Ukraine-Krieg: Blutige Ostern – Russische Patriarch Kirill sendet vergiftete Botschaft
Der russische Patriarch Kirill sendet zu Ostern einen vergifteten Friedensappell. Beide Seiten berichten von Angriffen auf Kirchen zum Feiertag.
Kiew - Russland nutzt wohl das Osterfest, um im Ukraine-Krieg mit eine größere Propagandaoffensive vor religiösem Hintergrund gegen die Ukraine zu fahren - dieser Eindruck könnte sich jedenfalls anhand aktueller Äußerungen aufdrängen. Einerseits geht es um einen angeblichen ukrainischen Beschuss einer Kirche im besetzten Donezk während des Osterfestes. Zum anderen hat der Moskauer Patriarch Kirill einen Friedensappell mit deutlicher politischer und rhetorischer Schlagseite abgesetzt.
Russland im Ukraine-Krieg: Kirill sendet Appell zu Ostern
Kirill wandte sich in seiner Osterbotschaft an Russen und Ukrainer. Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass hoffte er, dass die Völker Russlands und der Ukraine ihren „Frieden und ein gutes Zusammenleben und starke brüderliche Bindungen zwischen unseren Völkern, die irgendwann eine Nation waren und ein Land der Rus bewohnten“, wiederherstellen.
Kyrill sprach über „traurige Ereignisse, die man sogar als innere Fehde bezeichnen kann.“ Er wende sich „insbesondere an diejenigen, die gegen ihren Willen in diesen Konflikt verwickelt wurden: mit der Kraft unseres Gebets, und unsere guten Taten und unsere guten Absichten; wir müssen alles tun, um diesen Konflikt so schnell wie möglich zu beenden.“

Russland und Ukraine berichten über Angriffe auf Kirchen an Ostern
Eine russische Meldung über einen angeblichen Vorfall im annektierten Donezk passt zu dieser Stoßrichtung: Tass meldet unter Berufung auf eine Quelle in den Strafverfolgungsbehörden, dass am Osterfest eine Kirche in der Innenstadt Donezks bombardiert wurde. Eine schwangere Frau sei gestorben, sechs Menschen seien verletzt worden. In der Nacht auf Sonntag (16. April) sollen laut der russischen Meldung insgesamt 20 Raketen aus Mehrfachraketensystemen auf Donezk abgefeuert worden sein, eine ukrainische Drohne sei währenddessen über dem Kirchengelände geschwebt.
Kiew habe in der Osternacht „die ganze Nacht über“ Ziele angegriffen. Ukrainische Medien berichteten zunächst nichts dergleichen. Dutzende, gleich wirkende Tweets mit denselben Videos und Fotos des angeblichen Angriffs lassen jedenfalls vermuten, dass die Meldung in Russlands politischen Osterkurs passt. Schon zum Weihnachtsfest hatte der Kreml die Ukraine als barbarisch und gegenüber den Gläubigen respektlos dargestellt.
Derweil meldet auch die Ukraine zahlreiche Angriffe der Russen an Ostern - so auch einen Angriff auf eine Kirche: In der Stadt Nikopol im Oblast Dnipropetrowsk verletzten laut dem dortigen Leiter der ukrainischen Militärverwaltung, Serhii Lysak, ein russischer Artillerieschlag zwei Menschen. „Ein 57-jähriger Mann befindet sich in ambulanter Behandlung, eine 38-jährige Frau wurde ins Krankenhaus eingeliefert“, hieß es. (cgsc)
Die Zweifel an einem erfolgreichen Ausgang des Ukraine-Kriegs in Russland werden größer. Der Druck auf den Kreml-Chef nimmt zu.