Uran-Munition für Ukraine? „Russland wird reagieren“

London will Ukraine mit der Lieferung von Uran-Munition aushelfen. Kreml-Chef Putin und Schoigu warnen davor und drohen mit einer Eskalation.
London – Die angekündigte Lieferung von Uran-Munition für Kiew könnte die Lage im Ukraine-Krieg weiter zuspitzen. Die russische Botschaft im Vereinigten Königreich warnte London vor solch einer Lieferung. Nach Ansicht russischer Diplomaten birgt dieser Schritt die Gefahr einer weiteren Eskalation des Konflikts. Auch Kreml-Chef Wladimir Putin und Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu äußerten sich erbost und drohen dem Westen mit Konsequenzen. „Ich möchte anmerken, dass Russland gezwungen sein wird, entsprechend zu reagieren, wenn all dies passiert“, sagte Putin nach seinem Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping.
Uran-Munition für die Ukraine? Putin und Schoigu drohen mit Konsequenzen
„Es scheint, dass der Westen wirklich beschlossen hat, Russland bis zum letzten Ukrainer zu bekämpfen, nicht mehr mit Worten, sondern mit Taten“, zitierte die russische Nachrichtenagentur Interfax den Kreml-Chef. Putin wies darauf hin, dass er bei seinen Gesprächen mit Xi Jinping über die Pläne Großbritanniens informiert wurde. Schoigu erklärte, dass Russland auf mögliche Lieferungen von Geschossen mit abgereichertem Uran an die Ukraine reagieren müsse. „Es gibt nur eines, was wir hier sagen können: Es gibt nicht mehr viele Schritte, ein weiterer Schritt ist getan, es bleiben immer weniger übrig“, sagte er vor Reportern.
Am Montag hatte die britische Regierung mitgeteilt, dass sie zusätzlich zu den bereits versprochenen Panzer-Lieferungen an die Ukraine auch Munition liefern werde. Dazu gehöre panzerbrechende Munition aus abgereichertem Uran, hieß es in einer Antwort von Verteidigungsstaatssekretärin Annabel Goldie auf eine Frage im Oberhaus. „Solche Geschosse sind sehr effektiv, um moderne Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zu bezwingen“, betonte Goldie.
Nach angekündigter Lieferung von Uran-Munition verbreitet Kreml Falschinformationen
Putin behauptete, es handele sich um „Waffen mit einer nuklearen Komponente“. Der Denkfabrik Institute Study of War (ISW) zufolge stellt Putin die westliche Lieferung von Uran-Munition an die Ukraine bewusst fälschlicherweise als eine bedeutende Eskalation dar. Damit wolle er Darstellungen verstärken, die darauf abzielen, die Ukraine von westlicher Sicherheitshilfe abzuschrecken und dem Westen die Verantwortung für Verhandlungen aufzubürden.
Schoigu pflichtet dem Kreml-Chef bei und warnt vor gesundheitlichen Folgen im Falle von eingesetzter Uran-Munition. Die NATO habe solche Munition bereits „während der Ereignisse im Kosovo und in Serbien“ eingesetzt, sagte er in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehsender Rossiya-1. Eine anschließende Untersuchung ihres Einsatzes habe ergeben, dass die Gesundheit der Soldaten, die sie eingesetzt hätten, ernsthaft geschädigt worden sei. „Das hatte Folgen. Es gab Konsequenzen für die Gesundheit derjenigen, die diese Munition einsetzten.“
Uran-Munition für Kiew: Großbritannien weist Kreml-Vorwürfe zurück
Im Zusammenhang mit russischen Vorwürfen wegen der geplanten Lieferung uranhaltiger Munition an die Ukraine hat London dem Kreml vorgeworfen, Falschinformationen zu verbreiten. Die britische Armee verwende seit Jahrzehnten abgereichertes Uran in seinen panzerbrechenden Geschossen, sagte ein Sprecher des britischen Verteidigungsministeriums in einer jüngsten Mitteilung. „Das ist eine Standardkomponente und hat nichts zu tun mit nuklearen Waffen oder Fähigkeiten. Russland weiß das, aber versucht absichtlich Desinformation zu verbreiten“, so der Sprecher weiter.
Großbritannien hat der Ukraine bislang militärische Hilfe im Wert von 2,3 Milliarden britische Pfund geleistet. Insbesondere lieferte London über 10.000 Panzerabwehrraketensysteme, mehr als 200 gepanzerte Fahrzeuge, M270-Mehrfachraketen und Brimstone-Präzisionsraketen. Darüber hinaus bildeten britische Ausbilder über 10.000 ukrainische Militärangehörige aus. Auch für 2023 kündigt London weitere Hilfe für die Ukraine an. (bohy)