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Wahl in Schleswig-Holstein: Was macht Daniel Günther besser als Tobias Hans?

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Von: Baha Kirlidokme

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Daniel Günther in Kiel.
Daniel Günther in Kiel. © Christian Charisius/dpa

Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Daniel Günther (CDU), hat unter den amtierenden Ministerpräsidenten die höchsten Beliebtheitswerte. Woran liegt das?

Kiel – Sie galten als die Schlüsselfiguren des Aufstands der Jungen in der CDU. Bewährt hat sich nur einer. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther und der ehemalige saarländische Ministerpräsident Tobias Hans werden häufig miteinander verglichen. Beide CDU-Männer haben ihre Anfänge in der Kommunalpolitik gemacht. Beide waren zum Amtsantritt als Ministerpräsident vergleichsweise jung. Beide mussten sich als Nachrücker erst beweisen. Die Lage heute könnte aber unterschiedlicher nicht sein. Warum scheint Günther zu gelingen, woran Hans im Saarland gescheitert ist, nämlich Amtsinhaber zu bleiben?

Ein Faktor mögen die Unterschiede im Lebenslauf sein. Tobias Hans’ Vater war der Lehrer Peter Hans, langjähriger CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag. Ihm wurde die politische Laufbahn also schon in die Wiege gelegt. Daniel Günthers Vater war auch Lehrer, aber kein Politiker. So musste sich Günther in der Politik selbst hocharbeiten. „Dadurch hat er einen gewissen Biss, der Hans fehlt“, meint der emeritierte Politikwissenschaftler der Uni Flensburg, Michael Ruck. Deswegen habe Günther schon eine andere Ausstrahlung.

Wahl in Schleswig-Holstein: Bei der Wahl 2017 galt Daniel Günther als Chancenloser

Das Wort, das am häufigsten fällt, um Günther zu beschreiben, ist „unaufgeregt“. Tatsächlich wirkt er im Gegensatz zu vielen konservativen Politiker:innen am Boden geblieben und menschennah, aber selbstbewusst. Dass er auch ein Hardliner sein kann, zeigte er mit dem Rausschmiss von Landesinnenminister Hans-Joachim Grote, nachdem dieser Informationen über ein Verfahren gegen einen Polizisten an die Presse weitergeleitet hatte. Ex-SPD-Fraktionschef Ralf Stegner nannte Günther „Landesschwiegersohn“, was für den von vielen als glatt wahrgenommenen Tobias Hans aber passender sei, so Ruck. Deshalb sei dieser auch an seiner Stellvertreterin und starken SPD-Gegenkandidatin Anke Rehlinger gescheitert. „Neben ihm am Tisch saß mit Rehlinger die inoffizielle Landesmutter. Das war für Hans fatal“, sagt Ruck. „Selbst Annegret Kramp-Karrenbauer, die deutlich mehr Erfahrung mitbrachte, hatte es schwer, nicht von Rehlinger in den Schatten gestellt zu werden.“ Der heute 44-jährige Hans war als Ministerpräsident nachgerückt, nachdem Kramp-Karrenbauer im Jahr 2018 in die Bundespolitik gewechselt war.

Tobias Hans in Saarbrücken.
Tobias Hans in Saarbrücken. © AFP

Auch Daniel Günther hat als Ersatz angefangen. Bei der Landtagswahl 2017 galt er als Chancenloser, der nur Spitzenkandidat geworden war, weil sich der ursprüngliche Kandidat Ingbert Liebing zurückgezogen hatte. „Niemand hat an einen Sieg der CDU geglaubt, nicht einmal die eigenen Leute. Es ging nur um Schadensbegrenzung“, sagt Michael Ruck. Unverhofft gewann die CDU aber die Wahl, auch, weil die SPD Günther unterschätzt hatte. Fünf Jahre später erfreut sich der 48-Jährige großer Beliebtheit bei den Schleswig-Holsteiner:innen. Die aktuellen Umfragen sehen seine CDU bei rund 40 Prozent, das wäre ihr bestes Ergebnis seit 2005. Heute hat der gebürtige Kieler die aktuell höchsten Beliebtheitswerte aller amtierenden Ministerpräsident:innen.

Wahl in Schleswig-Holstein: Gutes Auftreten von Daniel Günther beim TV-Triell

Das liege auch daran, dass er ein „freundlicher, liberaler Konservativer“ sei, sagt Ruck: „Ein konservativer Mann, der unter Umständen auch unkonventionell ist.“ So ist er in einem Moment der Kulturkämpfer, der gegen eine diskutierte Abschaffung von Schweinefleisch in öffentlichen Kantinen wettert. Im nächsten Moment ist er aber der Moderate, der seine grünen Koalitionspartner:innen lobt.

Günthers sympathisches Auftreten zeigte sich auch beim TV-Triell am Mittwochabend. Er wirkte entspannt, aber in den richtigen Momenten offensiv. Er nutzte Wörter wie „Geschlossenheit“ oder „Zusammenhalt“. Wenn deutliche Defizite oder Probleme angemerkt wurden, punktete Günther mit Transparenz, zum Beispiel bei der Frage, ob der Wohlstand in Schleswig-Holstein mit Blick auf die hohen Preise seit dem Krieg in der Ukraine abnehmen würde. „Wir müssen den Wohlstand, den wir haben, als langfristiges Ziel erhalten, aber wir können nicht garantieren, dass dieser Krieg spurlos an den Menschen vorbeigeht“, antwortete er. Sein inoffizieller Wahlslogan könnte sein häufig geäußerter Satz „Da bricht einem doch kein Zacken aus der Krone, wenn man Fehler eingesteht“ sein, so Ruck.

Es ist noch nicht klar, welche Koalition Schleswig-Holstein nach dem Wahlsonntag regieren wird. Klar ist aber nach Umfragen, dass der neue Ministerpräsident der alte sein wird. Nicht zuletzt, weil er gelernt hat, wie er auf viele Menschen im Land wie ein ehrlicher und sympathischer Politiker wirken kann. (Baha Kirlidokme)

Die Landtagswahl in Schleswig-Holstein findet am 08. Mai statt. Wann kann mit den ersten Ergebnissen gerechnet werden?

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