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Heftige Krawalle in Jerusalem: Israels Polizei greift durch - Mehr als 200 Verletzte

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Israelische Sicherheitskräfte stehen während einer Demonstration gegen den geplanten Räumungsprozess im Stadtteil Scheich Dscharrah in der Nähe des Damaskustors der Jerusalemer Altstadt.
Israelische Sicherheitskräfte stehen während einer Demonstration gegen den geplanten Räumungsprozess im Stadtteil Scheich Dscharrah in der Nähe des Damaskustors der Jerusalemer Altstadt. © Ilia Yefimovich/dpa

In Jerusalem kam es zu den seit Jahren schwersten Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei.

Jerusalem - In Ost-Jerusalem und dem Tempelberg kam es am Freitagabend (7. Mai) zu den seit Jahren schwersten Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei. Vor der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg griffen Gläubige die Sicherheitskräfte mit Steinen an, während die Polizei Gummigeschosse und Blendgranaten einsetzte. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt.

Der palästinensische Rote Halbmond erklärte, bei den Auseinandersetzungen auf dem Tempelberg seien zahlreiche Palästinenser durch Gummigeschosse der Polizei verletzt worden. Auch in anderen Teilen der Stadt soll es zu gewaltsamen Zusammenstößen gekommen sein. Der Rote Halbmond sprach von 200 verletzten Palästinensern. Die Hilfsorganisation richtete am Tempelberg ein Feldlazarett ein.

Schwere Auseinandersetzung nach Gebet auf dem Tempelberg

Am letzten Freitag des islamischen Fastenmonats Ramadan hatten sich tausende Gläubige auf dem Tempelberg zum Gebet versammelt. Nach Angaben der israelischen Polizei, welche die Zugänge zu dem Areal bewacht, wurden die Beamten anschließend von mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen. 17 Polizisten seien dabei verletzt worden.

Es kam zu kriegsähnlichen Szenen: Über der Altstadt stieg Rauch auf, dutzende Schüsse waren zu hören. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas machte die israelische Regierung für die Unruhen verantwortlich und bezeichnete die Demonstranten als „Helden“.

Aktuell massive Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern: Zwangsräumungen in Ost-Jerusalem

Der Dauerkonflikt ist aktuell besonders schwer. Derzeit gibt es unter anderem wegen drohender Zwangsräumungen für palästinensische Familien im von Israel* annektierten Ost-Jerusalem massive Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern. Seit einigen Tagen kommt es deswegen täglich zu teils gewaltsamen Protesten.

Zuletzt hatten sich im August 2019 gewaltsame Auseinandersetzungen mit mehreren Verletzten auf dem Tempelberg ereignet. Der Tempelberg ist eine heilige Stätte nicht nur des Islam, sondern auch des Judentums und des Christentums.

USA und UNO besorgt: Aufruf zur Deeskalation

Die USA äußerten sich „tief beunruhigt“ über die Lage in Jerusalem. Das Außenministerium rief zur „Deeskalation“ auf und warnte vor Schritten, die zur Verschärfung der Situation führen könnten. Das Ministerium bezog sich dabei auf Zwangsräumungen und Israels Siedlungsaktivitäten. Der UN-Koordinator für den Nahen Osten, Tor Wennesland, rief die Konfliktparteien zur Ruhe auf.

Am Freitag versammelten sich auch zahlreiche Demonstranten im Stadtviertel Scheich Dscharrah, wo mehr als 30 Palästinensern die Zwangsräumung durch die israelischen Behörden droht. Auch dort trieb die Polizei die Menge mit Blendgranaten auseinander.

Verschärfung des Dauerkonflikts seit Anfang des Jahres

Anfang des Jahres hatte das Jerusalemer Bezirksgericht entschieden, dass die Häuser der palästinensischen Familien rechtmäßig jüdischen Familien gehörten. Nach israelischem Recht können jüdische Israelis vor Gericht Besitzanspruch auf Häuser in Ost-Jerusalem anmelden, wenn ihre Vorfahren vor dem arabisch-israelischen Krieg (1948-49) dort im Besitz von Grundstücken waren. Israel hatte den Ostteil Jerusalems im Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzt und 1980 annektiert. Diese Annexion wird international jedoch nicht anerkannt. afp/dpa *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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