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Er protestierte alleine vor dem Kreml: Putin-Gegner und Nobel-Preisträger bei Razzia festgenommen

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Von: Patrick Mayer

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Moskau-Machthaber: der russische Präsident Wladimir Putin.
Moskau-Machthaber: der russische Präsident Wladimir Putin. © Bernd von Jutrczenka/Dpa

Während der chinesische Staatspräsident Xi Jinping in Moskau ist, lässt Wladimir Putin offenbar hart gegen seine politischen Gegner in Russland durchgreifen.

München/Moskau - „Die Durchsuchungen begannen gegen 7.30 Uhr Moskauer Zeit.“ Das schreibt die unabhängige russische Zeitung The Moscow Times über Razzien gegen Kreml-Gegner an diesem Dienstagmorgen (21. März). Ausgerechnet an jenem Tag, an dem der chinesische Staatspräsident Xi Jinping für Gespräche mit Machthaber Wladimir Putin in Moskau war. 

Oleg Orlow: Putin-Gegner bei Razzia in Russland festgenommen

Demnach wurden in Russland von den Behörden Räumlichkeiten der Menschenrechtsorganisation „Memorial“ durchsucht. Bei diesen Razzien wurde offenbar Friedensnobelpreisträger Oleg Orlow festgenommen. Davon berichten auch die Nachrichtenagentur AFP und die Financial Times.

Ihm werde eine „Diskreditierung“ der Armee vorgeworfen, schrieb „Memorial“ demnach auf seinem Telegram-Kanal. Das verstoße gegen geltendes russisches Gesetz. Orlow hatte in den vergangenen Monaten wiederholt gegen den Ukraine-Krieg protestiert - auch öffentlich. Er gilt als Gegner und Kritiker Wladimir Putins.

Mitglieder von „Memorial“: die beiden russischen Bürgerrechtler Oleg Orlow (li.) und Yan Rachinsky.
Mitglieder von „Memorial“: die beiden russischen Bürgerrechtler Oleg Orlow (li.) und Yan Rachinsky. © IMAGO/Alexander Shcherbak

Oleg Orlow: Russischer Bürgerrechtler protestierte vor dem Kreml gegen den Ukraine-Krieg

So hatte sich der 69-jährige Bürgerrechtler am 10. April 2022 etwa ganz alleine auf den „Roten Platz“ vor dem Kreml gestellt und ein Plakat hochgehalten, auf dem stand: „Unsere Weigerung, die Wahrheit zu wissen, und unser Schweigen machen uns zu Mitschuldigen an Verbrechen.“ Bei Twitter kursieren mehrere Fotos von der Protestaktion. Auch damals wurde Orlow festgenommen.

Orlow ist Leiter des Rechtszentrums der Menschenrechtsorganisation. 2009 hatte er für „Memorial“ den „Sacharow-Preis für geistige Freiheit“ des Europäischen Parlaments entgegengenommen, im vergangenen Oktober wurde seiner Bürgerrechtsinitiative der Friedensnobelpreis verliehen. Die Preisträger hätten einen außergewöhnlichen Beitrag dazu geleistet, Kriegsverbrechen, Menschenrechtsverletzungen und Machtmissbrauch zu dokumentieren, erklärte die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen, damals.

Im Video: Kompakt - Die wichtigsten News zum Russland-Ukraine-Krieg

Wie „Memorial“ auf Telegram mitteilte, haben russische Behörden nach seiner Festnahme ein Strafverfahren gegen den Co-Vorsitzenden der Menschenrechtsgruppe eröffnet, die Ende der 1980er Jahre kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion entstand. Orlow werde beschuldigt, wiederholt gegen beschriebenes russisches Gesetz gegen die „Diskreditierung“ der Armee verstoßen zu haben, weswegen ihm nun bis zu drei Jahre Haft drohen würden. Markant: Erst am Wochenende hatte die australische Journalistin Sarah Ferguson dem russischen Botschafter für Australien, Alexej Pawlowsky, in einem direkten TV-Interview vorgeworfen, das Regime in Moskau lasse Dissidenten verhaften, wie Merkur.de berichtete.

Oleg Orlow: Widersacher von Russland-Präsident Wladimir Putin

Orlow wurde laut „Memorial“ noch am selben Tag gegen Kaution wieder freigelassen. In den vergangenen Jahren war er wiederholt wegen öffentlicher Vorwürfe gegen den Kreml oder gegen „Putins Bluthund“ Ramsan Kadyrow festgesetzt worden. Seinem politischen Protest tat das keinen Abbruch. (pm)

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