Mitglied einer AfD-Gruppe leugnet Holocaust in KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen

Bei einer Führung durch das KZ Sachsenhausen behauptet der Teilnehmer einer AfD-Gruppe, Gaskammern habe es nur in den USA gegeben.
Eklat bei einer Führung durch die Gedenkstätte Sachsenhausen bei Berlin: Ein Mann aus Baden-Württemberg, der mit einer AfD-Gruppe aus dem Wahlkreis der AfD-Bundestagsabgeordneten Alice Weidel das Konzentrationslager besuchte, leugnete in der Vernichtungsstätte die Existenz von Gaskammern.
Der Vorfall ereignete sich bereits im Juli 2018. Bei der Führung durch die Gedenkstätte behauptete der 69-Jährige unter anderem, Gaskammern habe es im Zweiten Weltkrieg nur in den USA gegeben. Weil die Teilnehmer der Besuchergruppe immer wieder durch Zwischenrufe aufgefallen seien, sei die Führung nach etwa einer Stunde abgebrochen und die Gruppe der Gedenkstätte verwiesen worden, berichtet Gedenkstätten-Sprecher Horst Seferens.
KZ-Gedenkstätte: Holocaust-Leugner mittlerweile rechtskräftig verurteilt
Die Staatsanwaltschaft Neuruppin leitete daraufhin Ermittlungen gegen den Holocaust-Leugner ein und erließ Strafbefehl gegen den 69-Jährigen. Der Mann wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 80 Tagessätzen und insgesamt 4000 Euro wegen Volksverhetzung und Störung der Totenruhe verurteilt.
Der Mann legte zunächst Einspruch gegen dieses Urteil ein, zog diesen später jedoch zurück. Damit ist das Urteil nun rechtskräftig.
Mehr als 200.000 Menschen starben im KZ Sachsenhausen
Im Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin waren mehr als 200.000 Menschen aus etwa 40 Nationen inhaftiert. Zehntausende kamen durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit und Misshandlungen ums Leben. Weitere Häftlinge starben an den Folgen grausamer medizinischer Experimente. Darüber hinaus führten die Nationalsozialisten immer wieder systematische Vernichtungsaktionen durch. So wurde im August 1941 eine Genickschussanlage errichtet, in der 13.000 bis 18.000 russische Kriegsgefangene ermordet wurden.
Seit Herbst 1939 existierte im Lager ein Krematorium, das 1942 durch einen Neubau ersetzt wurde. Dort war auch eine Gaskammer untergebracht.
Als die Rote Armee Anfang 1945 immer näherrückte, befahl die Lagerleitung Vorbereitungen zur Evakuierung des Konzentrationslagers. Ein Sonderkommando ermordete etwa 3000 Häftlinge, die als „gefährlich“ galten oder über eine militärische Ausbildung verfügten. In den Morgenstunden des 21. April 1945 schließlich mussten mehr als 30.000 Lagerinsassen den Zwangsmarsch nach Nordwesten antreten. Auf diesem Todesmarsch starben noch einmal Tausende von Häftlingen.