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Russische Ostsee-Operation enthüllt: Putins Schritte für „Sabotage“ und „Großkonflikt“?

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Von: Florian Naumann

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Ein „Geisterschiff“ - mit Maskierten an Bord: Skandinavische Medien machen beunruhigende Entdeckungen in der Ostsee. Auch Geheimdienste sind alarmiert.

Stockholm/Kopenhagen - Russland versucht offenbar, kritische Infrastruktur und Militärübungsgebiete in der Ostsee zu kartografieren: Darauf deuteten Datenanalysen, abgehörte Funksprüche und weitere Quellen hin, berichten die skandinavischen Rundfunksender SVT, NRK, DR und Yle aktuell in ihrer gemeinsamen TV-Dokuserie „Schattenkrieg“.

Insgesamt 50 russische „Spionagefahrzeuge“ haben sie nach eigenen Angaben in „nordischen Gewässern“ identifizieren können. Auch eine Begegnung der beunruhigenden Art schildern die Sender aus Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland: Bei Annäherung eines dänischen TV-Teams auf See im Kattegatt seien mehrere maskierte Männer an Deck eines russischen Schiffes aufgetaucht - darunter auch ein Uniformierter mit einer Automatikwaffe russische Bauart. Videos zeigen den Vorfall. Die potenzielle Tragweite der Entdeckungen im Ukraine-Krieg ist allerdings größer.

Putins Flotte in der Ostsee: Als „Geisterschiff“ auf Erkundungstour - „Ernsthafte Bedrohung“

„Selbstverständlich ist das eine ernsthafte Bedrohung, die bedeutet, dass es den Willen gibt, sich auf etwas vorzubereiten“, erklärte Björn Palmertz vom Zentrum für Cybersicherheit den Sendern. Der schwedische Geheimdienst Säpo und Militärgeheimdienste hätten bereits seit einigen Jahren auf „aggressives Verhalten“ Russlands in der Ostsee hingewiesen, betonte er: „Das muss man höchst ernst nehmen.“

Die „Admiral Wladimirski“ 2014 in Kronshtadt - das Schiff war nun offenbar auf Spionage-Mission in der Ostsee unterwegs.
Die „Admiral Wladimirski“ 2014 in Kronshtadt - das Schiff war nun offenbar auf Spionage-Mission in der Ostsee unterwegs. © imago stock&people/Itar-Tass

Konkret hatten die TV-Journalisten nun unter anderem die „Admiral Wladimirski“ im Blick. Das Schiff werde offiziell für Forschungsexpeditionen genutzt, diene laut Informanten aber zum Ausspionieren von Unterwasserinfrastruktur. Laut abgehörten Funksprüchen war die „Admiral Wladimirski“ etwa im November 2022 auf einer ungewöhnlichen Route zwischen den schwedischen Inseln Gotland und Öland unterwegs - durch mindestens zwei Übungsgebiete der schwedischen Marine.

Insgesamt einen Monat sei das Schiff durch skandinavische Gewässer gefahren - mit abgestellten Ortungssendern. Unter anderem Windparks hätten sich entlang des Weges befunden. Offenbar handelte es sich auch bei einem von Belgien aufgespürten russischen Schiff um die „Wladimirski“. In den Medien war in diesem Zusammenhang von einem „Geisterschiff“ die Rede.

Russland auf Ostsee-Mission: Geheimdienst sieht Vorbereitungen für „Großkonflikt“ - Kontrolle bei Putin?

Die Windkraft-Infrastruktur ist für die Stromversorgung der Region von Bedeutung. Laut dem dänischen Kanal DR verzeichnen die russischen Schiffe aber wohl auch Gasleitungen, Strom- und Internetkabel. Ziel sei es wohl „Sabotage gegen die nordischen Länder zu planen“, möglicherweise auch gegen Transatlantik-Kabel. Gerade Gotland betreffen zudem schwedische Sorgen vor russischen Angriffen, insbesondere angesichts des bislang ausbleibenden Nato-Beitritts.

Die Vorbereitungen seien „zentral“ für russische Vorbereitungen für einen Großkonflikt mit dem Westen, zitierte DR seine Quellen. „Das ist eine strategische Kapazität für Russland, die als sehr wichtig angesehen und direkt von Moskau aus gesteuert wird“, erklärte der norwegische Geheimdienstchef Nils Andreas Stensønes dem Sender.

Wladimir Putin dürfte dementsprechend über die Missionen informiert sein. Zuletzt hatte sich der Kremlchef zu einem Manöver der russischen Flotte im Pazifik geäußert - und dabei klargestellt, die Einheiten seien „in allen Richtungen“ nutzbar. (fn)

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