Russland rekrutiert neues Personal für Ukraine-Krieg offenbar in Frauen-Gefängnissen
Das russische Militär geht bei der Suche nach neuen Rekruten offenbar neue Wege. Auch weibliche Gefängnis-Insassen werden nun wohl in den Ukraine-Krieg geschickt.
Moskau – Im andauernden Ukraine-Krieg erleiden beide Seiten erhebliche Verluste. Alleine bei den Kämpfen um die Stadt Bachmut sollen diese deutlich im fünfstelligen Bereich liegen. Russland und die Ukraine brauchen also neue Rekruten, um ihre Bemühungen in der Ostukraine fortsetzen zu können.
Auf russischer Seite hat sich bereits in der Vergangenheit das Anwerben von Sträflingen bewährt. Vor allem die Privatarmee Gruppe Wagner hatte seit Kriegsbeginn wiederholt Sträflinge aus russischen Gefängnissen rekrutiert. Mittlerweile soll die russische Armee ebenfalls auf diese Methode zurückgreifen – und dabei auch weibliche Häftlinge anwerben.
Kiew meldet neue Rekrutierungs-Taktik: Russland schickt wohl weibliche Sträflinge in die Ukraine
Entsprechende Informationen verbreitete das ukrainische Verteidigungsministerium in einem Lagebericht am Montag auf Telegram. „Vor dem Hintergrund großer Personalverluste im Krieg nutzt der Feind alternative Quellen zur Wiederauffüllung der Streitkräfte“, verkündete das Ministerium in dem Beitrag. In der vergangenen Woche wurde in diesem Zusammenhang offenbar der Transport von Sträflingen mit einem Zug in die ukrainische Region Donezk beobachtet. In einem dieser Wagons sollen sich dabei weibliche Häftlinge befunden haben.

Russlands Militär rekrutiert in Frauen-Gefängnissen: Über 100 Insassen in die Ukraine gebracht
Die Informationen wurden auch von russischer Seite bestätigt. Olga Romanowa, eine der Gründerinnen der Gefangenenrechts-NGO „Russia Behind Bars“ bestätigte gegenüber der russischen Plattform iStories die Berichte. „Sie wurden aus Strafkolonien in Südrussland geholt. Ich kenne die genauen nicht, aber sie arbeiteten in Kuschewka [in der südlichen Region Krasnodar]“, sagte Romanowa. Demnach sollen bereits über 100 weibliche Sträflinge in die Ukraine gebracht worden sein. Bislang unklar ist jedoch, ob die Frauen sich freiwillig für den Einsatz im Kriegsgebiet gemeldet hatten oder gegen ihren Willen nach Donezk geschickt wurden.
Bereits im Dezember hatte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin öffentlich die Erlaubnis gefordert, auch weibliche Gefängnisinsassen für den Kriegsdienst rekrutieren zu dürfen. Diese könnten „nicht nur als Krankenschwestern und Signalgeber, sondern auch in Sabotagegruppen und Scharfschützenpaaren“ eingesetzt werden, sagte Prigoschin damals.
Wie das unabhängige russische Portal The Moscow Times berichtete, soll die Anregung dazu von einem Lokalpolitiker aus der Region Swerdlowsk gekommen sein. Dieser habe einen Brief von weiblichen Insassen erhalten, die ihn darum gebeten hatten, im Ukraine-Krieg kämpfen zu dürfen.
Putin kopiert Wagner: Russlands Militär rekrutiert wohl verstärkt aus Gefängnissen
Die Gruppe Wagner bot den Häftlingen im Gegenzug für den Kriegsdienst in der Ukraine die Freilassung an. Wie viele verurteilte Verbrecher auf diesem Weg die Freiheit erlangen konnten, ist jedoch nicht bekannt. Die Rekruten aus russischen Gefängnissen wurden von den Wagner-Söldnern oft in vorderster Front eingesetzt. Dort mussten sie ohne Rücksicht auf Verluste ukrainische Positionen stürmen. Die dabei erlittenen Verluste waren enorm.
Dabei gerieten die Rekruten auch in den Machtkampf zwischen Prigoschin und Präsident Wladimir Putin. Einer Analyse des US-Thinktanks „Institute for the Study of War“ zufolge, soll Russlands Militär bewusst auf hohe Verluste unter den Wagner-Söldner beim Kampf um Bachmut gesetzt haben.
Ebenfalls als Folge der Auseinandersetzung soll Prigoschin die Rekrutierung von weiteren Häftlingen untersagt worden sein. Möglich ist es, dass die russische Armee das erfolgreiche Modell nun für sich nutzten möchte, um die Verluste in den eigenen Reihen kaschieren zu können. (fd)