zu brechen. Michael Kofmann vermutet hingegen, dass die mögliche Offensive „zu schwach“ sein könnte, um Landgewinne zu erzielen, zitierte Politico den US-amerikanischen Militäranalyst.
Wann Russland die Großoffensive in der Ukraine startet und wie erfolgreich diese sein wird, bleibt abzuwarten. Wie sich der Ukraine-Krieg bis dahin entwickeln wird, lässt sich nur schwer voraussagen. Putin ist nach Einschätzung des ISW jedenfalls zögerlich. Der Kremlchef meide riskante Entscheidungen, die „einen direkten Konflikt mit der Nato riskieren“, hieß es. Zumindest bereite sich nach Angaben der Fachleute die russische Rüstungsindustrie „schrittweise auf einen längeren Krieg“ vor. (kas)