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Schwangere Russinnen fliehen nach Argentinien – was steckt dahinter?

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Tausende von schwangeren Russinnen verlassen in den letzten Monaten das Land. Versuchen die Frauen, Russland auszutricksen?

Frankfurt – Bereits seit einem halben Jahr beobachten argentinische Behörden, wie täglich eine Vielzahl an schwangere Russinnen in das Land einreist und dort entbindet. Das berichtete vor einigen Tagen die Neue Züricher Zeitung. Die Frauen sind Teil von Hunderttausenden von russischen Staatsbürger:innen, die vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und der russischen Teilmobilmachung ihre Heimat verlassen haben.

Dadurch, dass der Krieg mittlerweile auch Einzug in das öffentliche russische Leben hält, ließ die Unterstützung für Putin zuletzt nach. Die russische Teilmobilmachung sieht den Einzug bislang nicht wehrpflichtsfähiger Russen für den Kampf im Ukraine-Krieg vor. Bereits im Oktober sollen es laut ntv.de insgesamt bis zu 700.000 Menschen gewesen sein, die Russland verlassen und in anderen Länder untergekommen sind. In Argentinien seien es laut der Neuen Züricher Zeitung im vergangenen Jahr über 10.000 Russinnen gewesen, die wenige Wochen vor ihrem Geburtstermin in das südamerikanische Land eingereist seien.

Doch warum ist ausgerechnet Argentinien unter den schwangeren Russinnen so beliebt? Wie die Washington Post schreibt, gewährt Argentinien, anders als andere Länder, russischen Staatsangehörigen immer noch die Einreise. Zudem, und das dürfte ein ausschlaggebender Grund für werdende russische Eltern sein, gestattet das Land Kindern, die auf argentinischen Boden geboren werden, automatisch die argentinische Staatsbürgerschaft. Die frisch gebackenen Eltern können diese dann gleich mit beantragen. Mit einem argentinischen Pass eröffnen sich russischen Emigranten auch ganz andere Möglichkeiten, zum Beispiel visafreien Zutritt in über 170 Länder.

Immer mehr schwangere Russinnen suchen ihr Glück in Argentinien (Symbolbild)
Immer mehr schwangere Russinnen suchen ihr Glück in Argentinien (Symbolbild) © IMAGO/Tanya Yatsenko

Unklar, wie viele der Russinnen in Argentinien tatsächlich schwanger sind

Alleine im Januar dieses Jahres seien laut Angaben der Washington Post über 4.500 Russen in Argentinien eingereist. Das seien viermal mehr als im Januar vergangenen Jahres, bevor Russland in die Ukraine einfiel. Laut Aussagen der argentinischen Behörden sei unklar, wie viele der russischen Einwanderer schwanger seien, weil danach nicht gefragt werde. Mit jedem landenden Flieger seien aber mehr Menschen mit russischer Nationalität an Bord.

Dabei hätten erst 2.400 der ankommenden Menschen mit russischer Staatsbürgerschaft einen Antrag für einen Wohnsitz gestellt. Deshalb gehen die argentinischen Einwanderungsbehörden davon aus, dass die meisten nicht für einen längeren Zeitraum bleiben werden. Florencia Carignano, Leiterin des Amtes für Immigration in Argentinien, sagte gegenüber der Washington Post, dass werdende Eltern zwar willkommen seien, sich in Argentinien ein neues Leben aufzubauen. Andererseits wolle man das Land aber auch nicht zu einer Entbindungsstation machen.

Argentinien: Nicht alle schwangeren Russinnen bekommen auch zwangsläufig einen Pass

Laut Carignano könnten auch mafiöse Vereinigungen hinter dem Phänomen stehen. „Das Problem ist, dass die nicht herkommen, um zu leben“, sagte Carignano laut der Washington Post. „Sie nehmen den Pass und dann finden wir russische Spione in Slowenien mit argentinischen Pässen. Das ist unsere Sorge.“

Dabei ist es noch nicht einmal sicher, ob die Neuankömmlinge auch tatsächlich den begehrten argentinischen Pass bekommen. Laut Aussagen der Behörden sei seit Beginn der Reisebewegung Anfang 2022 noch kein Pass russischen Ankömmlingen garantiert worden. Wie viele beantragt wurden, wollte man gegenüber der Washington Post keine Angaben machen. (Niklas Müller)

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