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„Müssen ins Visier genommen werden“: Russischer Ex-Botschafter rät Ukraine zu Angriffen auf Russland

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Von: Clemens Dörrenberg

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Der ehemalige russische Botschafter Boris Bondarew bekräftigt seinen Appell, dass die Ukraine im Krieg gegen Russland in die Offensive gehen soll.

Kiew/Moskau – Die Ukraine muss militärische Ziel Russlands angreifen, um gestärkt an den Verhandlungstisch zu kommen. Das fordert der ehemalige russische Diplomat Boris Bondarew in einem Interview mit dem US-amerikanischen Magazin Newsweek. „Man kann den Krieg nicht gewinnen, wenn man den Feind nicht trifft“, sagte Bondarew in dem Telefoninterview aus der Schweiz, wo er aus Sicherheitsgründen derzeit an einem geheimen Ort lebt. Gleichzeitig dürfe die Ukraine keine zivilen Ziele treffen, wie es umgekehrt geschehe.

Bondarew arbeitete ab 2002 zwanzig Jahre als Botschafter im russischen Außenministerium und war bei den Vereinten Nationen in Genf tätig, ehe er im vergangenen Jahr Ende Mai seinen Dienst quittierte. In einem Rücktrittsschreiben erklärte er, dass der Krieg „nicht nur ein Verbrechen gegen das ukrainische Volk, sondern vielleicht auch das schwerste Verbrechen gegen das russische Volk“ sei. Bondarew ist der einzige russische Diplomat, der wegen des Ukraine-Krieges zurückgetreten ist.

Weder Kraftwerke noch zivile Infrastruktur solle die Ukraine in Russland angreifen, betonte Bondarew. Stattdessen sollten „militärische Einrichtungen, Militärbasen wie Luftwaffenstützpunkte, Raketenbasen, Raketenwerfer und Lagerhäuser“ anvisiert werden. „Ich denke, das sind legitime Ziele und sie müssen ins Visier genommen werden“, so der ehemalige Diplomat.

Ukraine-Krieg - Front in der Region Donetsk
Wichtiges Kriegsgerät: Ein ukrainischer Soldat mit einer Drohne. © Evgeniy Maloletka/dpa

Unterstützung aus der EU und den USA für die Ukraine gegen Russland notwendig

Der 42-Jährige erklärte bereits Ende des vergangenen Jahres in der TV-Sendung „Maischberger“ in der ARD, dass der Krieg in der Ukraine „nicht durch Verhandlungen zu Ende gehen kann“. Zunächst müsse das angegriffene Land seine Verhandlungsposition durch militärische Gewinne stärken. „Die entscheidende Rolle spielt der Westen“, sagte Bondarew. Es hänge von der Europäischen Union und den USA ab, wie viel Unterstützung die Ukraine erhalte und wie lange.

In der vergangenen Woche hatte Anton Geraschtschenko, ein Berater des ukrainischen Innenministeriums, erklärt, dass die Ukraine „auf die Lieferung westlicher Ausrüstung“ warte. Diese Ausrüstung solle genutzt werden, um eine eigene Gegenoffensive einzuleiten. Außerdem benötige Kiew Hunderttausende von Kampf- und Aufklärungsdrohnen, um „schneller zu gewinnen“.

Ex-Botschafter Bondarew griff Geraschtschenkos Äußerungen auf. Er sagte, die Ukraine benötige „alles, was kämpfen kann“ und fügte hinzu: „Drohnen können sehr hilfreich sein, wenn es darum geht, russische Stützpunkte und die Logistikzentren für die russische Armee anzugreifen“. (Clemens Dörrenberg)

 

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